In diesem Jahr feiert die Ständige Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft, besser bekannt als MAK-Kommission, ihr 70-jähriges Bestehen. Ein beeindruckendes Jubiläum, das uns dazu einlädt, die essenzielle Arbeit dieser Institution zu würdigen, die seit sieben Jahrzehnten maßgeblich zur Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz in Deutschland beiträgt.
Wie können wir Gesundheitssysteme zukunftsfähig gestalten? Was bedeutet systemische Führung angesichts des demografischen Wandels? Und welche Rolle spielt dabei das europäische Führungskräfte-Netzwerk Sciana? Im folgenden Interview zeigen Louise Baker-Schuster, Louise Baker-Schuster, Chief Strategy and Partnerships Officer bei Sciana, und der Mediziner und Sciana-Fellow Prof. Dr. Marc Augustin, warum gerade jetzt neue Allianzen, interdisziplinäre Perspektiven und mutige Impulse gebraucht werden.
Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in alle Bereiche – auch im Arbeitsschutz. Viele Anwendungen befinden sich noch in der Entwicklungsphase, doch eines ist bereits klar: Ohne die menschliche Komponente wird es auch künftig nicht gehen. Erst im Zusammenspiel mit dem Menschen entfaltet KI ihr volles Potenzial.
Kongresse bieten immer viel Neues: Während die Referierenden im Hörsaal mit exzellenten Präsentationen viele interessierte Besucherinnen und Besucher erreichen, führen die Forschungsergebnisse aus Postern häufig nur ein Schattendasein. Sie stehen oft dicht-an-dicht in Ecken des Veranstaltungsortes und es bleibt selten Zeit, sie alle gebührend zur Kenntnis zu nehmen. Doch auch hinter Postern steckt oft jede Menge Arbeit und manch interessantes Detail.
Schwangere und stillende Frauen sind in der Grünen Branche besonderen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Mit einer Gefährdungsbeurteilung erkennen Arbeitgeber und Beschäftigte Gefahren und Schutzmaßnahmen. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) stellt praktische Maßnahmen zur Arbeitssicherheit in den Fokus und präsentiert maßgeschneiderte Leistungen des agrarsozialen Verbundträgers.
Der qualitative Teil der Tiroler Frauengesundheitsstudie bietet Einblicke in subjektive Gesundheitswahrnehmungen von Frauen. Die Interviews beleuchten Versorgungslücken, psychosoziale Belastungen und Lebensphasenspezifika. Der Beitrag zeigt praxisnahe Anknüpfungspunkte für eine geschlechtersensible Versorgung und gesundheitsförderliche Strukturen.
Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, mit weltweit etwa 190 Millionen Betroffenen im erwerbsfähigen Alter. Ihre Teilhabe am Arbeitsleben ist unter anderem davon abhängig, wie gut die Arbeitsbedingungen zu den Erfordernissen ihrer Erkrankung passen. Die vorliegende Studie gibt einen Einblick, wie Menschen mit einer Endometriose ihre Arbeitsbedingungen sowie Arbeitsauswirkungen im Vergleich zu Menschen mit anderen chronischen Erkrankungen wahrnehmen.
Das Thema Wechseljahre wird in Deutschland noch häufig tabuisiert. Diese gesellschaftliche Realität spiegelt sich auch in der Arbeitswelt wider, wo Millionen von Frauen täglich mit den Herausforderungen der Wechseljahre konfrontiert sind, ohne angemessene Unterstützung oder auch nur ein offenes Gespräch über ihre Situation führen zu können.
Für effektiven Arbeitsschutz ist die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) unerlässlich: Für den Gehörschutz und für den Fußschutz wird eine Vielzahl an Möglichkeiten und aktuelle Entwicklungen vorgestellt. Die Arbeitsmedizinische Regel AMR 3.3. rückt die ganzheitliche Vorsorge in den Fokus. Die Originalarbeit „Arbeitsschutz „im Huckepack“ – ein alternatives Konzept zur Ansprache von Unternehmen auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ befasst sich mit einer höheren Umsetzungsmotivation als Ziel, das in Kleinunternehmen erprobt wurde. Ferner werden Ergebnisse eines europaweiten Projekts zum Arbeits- und Gesundheitsschutz im Friseurhandwerk vorgestellt. Für geschlechtergerechtem Arbeitsschutz in Betrieben gibt es gute Argumente. Dazu werden Ansatzpunkte sowie Beispiele aus der Praxis aufgezeigt. Arbeitsverdichtung, Digitalisierung, Folgen des Klimawandels, Dekarbonisierung: Ein vorausschauender Arbeitsschutz macht Unternehmen resilient.
Dieser Fokus bietet ein breites Themenspektrum: Bei dysfunktionales Verhalten im Betrieb bietet die Rudelpsychologie präventive Ansätze. Eine Studie untersucht „Prekäre Beschäftigung und depressive Symptomatik“ mit geschlechtsspezifischem Fokus: Männer sind bei prekärer Beschäftigung stärker gefährdet, depressive Symptome zu entwickeln. Das GUSI-Programm unterstützt frühzeitig beim Erkennen persönlicher Stressoren und fördert Selbstregulation. Im Rahmen des GDA-Arbeitsprogramms „Psyche“ stehen neue Empfehlungen zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung zur Verfügung. Wie herausfordernd Arbeitsgestaltung im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung ist, zeigt sich Beispiel der Arbeitsintensität. Die Psychosomatische Sprechstunde im Betrieb (PSIB) verbindet Unternehmen mit externen Fachkräften der Psychotherapie. Zwei Studien beleuchten zudem die Wiedereingliederung nach Depression, darunter das Vier-Phasen-Modell zur Rückkehr nach psychischen Krisen.
Kompaktes Fachwissen im Überblick: Mobile Messsysteme zur Analyse körperlicher Arbeitsbelastungen bieten für verschiedene Einsatzszenarien praktikable Lösungen und liefern arbeitsmedizinisch bedeutsame Erkenntnisse, insbesondere wenn direkte Messungen komplex sind: Die CUELA‑Methode ermöglicht die standardisierte Bewertung körperregionsspezifischer Belastungen. Das digitale Menschmodell Dynamicus als biomechanisches Analysewerkzeug zur Berechnung von Parametern wie Gelenkmomenten, Gelenkwinkeln und Aktionskräften, basiert auf Sensordaten und ist ideal zur Analyse repetitiver Tätigkeiten oder Fügeprozesse. Die im Februar 2022 grundlegend überarbeitete AMR 13.2 konkretisiert die Vorsorgepflicht der ArbMedVV bei „wesentlich erhöhten körperlichen Belastungen“ und definiert mit einem vierstufigen Risikokonzept sowie abgestuften Methoden klare Kriterien und Screeningverfahren. Im aktuellen Forschungsstand wird Exoskeletten ein hohes Potenzial zur gezielten Entlastung muskuloskelettaler Regionen attestiert, insbesondere im Schulter‑ und Rückenbereich, jedoch sind individuelle Gefährdungsbeurteilungen zur praxisnahen Implementierung weiterhin notwendig.
Dieser Fokus fasst zunächst die wichtigsten Grundlagen zum Thema Klimawandel zusammen und erörtert Maßnahmen zur Anpassung der städtischen Infrastruktur wie Krankenhäuser, Alten- und Behinderteneinrichtungen sowie Kindertageseinrichtungen. Ein praxisorientiertes Simulationstraining für Medizinstudierende zum Thema „Klimawandel und Gesundheit“ gilt als erste Lehrveranstaltung dieser Art. Ferner werden Ergebnisse für Inhalte eines Hochschulmoduls „Klimawandel und Gesundheit“ sowie Ergebnisse einer deskriptiven Querschnittstudie „Planetare Gesundheit in der Lehre des Querschnittsbereichs „Klinische Umweltmedizin“ vorgestellt.
Berufsbedingte allergische Erkrankungen sind ein bedeutsames Gesundheitsrisiko, wobei die Berufskrankheit Nr. 5101 („Schwere oder wiederholt rückfällige Hautkrankheiten") zentral in der betriebsärztlichen Begutachtung steht. Im Friseur- und Kosmetikhandwerk sind Nickel- und Kobaltallergien durch metallhaltige Arbeitsgeräte besonders häufig. Die Arbeitsgruppe „Allergie" der MAK-Kommission entwickelt wissenschaftliche Grundlagen zur Bewertung allergener Arbeitsstoffe und erstellt Empfehlungen für Schutzmaßnahmen. „Der besondere Fall“ behandelt berufsbedingte Kontakturtikaria und allergische Rhinitis durch Sensibilisierung gegen Cannabis sativa, was als Berufskrankheit Nr. 4301 gemeldet wurde.
Vom 4. bis 7. November 2025 trifft sich die internationale Fachwelt zum 39. Internationalen A+A Kongress in Düsseldorf, um über die Zukunft von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit zu diskutieren. Es gibt jetzt Tickets und erste Einblicke ins Programm.
Die International Commission on Occupatioal Health (ICOH) hat Frau Professorin Andrea Kaifie-Pechmann zur National Secretary Germany benannt. Frau Kaifie-Pechmann ist Direktorin des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin in Erlangen, Leiterin der dortigen Betriebsärztlichen Dienststelle, Fachärztin für Arbeitsmedizin, Fachärztin für Allgemeinmedizin sowie Master of Science in Public Health mit dem Schwerpunkt Epidemiologie und Prävention. Im folgenden Interview beantwortet sie uns einige Fragen zu ihrer neuen Aufgabe.
Nach zwischenzeitlich gefestigter Rechtsprechung ist bei Berufskrankheiten ohne Einwirkungsdosis mit dem Vorhandensein der jeweiligen Listenstoffe am Arbeitsplatz vom Vorliegen der arbeitstechnischen Voraussetzungen auszugehen. Sind andere Ursachen für die Erkrankung von Versicherten positiv ausgeschlossen, kommt es für die Frage der Anerkennung einer Berufserkrankung entscheidend darauf an, ob die arbeitsmedizinischen Voraussetzungen einer beruflichen Verursachung des Krankheitsbilds belegt sind.
Die betriebsärztliche Beurteilung von inkohärenter optischer Strahlung im Reinraum stellt unter den besonderen Arbeitsplatzbedingungen eine Herausforderung dar. Anhand der erhobenen Ergebnisse können unter standardisierten Arbeitsverfahren die reale Exposition und das damit verbundene Gesundheitsrisiko der Mitarbeitenden durch UV-A-Licht besser eingeschätzt werden. Mit den neuen Erkenntnissen wurde die Gefährdungsbeurteilung für Arbeiten mit UV-A-Licht im Reinraum angepasst, eine Ausnahmegenehmigung nach § 10 OStrV (Arbeitsschutzverordnung zu künstlicher optischer Strahlung) genehmigt und eine Reihe von alternativen Schutzmaßnahmen festgelegt.
Im Rahmen des Flexirentengesetzes (§ 14 SGB VI) ist die Deutsche Rentenversicherung (DRV) angehalten, einen Ü45-Check als freiwillige, berufsbezogene Gesundheitsvorsorgeuntersuchung anzubieten und in Modellprojekten zu überprüfen. Ziel des Ü45-Checks ist es, berufsbezogene Teilhabestörungen bei Versicherten der DRV frühzeitig zu identifizieren, um passende Leistungen zur Prävention und Rehabilitation anbieten zu können und so die Gesundheit und Erwerbsfähigkeit der Versicherten möglichst lange zu erhalten.
Die BruderhausDiakonie erprobte Exoskelette im Pflegealltag und überführte deren Einsatz erfolgreich in den Arbeitsalltag. Der Beitrag zeigt, wie nachhaltiger Transfer durch gezielte Einbindung, Praxisnähe und geschulte Multiplikatorinnen im Team gelingen kann.
In einem gemeinsamen Projekt mit 13 Inklusions-/Integrationsämtern und dem Fraunhofer IPA wird ermittelt, ob und inwiefern Menschen mit Schwerbehinderung von Exoskeletten bei ihrer beruflichen Tätigkeit unterstützt werden können. Neben der systematischen Auswahl wird ein Prozess entwickelt, wie die Implementierung und Evaluation im Arbeitsumfeld gestaltet werden kann. Zur Qualitätssicherung entstehen Hilfsmittel, Checklisten und Schulungsmaterialien, um eine erfolgreiche Integration zu gewährleisten.
In zahlreichen Fach- und Publikumsmedien werden Exoskelette thematisiert und beworben. Aussagekräftige Berichte zu einer breiten beruflichen Anwendung oder belastbare Studienergebnisse zum längerfristigen Einsatz sind bisher nicht bekannt. Vor der dauerhaft erfolgreichen Einführung der Hilfsmittel sind verschiedene Hürden zu überwinden.
Gewalt gegen Beschäftigte im Gesundheitswesen steht zunehmend im Fokus des Arbeitsschutzes und auch der breiten Öffentlichkeit. Beschäftigte berichten über Beleidigungen, Bedrohungen, Angriffe oder Sachbeschädigungen. Kliniken investieren in Sicherheitsvorkehrungen, Security-Mitarbeitende und sogar Selbstverteidigungskurse. Aus arbeitsmedizinischer Perspektive sollen das reale Gewaltrisiko beleuchtet und mögliche Ansätze für den präventiven Arbeitsschutz vorgestellt werden.
Neurodiversität gewinnt zunehmend an Bedeutung in Gesellschaft, Unternehmen und Medien. Firmen wie SAP und Microsoft setzen verstärkt auf HR-Maßnahmen für neurodivergente Menschen, und in Deutschland erkennen immer mehr Betriebe das Potenzial dieser Personen. Um dieses langfristig zu fördern, ist mehr als angepasste Personalauswahl nötig – ein integrativer Ansatz, der auch die Arbeitsgestaltung einbezieht.
Leitlinienerstellung nach AWMF-Kriterien ist Kernaufgabe wissenschaftlicher medizinischer Fachgesellschaften, so auch der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM). Zielgruppe arbeitsmedizinischer Leitlinien sind nicht nur Patientinnen und Patienten, sondern generell Bürgerinnen und Bürger, konkret solche in der Arbeitswelt. Im vorliegenden Plädoyer wird ausgeführt, dass es nicht nur eine akademisch gebotene Aufgabe ist, bei Leitlinien mitzuwirken, sondern dass diese Mitarbeit auch persönlich sehr bereichernd ist und Freude macht.