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Die Best-Practice-Beispiele zeigen, dass der Präventionsansatz dabei je nach Zielgruppe, Tätigkeitsbereich und Zielsetzung ganz unterschiedlich aussehen kann und sich sowohl auf die Gestaltung der Arbeitsbedingungen als auch auf die persönlichen Verhaltensweisen fokussiert. Die Ansätze eint, dass der Erfolg der Maßnahmen maßgeblich davon abhängt, inwiefern die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe berücksichtigt werden, beispielsweise in besonders praxisnahen und niedrigschwelligen Maßnahmen. Um die Best Practices greifbar zu machen, werden in dieser Serie bewusst Fallbeispiele von konkreten Unternehmen beleuchtet. Dies geschieht rein zu Informationszwecken und stellt keine Werbung dar.
In Teil 2 wird die jährliche Kampagne eines deutschen Energiekonzerns vorgestellt, die mit Themen rund um einen gesunden Lebensstil für die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Mitarbeitenden des Unternehmens sorgen will.
Best practice examples for preventive measures in occupational health management (Part 2): Health Focus Week – A fixed item in the annual calendar of a German energy company
“Time for me” – a slogan that may initially seem unusual in a professional environment. However, at the German energy company E.ON, it has been a common practice for years. The established committee of health managers from the various corporate units organizes the company-wide Health Focus Weeks under this motto. This gives employees the opportunity to consciously take time for their well-being and benefit from a diverse program focused on a healthy lifestyle.
Best-Practice-Beispiele für Präventionsangebote im BGM (Teil 2): Fokuswoche Gesundheit – Ein fester Programmpunkt im Jahreskalender eines deutschen Energiekonzerns
„Zeit für mich“ – ein Slogan, der im beruflichen Umfeld zunächst ungewöhnlich wirkt. Im deutschen Energiekonzern E.ON ist er jedoch seit Jahren gelebte Praxis. Das etablierte Gremium der Gesundheitsmanagerinnen und -manager aus den verschiedenen Konzerneinheiten organisiert unter diesem Motto die Fokuswochen Gesundheit konzernweit. Mitarbeitende erhalten so die Gelegenheit, sich bewusst Zeit für ihr Wohlbefinden zu nehmen und von einem vielfältigen Programm rund um einen gesunden Lebensstil zu profitieren.
Kernaussagen
Fokuswochen Gesundheit bietet ein interdisziplinäres Netzwerk von Gesundheitsmanagerinnen und Gesundheitsmanagern ein thematisch strukturiertes, digitales Programm zur Förderung in allen Bereichen rund um das Thema Gesundheit speziell für alle Mitarbeitenden.
Organisierte Vernetzung für ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement
Der E.ON-Konzern ist mit rund 79.000 Beschäftigten dezentral in einer Matrixorganisation strukturiert. Diese Komplexität stellt Unternehmensbereiche wie das Gesundheitsmanagement vor besondere Herausforderungen. Gesundheit als zentrales Thema erfordert eine koordinierte Vernetzung über alle Organisationseinheiten hinweg.
Vor über 20 Jahren wurde deshalb ein konzernweiter Expertenkreis gegründet, der Gesundheitsmanagerinnen und -manager aus allen Unternehmenseinheiten vereint. Koordiniert von der E.ON SE, bildet dieser Kreis eine Plattform für praxisnahen, regelmäßigen Austausch. Mit Engagement setzen die Gesundheitsmanagerinnen und -manager in den Gesellschaften wirkungsvolle, nachhaltige Impulse zum Wohl der Mitarbeitenden. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus punktuellen Treffen ein strukturiertes, regionales, nationales sowie internationales Netzwerk, das die Basis für ein abgestimmtes und effizientes Gesundheitsmanagement bildet.
Ziele des BGM-Experten-Netzwerks
Das Gesundheitsmanagement-Netzwerk nutzt regelmäßige Austauschformate, um zahlreiche Maßnahmen konzernweit zu planen und umzusetzen. Ziel ist es, Synergien zu schaffen und von den Best Practices der unterschiedlichen Einheiten zu profitieren.
Aus diesem erfolgreichen Vorgehen entstand vor drei Jahren die konzernweite Kampagne „Zeit für mich“, die seitdem zu Jahresbeginn zentral über das Netzwerk der Gesundheitsmanagerinnen und Gesundheitsmanager organisiert wird (➥ Abb. 1). Für die Umsetzung formiert sich eine projektbezogene Arbeitsgruppe aus etwa sechs Mitgliedern des Netzwerks, die durch eine zentrale Projektleitung koordiniert wird. Je nach Bedarf wird die Gruppe durch inhaltliche Zuarbeit aus dem gesamten Netzwerk unterstützt. Als Datengrundlage für die Erarbeitung eines Programms stehen den Gesundheitsmanagerinnen und -managern neben den Instrumenten des betrieblichen Gesundheitsmanagements regelmäßigen Mitarbeiterbefragungen und jährliche kassenübergreifende Gesundheitsberichte ihrer Einheiten zur Verfügung. Das Ergebnis ist ein praxisorientiertes, vielseitiges Angebot, das Beschäftigte ermutigt, sich bewusst Zeit für die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden zu nehmen – im Sinne einer nachhaltigen betrieblichen Gesundheitsförderung.
Die „Zeit für mich“-Kampagne – ein etablierter Gesundheitsimpuls
Im Februar 2022 startete die erste „Zeit für mich“-Kampagne im Rahmen der Fokuswochen Gesundheit mit 15 Aktionstagen über drei Wochen hinweg. Seither und als Lernpunkt aus der Zeit der Corona-Pandemie findet das reine Online-Format jährlich im ersten Quartal statt und wird kontinuierlich weiterentwickelt – stets auf Basis des wertvollen Feedbacks der Teilnehmenden.
Die Fokuswoche Gesundheit 2025 – klare Schwerpunkte mit vielfältigen Angeboten
Unter Einbindung des Feedbacks aus den Vorjahren, fanden im Februar 2025 insgesamt 41 Veranstaltungen in mehreren Sprachen statt – darunter Deutsch, Englisch, Italienisch, Polnisch und Ungarisch –, um die Inhalte möglichst vielen Mitarbeitenden zugänglich zu machen.
Jeder Aktionstag stand unter einem eigenen Motto:
Diese Struktur erlaubt es den Beschäftigten, nach individuellen Interessen gezielt die passenden Angebote auszuwählen. Das Format wurde als reine Online-Veranstaltung organisiert, um konzernweit möglichst viele Mitarbeitende zu erreichen.
Das Referententeam setzt sich aus internen Fachexpertinnen und -experten (z. B. in Formaten wie „von Kollegen für Kollegen“) sowie renommierten internen und externen Persönlichkeiten des Konzerns zusammen. Zu den Highlights zählten unter anderem Top-Managerinnen und -Manager aus dem Konzern sowie Keynote Speaker wie Prof. Dr. Ingo Froböse, Dr. Stephan Barth und Frank Busemann.
Die Teilnehmerzahlen spiegeln die große Akzeptanz wider: Die Teilnahmen stiegen von 2767 im Jahr 2022 auf beeindruckende 10.341 Teilnehmende im Jahr 2025.
Ebenso stieg die Feedbackquote von 5,2 % im Jahr 2022 auf 24,29 % im Jahr 2025, wodurch das Programm kontinuierlich optimiert werden konnte und auch zukünftig weiter auf die Bedarfe der Mitarbeitenden angepasst werden kann.
Einen wertvollen Einblick liefert zudem ein Blick auf die fünf meistbesuchten Veranstaltungen der Fokuswoche: Mit jeweils über 500 Teilnehmenden stießen insbesondere die Themen „Was wir vom Spitzensport lernen können“, „Vitamin D – Das unterschätzte Vitamin“, „Mental Load – Der Umgang mit der unsichtbaren Last“, „Frauengesundheit“ sowie „It’s on us – Gesunde Energie“ auf besonders großes Interesse.
Die Auswertungen der letzten Jahre zeigen, dass eine kompakte Woche mit fünf Aktionstagen am effektivsten ist. Um Kontinuität und Wiedererkennung sicherzustellen, bleibt der Kampagnentitel „Zeit für mich“ als wiederkehrendes Leitmotiv und gleichbleibendes Kampagnenbild erhalten.
Die Evaluation der Fokuswochen erfolgt regelmäßig unmittelbar im Anschluss an jede Veranstaltung. Dazu wird ein standardisierter Online-Fragebogen genutzt, der die Evaluationsergebnisse über die Jahre vergleichbar macht. Es werden Aspekte wie Organisation, Inhalte der Veranstaltungen und Qualität der Referierenden systematisch erfasst. Ergänzend bieten offene Kommentarfelder Raum für individuelles Feedback, wodurch wertvolle qualitative Rückmeldungen gesammelt werden konnten.
Auf Basis der Bewertungen sowie der Analyse der Teilnehmerzahlen lassen sich zentrale Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des Programms ableiten. Zusätzlich wird ausgewertet, aus welchen Konzerngesellschaften die Teilnehmenden stammen.
Diese Informationen ermöglichen im Nachgang eine gezielte Reflexion innerhalb des Netzwerks der Gesundheitsmanagerinnen und -manager, mit dem Ziel, aus den Erfahrungen zu lernen und die kommende Kampagnenwoche noch passgenauer stattfinden lassen zu können. Diese Auswertungen fließen systematisch in die Konzeption der kommenden Fokuswochen ein und tragen so zu einer fortlaufenden Optimierung bei.
Erkenntnisse und Ausblick
Arbeit und Gesundheit sind untrennbar miteinander verbunden. Ziel ist es, die Gesundheit aktiv zu fördern. Jede und jeder Mitarbeitende trägt Verantwortung für die eigene Gesundheit, der Arbeitgeber kann dies durch gezielte Impulse, passende und bedarfsorientierte Angebote und eine gesundheitsförderliche Unternehmenskultur unterstützen.
Wenn dieses Zusammenspiel gelingt, profitieren beide Seiten: Beschäftigte bleiben langfristig gesund und motiviert, Unternehmen halten und gewinnen engagierte Fachkräfte, die ihre Ziele mittragen.
Vor diesem Hintergrund wird „Zeit für mich“ im E.ON-Konzern auch künftig ein fester Bestandteil im Jahresprogramm bleiben. Denn Gesundheit ist kein einmaliges Thema, sondern ein kontinuierlicher Prozess, der Aufmerksamkeit und Förderung verdient.
Interessenkonflikt: Die Autorin ist bei E.ON beschäftigt. Weitere Interessenkonflikte liegen nicht vor.