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Women’s health in the green sector
Women working in agriculture, forestry, and horticulture are often exposed to heavy workloads. The demands here are sometimes considerable. The Social Insurance for Agriculture, Forestry, and Horticulture (SVLFG) aims to address this unique situation with its range of services and targeted information. In doing so, it is simultaneously implementing a corresponding mandate from the Federal Government that opens up new opportunities.
Frauengesundheit in der Grünen Branche
Frauen, die in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Gartenbau arbeiten, sind oftmals einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt. Die Anforderungen sind hier zum Teil beträchtlich. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) will dieser besonderen Situation mit ihren Leistungsangeboten und gezielten Informationen gerecht werden. Damit setzt sie gleichzeitig einen entsprechenden Auftrag der Bundesregierung um, der neue Möglichkeiten eröffnet.
Kernaussagen
Frauen nehmen eine zentrale Rolle in Betrieben ein. Sie fahren mit dem Schlepper, versorgen Tiere, misten Ställe aus, übernehmen Buchhaltung, Bankgeschäfte oder zusätzliche Unternehmens-Standbeine wie Direktvermarktung oder Feriengäste. Hinzu kommt, dass viele Frauen außerbetrieblich arbeiten und sich ehrenamtlich engagieren. Auch in der Familie agieren Frauen oft als Bindeglied und übernehmen den Haushalt, die Erziehung der Kinder sowie die Pflege von Angehörigen. Diese Fülle von Aufgaben kann belasten.
Burnout durch Mehrfachbelastung
Diese Fülle an Aufgaben kann auch zu einem Burnout führen, womit eine extreme Variante einer gesundheitlichen und allgemeinen Belastung bezeichnet wird. Seit 2022 wird Burnout als Syndrom definiert, das als Folge von Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann, auftritt. Auch in der Landwirtschaft wird in den letzten Jahren vermehrt über Burnout gesprochen.
Nach den Ergebnissen der Studie „Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in der Landwirtschaft“ des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft und der Universität Göttingen (s. Online-Quellen) zeigen über 21 % der befragten Frauen Anzeichen einer Burnout-Gefährdung. Diese Studie beruht auf einer Online-Befragung, an der über 7300 Frauen teilnahmen, von denen 49 % Ehegattinnen oder Partnerinnen des Betriebsleiters sind.
Auslösende Faktoren
Wie bereits andere Studien bestätigte auch diese einen Zusammenhang zwischen der finanziellen Situation und dem Gesundheitszustand. Frauen, die ihre persönliche Einkommenssituation negativ bewerten, scheinen deutlich stärker gesundheitsgefährdet zu sein als Frauen, die ihre Einkommenssituation als weder gut noch schlecht oder eher gut bewerten.
Die Ergebnisse zeigen auch, dass zudem die betriebliche Zukunft ein relevanter Einflussfaktor für das Risiko einer Burnout-Gefährdung zu sein scheint. So sind die Frauen, die es als eher unwahrscheinlich ansehen, dass der Betrieb in zehn Jahren noch existiert, deutlich stärker gefährdet als die Befragten, die eine bessere Zukunft des Betriebs annehmen.
Präventionsangebote der SVLFG
Die SVLFG unterstützt mit individuellen Gesundheitsangeboten unter psychologischer Begleitung. Diese stehen deutschlandweit und teils auch online bereit. Gruppenangebote ermöglichen es, unter professioneller Leitung Gesundheitskurse mit anderen Menschen aus der Grünen Branche zu erleben (s. Infokasten).
Angebote für Pflegende
Viele bäuerliche Familien pflegen Angehörige zu Hause. Frauen tragen meist die Hauptlast. Sie fokussieren sich stark auf die Pflegebedürftigen, vernachlässigen oft ihre eigene Gesundheit und können damit zu den Kranken von morgen werden. Mögliche Folgen sind emotionale Belastungen, sozialer Rückzug und Überforderung − eine Belastung für die gesamte Familie. Die SVLFG bietet daher die Trainings- und Erholungswoche mit Zeit für die eigenen Bedürfnisse, für Entspannung, Bewegung und Regeneration sowie mit vielen schönen Momenten in der Gemeinschaft an. Oft finden sich Menschen in der Rolle der Pflegenden, ohne Krankenpflege gelernt zu haben. In dieser Auszeit lernen sie darum auch das selbstschonende Pflegen.
Wenn es der Gesundheitszustand der Pflegebedürftigen zulässt, können diese begleitend teilnehmen. Fachkräfte betreuen die Angehörigen dann vor Ort. Vorab besucht eine Pflegeberaterin oder ein Pflegeberater der SVLFG die Familie und berät zur Teilnahme am Pflegetandem.
Pflegende Eltern haben ganz besondere Bedürfnisse. Ihre Pflege ist oft eine Lebensaufgabe – es gibt Rollenkonflikte, besonders in der Vereinbarkeit mit dem Beruf und im Umgang mit Geschwisterkindern. Für pflegende Eltern gib es deshalb eine spezielle Auszeit, wo sie sich untereinander austauschen können.
Sich herauszunehmen und die Abwesenheit zu organisieren, ist für manche schlecht möglich. Deshalb bietet die SVLFG auch Online-Seminare für Pflegende an. Auch über den regelmäßig stattfindenden digitalen Pflegestammtisch können sich Pflegende vernetzen, ohne von zuhause weg zu müssen (s. Infokasten).
Andere Gesundheitsrisiken
Frauen sind aufgrund biologischer und sozialer Faktoren anderen Gesundheitsrisiken ausgesetzt als Männer. Schon in jungen Jahren nehmen sie häufiger Medikamente ein, sei es Kontrazeptiva oder Mittel gegen Regelschmerzen. Laut dem Robert Koch-Institut werden bei Frauen auch häufiger psychische Erkrankungen diagnostiziert, weshalb ihnen öfter Psychopharmaka verschrieben werden.Ein weiteres Problem ist, dass Medikamente oft auf den männlichen Stoffwechsel abgestimmt sind. Das kann zu Unterschieden in der Wirkung und den Nebenwirkungen führen und macht eine Anpassung der Dosierung für Frauen notwendig
Mutter und Kind schützen
Schwangere und stillende Frauen sind in der Grünen Branche besonderen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Damit Arbeitgeber und Beschäftigte Gefahren erkennen und Schutzmaßnahmen einleiten können, müssen sie die Risiken für den Arbeitsplatz kennen. Basis dafür ist die allgemeine Gefährdungsbeurteilung. Sie berücksichtigt grundsätzlich den Mutterschutz, unabhängig davon, ob eine Frau an dem Arbeitsplatz tätig ist. Schwangere Beschäftigte erhalten hier wichtige Anhaltspunkte zu ihrem eigenen Schutz und dem ihres Kindes. Zeigt eine Arbeitnehmerin eine Schwangerschaft an, konkretisiert der Arbeitgeber die allgemeine Gefährdungsbeurteilung mit Blick auf die individuelle Situation. Das Ergebnis ist eine anlass- und personenbezogene Gefährdungsbeurteilung. Bei der Erstellung und Überarbeitung der Gefährdungsbeurteilung vermitteln Arbeitgeber risikoreduzierende Maßnahmen in der Unterweisung und erstellen eine Betriebsanweisung. Eine Mustervorlage und Musterbetriebsanweisung können im Internet abgerufen werden (s. Online-Quellen).
Biostoffe und Zoonosen
Der sichere Umgang mit Biostoffen ist für alle in der Grünen Branche Beschäftigten von Bedeutung. Doch insbesondere Frauen sollten die Risiken für gesundheitliche Probleme in der Schwangerschaft und Stillzeit kennen. Das gilt unter anderem für Gefährdungen, die beispielsweise durch Zoonosen ausgelöst werden.
Ebenfalls relevant ist der Umgang mit Gefahrstoffen und speziell denen, die Auswirkungen auf Schwangerschaft und Stillzeit haben können. Das Wichtigste über Infos über Mutterschutz und Biostoffe sowie über Mutterschutz und Gefahrstoffe sind auf der Homepage der SVLFG zusammengefasst (s. Online-Quellen).
Finanzierungshilfe der Rentenbank
Die Rentenbank unterstützt mit ihrem Förderprogramm „Zukunftsfelder im Fokus“ Frauen bei der Übernahme und Gründung von Betrieben in der Landwirtschaft. Ziel ist es, Existenzgründungen und Hofübernahmen von Frauen zu fördern.
Diese Förderung umfasst aktuell sieben einzelne Zukunftsfelder. Eines davon richtet sich explizit an Hofnachfolgerinnen und Existenzgründerinnen in der Land- und Forstwirtschaft.
Weitere Informationen zur Rentenbank können online abgerufen werden (s. Online-Quellen).
Frühzeitig fürs Alter vorsorgen
Die Studie des Thünen-Instituts ergab auch, dass Frauen in der Grünen Branche einen hohen Beratungsbedarf zu ihrer sozialen Absicherung haben. Nach den Ergebnissen sorgen 84 % von ihnen privat vor, zum Beispiel durch Lebens- und Rentenversicherungen oder durch Eigentum. 76 % haben Anspruch auf Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung, 49 % zahlen Beiträge in die Landwirtschaftliche Alterskasse ein und 20 % haben eine zusätzliche betriebliche Altersvorsorge.
Um den Ruhestand nach dem Ende des Arbeitslebens genießen zu können, ist es sinnvoll, sich schon weit vor dem Renteneintritt mit der eigenen Altersvorsorge intensiv zu beschäftigen. Informationen über die Rentenleistungen der Alterskasse hat die SVLFG im Internet zusammengestellt. Für die Altersrenten kann ein Online-Rentenschätzer genutzt werden (s. Online-Quellen).
Interessenkonflikt: Das Autorenteam ist bei der SVLFG beschäftigt. Weitere Interessenkonflikte liegen nicht vor.
Online-Quellen
Thünen-Institut für Betriebswirtschaft: Landfrauenstudie – Die Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland
www.studie-frauen-landwirtschaft.de.
SVLFG: Mutterschutz und Schwangerschaft – Das sollten Sie wissen
www.svlfg.de/arbeitnehmer-mutterschutz.
SVLFG: Gefährdungen durch Biostoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit
www.svlfg.de/gefaehrdungen-schwangerschaft-biostoffe.
SVLFG: Mutterschutz und Gefahrstoffe
www.svlfg.de/mutterschutz-und-gefahrstoffe.
Rentenbank: Die Zukunft im Fokus – fördern und gestalten
www.rentenbank.de/programmkredite/zukunftsfelder-im-fokus.
SVLFG: Leistungen der Landwirtschaftlichen Alterskasse
www.svlfg.de/alterskasse-leistungen
SVLFG: Online-Rentenschätzer
www.svlfg.de/rentenhoehe
Info
Gesundheitsangebote der SVLFG
Oft lässt die Arbeit eine Teilnahme an einem mehrwöchigen Gesundheitskurs nicht zu. Dann sind die LKK-Kurzkuren mit eigens zusammengestelltem Gesundheits-Kompaktprogramm eine Alternative.
www.svlfg.de/lkk-kurzkuren
Eine ungeregelte Betriebsübergabe kann belasten und sogar krankmachen. Die SVLFG bietet viertägige Seminare für die Übergebenden an. Ziel ist, die belastenden Themen bewusst zu machen, kritisch zu reflektieren und so Stress zu vermindern.
www.svlfg.de/betriebsuebergabe-ein-gesundheitsthema
Hierbei handelt es sich um telefonisches Coaching in schwierigen Lebenssituationen. Dies erfolgt über einen Zeitraum von sechs Monaten. Dabei werden Lösungen gefunden, um mit belastenden Situationen, Krisen oder Ängsten besser umzugehen.
www.svlfg.de/einzelfallcoaching
Am PC, Laptop oder Handy können Betroffene die Trainings „Fit im Stress“, „Depression“, „Prävention“ sowie „Schlafen“ absolvieren.
www.svlfg.de/online-training
Wenn es schwerfällt, nach der Arbeit abzuschalten, kann dieses Training bei der Regeneration helfen und dazu beitragen, Schlafprobleme in den Griff zu bekommen.
www.svlfg.de/online-gesundheitstraining-schlaf
Stress macht krank, wenn er dauerhaft und unbewältigt bleibt. Dieses Seminar unterstützt, Leben und Arbeiten in Balance zu halten – in Präsenz und online.
www.svlfg.de/stressmanagement
www.svlfg.de/stressmanagement-onlineseminar
Arbeitsbedingungen lassen sich oft schwer verändern. Dieses Präventionsprogramm fokussiert Gegenmaßnahmen, darunter Entspannungseinheiten und körperliche Fitness. So stärkt das Konzept den Menschen bereits im Vorfeld einer Erkrankung.
www.svlfg.de/stark-gegen-stress
Info
Online-Angebote der SVLFG für Pflegende
Lesetipp
Schwerpunktheft „Frauengesundheit in der Arbeitswelt)“ Ausgabe 08/2025
www.asu-arbeitsmedizin.com/heftarchiv/ausgabe-08-2025
Koautoren und Koautorin
Michael Holzer, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Leiter Stabsstelle Gesundheitsangebote
Dr. Marion Baierl, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, stellv. Leiterin Bereich Leistungen
Matthias Ahmann, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Bereich Leistungen