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Urethral stricture
One of the causes of urinary problems (bladder dysfunction) in men is urethral strictures. These can be caused by irritation and injuries of any kind. Typical early symptoms include a weakened, divided or scattered urine stream. Later symptoms may include pollakiuria, nocturia or an increased urge to urinate. These complaints can sometimes lead to significant impairment and loss of employment opportunities.
Harnröhrenstriktur
Eine der Ursachen für Beschwerden beim Wasserlassen (Blasenfunktionsstörung) beim Mann sind Harnröhrenstrikturen. Sie können durch Reizungen und Verletzungen jeglicher Art verursacht werden. Typische Frühsymptome sind abgeschwächter, geteilter oder streuender Harnstrahl. Später können zum Beispiel Pollakisurie, Nykturie, oder verstärkter Harndrang auftreten. Diese Beschwerden führen mitunter zu erheblichen Beeinträchtigungen sowie zum Verlust von Arbeitsplatzmöglichkeiten.
Kernaussagen
Einleitung
Harnröhrenstrikturen sind narbige Verengungen der Harnröhre (Klemm et al. 2024b; Reiß u. Dahlem 2023; Mundy u. Andrich 2011). Während die bei weitem häufigeren in der anterioren/distalen Harnröhre (➥ Abb. 1 auf nächster Seite) als Strikturen beschrieben werden, bezeichnet man die seltenere in der posterioren/proximalen Harnröhre, die sich vom Blasenhals bis zur membranösen Harnröhre erstreckt (s. Abb. 1), als Stenose, da diesem Abschnitt spongiöses Gewebe fehlt (Klemm et al. 2024b; Latini et al. 2014; Mundy u. Andrich 2011).
Klinik der Harnröhrenstriktur
Harnröhrenstrikturen und auch die seltenen Blasenhalsstenosen können eine obstruktive Miktionsstörung verursachen. Diese ist gekennzeichnet von abgeschwächtem, geteiltem oder streuendem Harnstrahl, verlängerter Miktionszeit, Restharngefühl, Nachtröpfeln nach dem Wasserlassen, gegebenenfalls auch von sexueller (d. h. erektiler und/oder ejakulatorischer) Dysfunktion (Klemm et al. 2024a; Reiß u. Dahlem 2023; Wessells et al. 2017). In Folge des erhöhten Blasenauslasswiderstands klagen die Betroffenen über Pollakisurie, Nykturie, verstärkten Harndrang bis hin zur Harndranginkontinenz (Schmid et al. 2020). Es verbleibt typischerweise, wenn auch nicht als Frühsymptom, Restharn, der zu Überlaufsymptomatik bis hin zu Harnverhalt führen kann.
Dieses Beschwerdebild schränkt die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz erheblich ein. Zudem stellt die Notwendigkeit, jederzeit rasch eine Toilette erreichen zu können, eine Herausforderung im Betriebsablauf dar.
Die mechanische Obstruktion verursacht als kontinuierliche Schädigung des gesamten Harntrakts Blasenwandveränderungen und eine Dilatation des oberen Harntrakts. Die Restharnbildung begünstigt die Entwicklung von Harnwegsinfekten mit Beteiligung der männlichen Adnexe und Blasensteinen. Die Erkrankung kann bei chronischem Verlauf unbehandelt infolge des Urinrückstaus zu einer Einschränkung der Nierenfunktion führen und bis hin zum terminalen Nierenversagen fortschreiten (Zeller et al. 2018).
Häufigkeit der Harnröhrenstriktur
Auf der Basis der wenigen vorhandenen Daten (Kitze 2024) wird die Prävalenz dieser Erkrankung in der männlichen Bevölkerung in Industriestaaten auf ca. 0,9 % geschätzt (Anger et al. 2011; Latini et al. 2014; Tritschler et al. 2013a; Tritschler u. Beck 2021). Die Häufigkeit nimmt im Alter zu (Kitze 2024; McMillan et al. 1994).
Ursachen der Harnröhrenstriktur
Im Vordergrund stehen die erworbenen Harnröhrenstrikturen (Klevecka et al. 2010), von denen meist Männer betroffen sind (Klemm et al. 2024a). Sie stellen eine typische Folge von transurethralen Manipulationen beziehungsweise traumatischen Harnröhrenläsionen (➥ Tabelle 1) dar. Sie können sowohl iatrogen als auch traumatisch oder postentzündlich entstehen (Klemm et al. 2024a).
Bei 25–45% der Patienten bleibt die Ursache der Harnröhrenstriktur unbekannt (s. Tabelle 1) (Aretz 2014; Fenton et al. 2005; Grechenkov et al. 2018; Kay et al. 2021; Lumen et al. 2009; Jordan u. Schlossberg 2007; Manski 2024, Santucci u. McAninch 2007, Tritschler u. Beck 2021, Wessells et al. 2017).
Therapie der Harnröhrenstriktur
Grundsätzlich gilt, dass nur symptomatische, urodynamisch wirksame Harnröhrenstrikturen behandlungsbedürftig sind (Schrader 2005; Schmid et al. 2020). In der Regel erfolgt zunächst eine (im ungünstigen Fall wiederholte) operative Sanierung durch Urethrotomie („Harnröhrenschlitzung“), der sich schließlich bei ausbleibendem dauerhaften Erfolg bei kurzstreckigen Strikturen eine End-zu-End-Anastomose und bei langstreckigen Strikturen eine Harnröhrenrekonstruktion anschließen (Klemm et al. 2024 a,b; Klevecka et al. 2010; Schöps et al. 2013).
Zu den Therapiemöglichkeiten der Harnröhrenstrikturen liegen zahlreiche internationale Leitlinien vor (Klemm et al. 2024 a,b).
Interessenkonflikt: Das Autorenteam gibt an, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.
Literatur
Klemm J, Dahlem R, Kluth LA, Rosenbaum CM, Shariat SF, Fisch M, Vetterlein MW: Diagnostik und Therapie von Harnröhrenstrikturen – Leitlinienübersicht 2024, Teil 1. Urologie 2024a; 63: 3–14. doi:10.1007/s00120-023-02240-z.
Klemm J, Dahlem R, Kluth LA, Rosenbaum CM, Shariat SF, Fisch M, Vetterlein MW: Diagnostik und Therapie von Harnröhrenstrikturen – Leitlinienübersicht 2024, Teil 2. Urologie 2024b; 63: 15–24. doi:10.1007/s00120-023-02241-y
Schmid F, Mack M, Sulser T: Die Harnröhrenstriktur des Mannes. Urol Prax 2020; 22: 93–99. https://doi.org/10.1007/s41973-020-00103-0 (Open Access).
Srikanth P, DeLong J, Virasoro R, Elliott SP: A drug-coated balloon treatment for urethral stricture disease: three-year results from the ROBUST III study. J Endourol 2025; 39: 968–974. doi:10.1089/end.2024.0718 (Open Access).
Tritschler S, Beck V: Management von Harnröhrenstrikturen. Urologe 2021; 60: 1473–1479. doi: 10.1007/s00120-021-01692-5
Tritschler S, Roosen A, Füllhase C, Stief CG., Rübben H: Harnröhrenstrikturen – Ursachen, Diagnose und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2013a; 110: 220–226. https://api.aerzteblatt.de/pdf/110/13/m220.pdf (abgerufen am 28.10.2025).
Wessells H, Morey A, Souter L, Rahimi L, Vanni A: Urethral stricture disease guideline amendment (2023). J Urol 2023: 210: 64–71. doi:10.1097/JU.0000000000003482 (Open Access).
Die vollständige Literaturliste mit allen Quellen kann auf der ASU-Homepage beim Beitrag eingesehen werden (asu-arbeitsmedizin.com).
Koautorin und Koautoren
Priv.-Doz. Dr. med. Ralf Böthig
Abt. Neuro-Urologie, BG Klinikum Hamburg
Prof. (em.) Dr. med. Hans Drexler
Priv.-Doz- Dr. med. Wobbeke Weistenhöfer
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (IPASUM), Erlangen
Olaf P. Jungmann
Urologische Gutachtenpraxis Köln/Bonn
Prof. Dr. med. Stefan Tritschler
Zentrum für Urologie am Loretto-Krankenhaus, Freiburg
Prof. Dr. med. Bernd Wullich
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Urologische und Kinderurologische Klinik, Uniklinikum Erlangen
Dr. med. Michael Zellner
Abteilung Urologie | Neuro-Urologie, KWA Klinik Stift Rottal, Bad Griesbach
Prof. Dr. med. Klaus Golka
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), Dortmund