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Aktuelles aus der Arbeitsmedizin

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News from occupational medicine: ICOH appoints Andrea Kaifie-Pechmann as National Secretary of Germany

The International Commission on Occupational Health (ICOH) has appointed Professor Andrea Kaifie-Pechmann as National Secretary for Germany. Ms. Kaifie-Pechmann is the Director of the Institute and Polyclinic for Occupational, Social, and Environmental Medicine in Erlangen, head of the company medical service there, a specialist in occupational medicine, a specialist in general medicine, and holds a Master of Science in Public Health with a focus on epidemiology and prevention. In the following interview, she answers a few questions about her new role.

Aktuelles aus der Arbeitsmedizin: ICOH ernennt Andrea Kaifie-Pechmann zur National Secretary Germany

Die International Commission on Occupatioal Health (ICOH) hat Frau Professorin Andrea Kaifie-Pechmann zur National Secretary Germany benannt. Frau Kaifie-Pechmann ist Direktorin des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin in Erlangen, Leiterin der dortigen Betriebsärztlichen Dienststelle, Fachärztin für Arbeitsmedizin, Fachärztin für Allgemeinmedizin sowie Master of Science in Public Health mit dem Schwerpunkt Epidemiologie und Prävention. Im folgenden Interview beantwortet sie uns einige Fragen zu ihrer neuen Aufgabe.

Frau Professorin Kaifie-Pechmann, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Ernennung zur National Secretary Germany der ICOH! Was bedeutet diese Ernennung für Sie persönlich – und für die deutsche Arbeitsmedizin?

Prof. Kaifie-Pechmann: Es ist natürlich eine große Ehre, aber auch Verantwortung, die deutsche Arbeitsmedizin international zu vertreten. Ich trete in große Fußstapfen – vor mir waren Prof. Peter Angerer, Prof. Volker Harth und Prof. Hans-Martin Hasselhorn die nationalen Sekretäre. Ich freue mich auf die Chance, die Sichtbarkeit und Relevanz arbeitsmedizinischer Themen im globalen Kontext zu stärken.

Die ICOH ist eine traditionsreiche Organisation mit weltweiter Reichweite. Können Sie kurz erklären, welche Ziele und Aufgaben die ICOH verfolgt – und welche Rolle die National Secretaries dabei spielen?

Prof. Kaifie-Pechmann: Die Aufgaben der National Secretaries (NS) sind durch das Regelwerk der ICOH vorgegeben. Die NS vertreten die Aktivitäten der ICOH in dem Land, für das sie benannt sind, und fördern die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen den ICOH-Mitgliedern ihres Landes und die Verbindung zu anderen ICOH-Gremien. Die NS handeln hierbei im Einklang mit der ICOH-Satzung und dem Internationalen Ethikkodex. Die ICOH hat als internationale Fachgesellschaft das Ziel, den wissenschaftlichen Fortschritt, neue Erkenntnisse und aktuelle Entwicklungen des Arbeitsschutzes in all seinen Aspekten zu fördern.

Sie sind nun das Bindeglied zwischen der deutschen Arbeitsmedizin und der internationalen ICOH-Community. Welche konkreten Schritte planen Sie, um diese Vernetzung zu stärken?

Prof. Kaifie-Pechmann: Im ersten Schritt arbeite ich vor allem an der Kommunikation von internationalen ICOH-Aktivitäten in das Land. Hierfür wird es ab sofort eine separate Sektion ICOH-News im DGAUM Newsletter geben, in der über Aktivitäten und anstehende Meetings und Kongresse berichtet wird. Darüber hinaus sammle ich Informationen zu der Beteiligung der deutschen Mitglieder in den Scientific Committees. Hier ist im Verlauf strategisch zu überlegen, wo deutsche Mitglieder repräsentiert sein sollten. Darüber hinaus ist mir die Nachwuchsförderung ein Anliegen. Die ICOH ist vielen jüngeren Arbeitsmedizinerinnen und Arbeitsmedizinern vielleicht noch unbekannt. Hier möchte ich mehr Aufmerksamkeit schaffen.

Gibt es spezifische Themen der deutschen Arbeitsmedizin, die Sie international stärker sichtbar machen möchten? Wo sehen Sie besondere Stärken oder auch Nachholbedarf?

Prof. Kaifie-Pechmann: Deutschland ist meines Erachtens international ein Vorbild für den erfolgreich implementierten Arbeits- und Gesundheitsschutz. Auch mit der verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) und dem Fokus auf Vorsorge und Beratung für die Beschäftigten und dem Wegfall oftmals unnötiger Eignungsuntersuchungen ist Deutschland aus meiner Sicht ein klarer Vorreiter. Bei internationalen Veranstaltungen trifft dies immer wieder auf staunende Bewunderung und sollte noch mehr publik gemacht werden – idealerweise dann auch mit quantitativen Zahlen zum Erfolg dieses Modells. Nachholbedarf haben wir leider immer noch bei der Digitalisierung. Die ausufernden Diskussionen um Datenschutz und Umsetzbarkeit sind wissenschafts- und fortschrittsfeindlich. Vor allem gibt es so viele internationale Positivbeispiele – warum können wir nicht davon lernen?

Die Herausforderungen im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz verändern sich stetig – siehe Stichworte wie Digitalisierung, Klimawandel oder psychische Belastungen. Welche internationalen Impulse könnten hier für Deutschland besonders wertvoll sein?

Prof. Kaifie-Pechmann: Vor allem in Bezug auf den Hitzeschutz sollten wir den Austausch mit unseren Partnern in Ländern, die deutlich höheren Temperaturen ausgesetzt sind, suchen – was hat gut geklappt und was weniger? Und dies idealerweise auch über die Siesta-Diskussion hinaus. Als weitere spannende Themen stehen sicher Fragen zur Arbeitsmigration und zu globalen Lieferketten hoch im Kurs. Auch hier können wir viel von unseren internationalen Partnern lernen.

Die ICOH lebt vom internationalen Austausch und interdisziplinären Dialog. Wie können deutsche Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner aktiv in die ICOH-Arbeit eingebunden werden?

Prof. Kaifie-Pechmann: Prinzipiell kann jede und jeder mit Interesse Mitglied der ICOH werden. Hat man diesen ersten Schritt geschafft, kann man sich sehr niedrigschwellig in den Scientific Committees wissenschaftlich engagieren. Die großen Internationalen ICOH-Tagungen finden regelmäßig statt, dort kann man sich vor Ort vernetzen. Darüber hinaus finden auch regelmäßig Webinare zu drängenden arbeitsmedizinischen Themen statt, in denen zumindest der virtuelle Austausch gegeben ist. Wir ICOH-Mitglieder treffen uns einmal im Jahr in Präsenz bei der DGAUM-Jahrestagung – Interessierte sind herzlich eingeladen dazuzukommen und reinzuschnuppern. Ansonsten stehe ich auch persönlich immer für Fragen zur Mitgliedschaft zur Verfügung.

Sie sind bereits seit Jahren engagiert in verschiedenen Gremien und Organisationen der Arbeitsmedizin. Welche Erfahrungen aus Ihrer bisherigen Arbeit bringen Sie in Ihre neue Funktion ein?

Prof. Kaifie-Pechmann: Tatsächlich habe ich in die internationale Arbeitsmedizin über ein Projekt der Entwicklungszusammenarbeit gefunden, in der wir uns mit der Gesundheit von Arbeitern im informellen Elektroschrottrecyclingsektor in Ghana beschäftigt haben. Das Interesse an der internationalen Arbeitsmedizin und die Kontakte sind über die Jahre weitergewachsen, wir haben Projektideen in Namibia im Bergbau entwickelt und bereiten aktuell eine Kooperation mit Sambia aus. Ich erhoffe mir, mit der neuen Position noch mehr Vernetzung und Präsenz der deutschen Arbeitsmedizin im globalen Kontext.

Und zum Schluss – Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Arbeitsmedizin, national wie international?

Prof. Kaifie-Pechmann: Ich wünsche mir eine stärkere politische Anerkennung der Bedeutung der Arbeitsmedizin für die Bevölkerungsgesundheit. Wir werden in drängenden Themen, wie der Steigerung der Impfquoten oder der Gesundheitsversorgung in Bedrohungslagen oftmals gar nicht berücksichtigt. Dabei verfügen wir mit Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten (die oftmals auch schon über eine andere Facharztbezeichnung verfügen) über eine Gruppenstärke von über 9000 Ärztinnen und Ärzten, die etwa 46 Millionen Beschäftigte betreuen. Dieses Potenzial sollte nicht unterschätzt oder gar vergessen werden.

ASU: Herzlichen Dank für das Gespräch!

Kontakt

Prof. Dr. med. Andrea Kaifie-Pechmann, M. Sc.
Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umwelt­medizin, Lehrstuhl für Arbeits- und Sozialmedizin; Henkestraße 9 und 11, 91054 Erlangen

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