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Public Health

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Public Health wird kurz als die „öffentliche Sorge um die Gesundheit aller“ definiert (Brand u. Stöckel 2002), wobei die Autorinnen zu Recht darauf hinweisen, dass eine Gleichsetzung von Public Health mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst zu kurz greifen würde. Gleichwohl ist der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) ein zentraler Akteur und hat insbesondere in der Corona-Pandemie einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Gesundheit aller beigetragen. Winslow hat bereits 1920 eine Definition von Public Health vorgeschlagen, die auch die Deutsche Gesellschaft für Public Health zugrunde legt, nämlich die „Wissenschaft und Praxis zur Verhinderung von Krankheiten, zur Verlängerung des Lebens und zur Förderung von physischer und psychischer Gesundheit unter Berücksichtigung einer gerechten Verteilung und effizienten Nutzung der vorhandenen Ressourcen“ (DGPH 2023).

Der Schwerpunkt Public Health in dieser Ausgabe widmet sich in vier Beiträgen unterschiedlichen Fragestellungen aus Forschung und Praxis.

Andreas W. Gold und Kayvan Borzorgmehr befassen sich in ihrem Praxisbeitrag mit der „Gesundheit Geflüchteter in Sammelunterkünften“. Dort werden Geflüchtete gemeinschaftlich untergebracht, was insbesondere unter infektionsepidemiologischen Gesichtspunkten herausfordernd ist. Die Autoren heben die Bedeutung von Ablaufplänen und deren Kommunikation gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern hervor und plädieren für ein ausgeweitetes Mandat des ÖGD. Neben den im Asylbewerberleistungsgesetz und dem Infek­tionsschutzgesetz festgelegten Aufgaben sehen sie unter Bezugnahme auf das von der Gesundheitsministerkonferenz beschlossene Leitbild für den ÖGD einen erweiterungsbedürftigen Handlungsspielraum.

Ob die Pandemie eine Digitalisierungstreiberin war, fragen Malin Siv Roppel und Torge Korff in ihrem Beitrag. Unter heutigen Gesichtspunkten müsste eine aktuelle Definition von Public Health die Digitalisierung berücksichtigen, etwa unter dem Eindruck Digitaler Gesundheitsanwendungen (DIGA). Die Pandemie hat sowohl im
Infektionsschutz als auch in der Arbeitswelt eine entscheidende Rolle gespielt. Roppel und Korff widmen sich den umfangreichen Kommunikationsaufgaben des ÖGD. So haben Podcasts das Ziel verfolgt, die Arbeit des ÖGD für Bürgerinnen und Bürger verstehbar zu machen oder Digitalisierungsthemen aufzubereiten. Eine Erkenntnis ist die Notwendigkeit, dass Gesundheitsämter medienbruchfrei, schnell, digital und datenschutzkonform miteinander kommunizieren können müssen. Roppel und Korff konstatieren, dass aktuell eine gelungene Koordination und Steuerung notwendig ist, damit der digitale Umbau Erfolg hat.

Als Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis ist der Beitrag von Laura Arnold et al. zu verstehen, der sich mit der Frage befasst, wie evidenzinformiertes Handeln und Entscheidungsfindung unter Abwägung von Unsicherheiten im ÖGD gestärkt werden können. Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekts soll ein Modell entwickelt werden, wie die Zusammen­arbeit zwischen Praxis, Lehre und Wissenschaft auf kommunaler Ebene gestärkt werden kann. Dazu ist ein Trainee-Rotationsprogramm mit umfangreichem Lernzielkatalog pilotiert worden. Die konsentierten Ergebnisse des Projekts stehen nach Abschluss Wissenschaft und Praxis frei zur Verfügung.

Der wissenschaftliche Beitrag „Berufsbedingte Unterschiede in COVID-19-Erkrankungen – Eine wellenspezifische Analyse von 3,17 Mio. gesetzlich Versicherten“ von Robert Gutu et al. zielt darauf ab, COVID-19-Erkrankungsrisiken entlang von Berufsmerkmalen für die ersten vier Infektionswellen zu untersuchen. Dazu nutzen die Autorinnen und Autoren Krankenkassendaten der Forschungsdatenbank des Instituts für angewandte Gesundheitsforschung (InGef) von über 3.17 Mio. versicherten Männern und Frauen. Die Studie zeigt, dass berufsbedingte Unterschiede im COVID-19-Erkrankungsrisiko nach Pandemiephasen variierten. Erkrankungsrisiken scheinen nicht nur vom Beruf, sondern auch von den im Verlauf umgesetzten Infektionsschutzmaßnahmen abhängig zu sein.

Literatur

Brand A, Stöckel S: Die öffentliche Sorge um die Gesundheit aller – ein sinnvoller Anspruch? In: Brand A, von Engelhardt D, Simon A, Wehkamo K.H. (Hrsg.): Individuelle Gesundheit versus public health? Jahrestagung der Akademie für Ethik in der Medizin e.V., Hamburg 2001. Ethik in der Praxis, Kontroversen Bd. 11. Münster: Lit, 2002, S. 11–28.

Deutsche Gesellschaft für Public Health. 2023. https://dgph.info/gesellschaft/ziele/ (aufgerufen 20.11.2023).

Länderoffene Projektgruppe „Leitbild ÖGD“: Konsens der länderoffenen Arbeitsgruppe zu einem Leitbild für einen modernen Öffentlichen Gesundheitsdienst. Das Gesundheitswesen 2018; 80: 679–681.

Dagmar Starke

Leiterin (komm.) derAkademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf

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