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Occupational health guidelines in focus: an inventory at the academies
Guidelines provide clear recommendations for action and support physicians in their daily work. But how are these important tools taught in continuing education? We asked the management of occupational health academies what role the teaching of guidelines plays in their continuing education programs.
Arbeitsmedizinische Leitlinien im Fokus: eine Bestandsaufnahme an den Akademien
Leitlinien bieten klare Handlungsempfehlungen und unterstützen Ärztinnen und Ärzte in ihrer täglichen Arbeit. Doch wie werden diese wichtigen Instrumente in der Fortbildung vermittelt? ASU hat bei den Leitungen der arbeitsmedizinischen Akademien nachgefragt, welche Rolle die Vermittlung der Leitlinien in ihren Fortbildungsprogrammen spielt.
Bochum: Akademie für medizinische Fortbildung der Ärztekammer Westfalen-Lippe und der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe
„Die Wissensvermittlung zu arbeitsmedizinisch relevanten Leitlinien stellt eine wichtige Grundlage der Qualitätssicherung und der betriebsärztlichen Professionalität dar. Ärztinnen und Ärzten in der arbeits-/betriebsmedizinischen Weiterbildung werden im Rahmen der Weiterbildungskurse Relevanz und Anwendung dieser Leitlinien für die praktische betriebsärztliche Tätigkeit vermittelt. Diese sichern die Umsetzung und Einhaltung spezifischer qualitativer Standards und geben den Kolleginnen und Kollegen in der Weiterbildung zusätzliche Handlungssicherheit in ihrer täglichen Praxis. Daher wird die Rolle der arbeitsmedizinisch relevanten Leitlinien sehr wertgeschätzt!“

Foto: André Stephan/Morsey & Stephan
Hamburg: Fortbildungsakademie der Ärztekammer Hamburg
„In der betriebsärztlichen Praxis stehen Ärztinnen und Ärzte oftmals vor komplexen Fragestellungen. Arbeitsmedizinische Leitlinien können dabei durch strukturierte Handlungsempfehlungen wesentlich zur Entscheidungsfindung beitragen. So kann die Versorgungsqualität qualitativ deutlich verbessert werden.
Evidenzbasierte Leitlinien werden in allen Kursmodulen in Hamburg adressiert. Im Kursmodul I werden dabei auf der Grundlage aktueller arbeitsmedizinischer Fragestellungen die Unterschiede zu den Arbeitsmedizinischen Regeln (AMR) und Empfehlungen (AME) und zu den Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für arbeitsmedizinischen Beratungen und Untersuchungen näher beleuchtet. Didaktisch wird dies u. a. anhand der AWMF-Leitlinien zu Gesundheitlichen Aspekten und Gestaltung von Nacht- und Schichtarbeit und zur Lungenkrebsfrüherkennung entwickelt.“

Foto: Die Hoffotografen GmbH
Dresden: Sächsische Landesärztekammer
„In den arbeitsmedizinischen Weiterbildungen der SLÄK [Red.: Sächsische Landesärztekammer] spielen Leitlinien und Begutachtungsempfehlungen eine verhältnismäßig große Rolle, thematisiert werden unter anderem die Leitlinien zur Schichtarbeit, zu asbestbedingten Erkrankungen, zu Blei, Exoskeletten und zur Müdigkeit, daneben wird eine Vielzahl von Begutachtungsempfehlungen behandelt. Dies liegt sicher daran, dass die wissenschaftlichen Leiter der Dresdner Kurse (Dr. Daniel Kämpf und ich [Red.: Prof. Seidler]) beide aktiv in die Leitlinienarbeit und in die Erstellung von Begutachtungsempfehlungen eingebunden sind. Wünschenswert wäre aus meiner Sicht eine (noch) stärkere Präsenz des Themas Leitlinien in allen Akademien (zunächst einmal durch Thematisierung im Rahmen des jährlichen Treffens der Akademieleitungen), ein standardisiertes Leitlinienmodul zur Einbindung in das Weiterbildungsprogramm (an dem wir uns mit unseren Erfahrungen gern beteiligen) und eine Erhöhung des S2- und S3-Anteils unter den arbeitsmedizinischen Leitlinien (gern auch in Kooperation mit „benachbarten“ Fachgesellschaften wie der DGSMP [Red.: Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention]).“

Foto: Stephan Wiegand
Mainz: Akademie für Ärztliche Fortbildung in Rheinland-Pfalz
„Wissenschaftliche Leitlinien sind auch in der Arbeitsmedizin ein wichtiges Instrument der Qualitätssicherung. Das Thema „Leitlinien“ wurde daher auch ganz bewusst als Lerninhalt für Modul V in das (Muster-)Kursbuch Arbeitsmedizin/Betriebsmedizin der Bundesärztekammer aufgenommen, das Grundlage für den theoretischen 360-Stunden-Kurs als Voraussetzung für den Facharzt Arbeitsmedizin und die Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin ist. Im Rahmen der arbeitsmedizinischen Kurse an der Akademie für ärztliche Fortbildung in Rheinland-Pfalz bieten wir den Kursteilnehmenden hierzu eine gesonderte Unterrichtseinheit an, zudem wird auch bei Einzelthemen, soweit vorhanden, auf die speziellen wissenschaftlichen Leitlinien eingegangen.“

Foto: Fotoredaktion Rhein-Main
Ulm/Stuttgart: Sozial- und Arbeitsmedizinische Akademie Baden-Württemberg e.V.
„Für die Sozial- und Arbeitsmedizinische Akademie Baden-Württemberg (SAMA) ist es ein wichtiges Prinzip der inhaltlichen Kursgestaltung, dass die wissenschaftlichen Leitlinien der Arbeitsmedizin an jeweils passender Stelle berücksichtigt werden. Dazu gehört auch eine entsprechende Auswahl von Referentinnen und Referenten. Die grundsätzliche Bedeutung der Leitlinien wird so hoch eingeschätzt, dass im Modul V des arbeitsmedizinischen Weiterbildungskurses ein eigenes Referat sich dem Thema widmet: „Leitlinien und fachliche Standards – betriebsärztliches Rollenverständnis“. Referentin ist Prof. Monika Rieger von der Uni Tübingen.“

Foto: SAMA
Düsseldorf: Nordrheinische Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung
„Wissenschaftliche Leitlinien sind systematisch entwickelte Handlungsempfehlungen, die auf der besten verfügbaren Evidenz basieren. Sie spielen eine zentrale Rolle in der modernen Medizin und insbesondere in der Arbeitsmedizin. Sie dienen als evidenzbasierte Handlungsempfehlungen, die auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen und eine qualitativ hochwertige Versorgung sicherstellen. Ihre Bedeutung erstreckt sich sowohl auf die Diagnostik und Therapie von arbeitsbedingten Erkrankungen als auch auf präventive Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit am Arbeitsplatz. Die Leitlinien ermöglichen eine standardisierte, qualitätsgesicherte und evidenzbasierte Vorgehensweise in der Prävention, Diagnostik und Therapie arbeitsbedingter Erkrankungen. Sie dienen als Orientierung für Arbeitsmedizinerinnen/Arbeitsmediziner und Betriebsärztinnen/Betriebsärzte, aber auch in einigen Fällen für Fachkräfte für Arbeitssicherheit.
Während Leitlinien nicht zwingend rechtlich bindend sind, können sie in juristischen Auseinandersetzungen als anerkannter medizinischer Standard herangezogen werden. Sie helfen, Haftungsrisiken zu minimieren, indem sie eine begründbare Grundlage für arbeitsmedizinische Entscheidungen liefern. Leitlinien werden regelmäßig aktualisiert, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technologische Fortschritte zu berücksichtigen. Dies stellt sicher, dass arbeitsmedizinische Maßnahmen stets effektiv und zeitgemäß sind.
Die Implementierung wissenschaftlicher Leitlinien in die arbeitsmedizinische Weiterbildung und deren theoretischen Weiterbildungskurse gem. (Muster-)Kursbuch der Bundesärztekammer (BÄK) ist wichtig für die Qualität der Prävention und Versorgung in der Arbeitsmedizin. Durch die gezielte Schulung und Anwendung der Leitlinien in Weiterbildungskursen wird sichergestellt, dass Arbeitsmedizinerinnen/Arbeitsmediziner und Betriebsärztinnen/Betriebsärzte stets nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft handeln und somit die Gesundheit und Sicherheit der Beschäftigten optimal fördern. Die kontinuierliche Anpassung an neue wissenschaftliche Erkenntnisse ist dabei essenziell, um den Herausforderungen der modernen und sich ständig ändernden Arbeitswelt gerecht zu werden. Die Leitlinien werden in den Kursen im jeweiligen Zusammenhang mit den jeweiligen Themen von den Dozierenden in den Vortrag eingebunden.
Beispielhaft seien einige der wissenschaftlichen Leitlinien aufgezählt, die in den Weiterbildungskursen an geeigneter Stelle genannt werden und in der Regel unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e. V. (DGAUM) entwickelt wurden:

Foto: VDSI

Foto: privat
Wir danken den Experten für ihre wertvollen Beiträge zur Frage nach Leitlinien (LL) in der arbeitsmedizinischen/betriebsärztlichen Fortbildung.
Online-Quelle
AWMF Leitlinien-Register
https://register.awmf.org/de/start