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Methoden für den betrieblichen Arbeitsschutz

Die Verbesserung von Sicherheit und Gesundheitsschutz im Betrieb erfordert ein breites Methodenspektrum. Das Arbeitsschutzgesetz richtet sich an das Unternehmen, das geeignete Maßnahmen zu veranlassen hat. Es gibt aber auch § 15 ArbSchG, nach dem Beschäftigte dazu verpflichtet sind, nach ihren Möglichkeiten sowie gemäß der Unterweisung und Weisung des Unternehmens für ihre Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zu sorgen. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe stellt Methoden und Möglichkeiten zum betrieblichen Arbeitsschutz vor.

Im ersten Beitrag beschreibt Stephan Sandrock, wie man den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt mit Eigenverantwortung begegnen kann, indem Beschäftigte die (Arbeitsschutz-)Ziele einer Organisation verfolgen. Sofern es nicht gelingt, eine Gefährdung gänzlich zu vermeiden, kann mit technischen Maßnahmen die Gefährdung reduziert werden. Moderne Assistenzsysteme schützen und unterstützen den Menschen, sie werden jedoch nicht vorbehaltlos verwendet. Eine Technologieakzeptanz erfolgt oft nur, wenn ein sofortiger Nutzen erkannt wird. Im Arbeitsschutz liegt der Nutzen
nun oft in der Zukunft – durch die Vermeidung von Fehlbeanspruchungen.

Franziska Bielefeld behandelt in ihrem Artikel „Digitalisierung in der Pflege – Freund oder Feind?“ die Technologieakzeptanz in der Pflegebranche. Robotik in der industriellen Produktion erfährt zur Erleichterung der Arbeit eine hohe Akzeptanz, in der Pflege von Menschen gibt es hierzu sehr allerdings unterschiedliche Einschätzungen.

Stolpern, Rutschen und Stürzen (SRS) mit teilweise schweren Verletzungsfolgen ist nach wie vor ein Thema für die betriebliche Präventionsarbeit. Es gilt, das Verhalten der Beschäftigten zu beeinflussen. Mittels virtueller Realität (VR) können Beschäftigte dabei in simulierte Umgebungen eintauchen und Gefahrensituationen erleben, ohne sich selbst zu gefährden. Anika Weber zeigt unter dem Titel „Prävention von Stolpern, Rutschen und Stürzen (SRS)“ hierzu Möglichkeiten auf.

Eine weitere Methode erläutern Roman Soucek und Amanda S. Voss zur Analyse von Arbeitsverdichtung in „Zeig mir, wie verdichtet deine Arbeit ist!“ Die Produktivität in Deutschland ist hoch, die Steigerung der Arbeitsintensität, das heißt die Arbeit, die in einer bestimmten Zeiteinheit geleistet wird oder geleistet werden muss, nimmt zu. Inwieweit eine hohe Arbeitsdichte negative Konsequenzen nach sich zieht, wie etwa eine Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit und Leistung von Beschäftigten, hängt wiederum von betrieblichen und individuellen Strategien ab. Das entwickelte Inventar zur Arbeitsverdichtung bildet die sieben Facetten der Arbeitsdichte ab.

Damit neben allen Einzelmaßnahmen der Arbeitsschutz im Betrieb insgesamt vorankommt, ist ein gut funktionierender Arbeitsschutzausschuss (ASA) notwendig. Luise Wendt erinnert in „Die betriebsärztliche Rolle im Arbeitsschutzausschuss“ an die Grundlagen des Arbeitssicherheitsgesetzes und stellt eine Checkliste für die Betriebspraxis zur Verfügung. Die Unterstützung durch die Unternehmen ist mehr als Beratung; hier bietet der ASA eine hervorragende Plattform. Das staatliche Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) wird durch die DGUV Vorschrift 2 ergänzt, in der der Unterstützungsauftrag weiter präzisiert wird.

Ein Übersichtsbeitrag von Martin Schmauder zum nach wie vor notwendigen Körperschutz bei körperlicher Arbeit wird ergänzt durch ein Interview zur Entwicklung der technischen Ausstattung von Homeoffices. Stefan Reuter beantwortet Fragen aus der Sicht eines Herstellers von Produkten für ergonomiegerechtes Arbeiten.

Reinhard Holtstraeter behandelt in „Der Weg zur Arbeit vom so genannten dritten Ort“ den zunehmend wichtiger werdenden Begriff der Handlungstendenz in einem Urteil zu einem Wegeunfall.

Die aktuelle Situation erfordert auch neue Methoden in der Durchführung von Veranstaltungen. Nach dem „Realversuch“ Homeoffice folgt nun die erste digital durchgeführte Messe und Konferenz „Arbeitsschutz aktuell“ (A+A). Neue Formate für Sitzungen, Workshops, Seminare usw. werden sich etablieren und unser Methodenspektrum erweitern.

Im Wissenschaftsteil beleuchten Anita Tisch et al., inwiefern es bei Homeoffice und Telearbeit in Deutschland Unterschiede gibt. Im SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard gibt es nun seitens des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) erstmals eine Definition von Homeoffice als Abgrenzung zu der bereits in der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) definierten Telearbeit.

Auch mit der Methode „Spiel“ kann das Bewusstsein zu Sicherheit und Gesundheit beeinflusst werden. „Serious Games“ (englisch für „ernsthafte Spiele“) sind digitale Spiele, die zur Kompetenzentwicklung eingesetzt werden. Ein authentisches und glaubwürdiges, aber auch unterhaltendes Lernerlebnis verspricht einen hohen Lernerfolg. Felix Kapp und Anna Seidel stellen in ihrem Beitrag „Simkult: Ein Serious Game zur Förderung der Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“ vor.

Wie mittels einer neuen Methode zum Beispiel eine Personenwarnung in gefährlichen Situationen möglich ist, zeigen Eva-Maria Dölker et al. in ihrer Originalarbeit „Techniken für die Bestimmung von Parametern bei der elektrischen Personenwarnung“. Neben dem visuellen und auditiven Kanal kann eine dritte Möglichkeit in vielen Situationen die Zuverlässigkeit der Personenwarnung verbessern.

Ein herzlicher Dank ergeht an alle Autorinnen und Autoren, die mitten in der Urlaubszeit Beiträge geliefert haben. Die digitale Welt ist nicht menschenleer und mit unseren Methoden und Maßnahmen können wir sie menschengerecht gestalten.

Ihr Prof. Dr.-Ing. Martin Schmauder

Technische Universität Dresden