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Preservation of Employability

Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit

SW: Frau Dittko, Sie arbeiten im betrieblichen Gesundheitsmanagement eines großen Unternehmens. Was genau sind Ihre Aufgaben?

ND: Unser betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) agiert unter dem Oberbegriff Health Services und ist eines von drei Teams, das gemeinsam Angebote an Führungskräfte und Mitarbeitende weitergibt – das BGM, unsere Betriebsärztinnen und -ärzte und die PEB (Präventions- und Eingliederungsberatung). Ich selbst bin Teil der PEB, in der das betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) eines unserer Kerngeschäfte ist. Beratungen der Beschäftigten und Führungskräfte gehören ebenso zu meinem „Daily Business“. Da uns im Hinblick auf den Präventionsgedanken das Thema „Gesunde Führung“ sehr wichtig ist, bieten wir zudem regelmäßige Trainings für Führungskräfte an, zum Beispiel dazu, wie sie psychische Auffälligkeiten bei den Beschäftigten frühzeitig erkennen oder ein gutes Fürsorgegespräch führen und natürlich auch zum BEM. Gerade das Fürsorgegespräch ist ein wichtiges Tool, um direkt zu Beginn von Auffälligkeiten von Führungsseite aktiv zu werden und Unterstützung anzubieten. Ein besonderes Highlight dieses Jahr war der vom BGM organisierte Workshop „Was für ein Theater“. Hierfür spielten Improvisationsschauspielerinnen und -schauspieler typische Führungsszenen aus dem betrieblichen Alltag bei Merck vor, die kein besonders gutes Führungsverhalten erlebbar machten. Im Anschluss hatten die am Workshop teilnehmenden Führungskräfte die Möglichkeit, „Regieanweisungen“ zu geben, um somit die gespielte Szene aus Sicht des gesunden Führens zu optimieren.

SW: Haben Sie in den letzten Jahren Veränderungen des Beratungsbedarfs Ihrer Mit­arbeitenden wahrgenommen?

ND: Ein deutlicher Zuwachs ist im Bereich der psychischen Gesundheit erkennbar. Dieser ist vergleichbar mit der Entwicklung in der gesamten Bundesbevölkerung. Aber auch Muskel-Skelett-Erkrankungen sind im Rahmen des BEM nach wie vor ein präsentes Thema. Für die Themen rund um die soziale Beratung sind wir in diesem Jahr mit einer innovativen, digitalen Beratungsplattform an den Start gegangen. Die Plattform ist extrem niedrigschwellig zugänglich und für alle Beschäftigten sowie Führungskräfte zu jeder Zeit von jedem Ort aus anonym erreichbar. Hier werden unter anderem die Themen Stressbelastung oder auch Kommunikation und Konflikte im Team, aber auch Führungsthemen bedient. Die Nutzenden können über Videos oder Artikel Input zu den Themen erhalten, digitale Events besuchen oder sie werden zu entsprechenden Ansprechpartnern verwiesen. Wir kooperieren in diesem Zuge mit externen Psychologinnen und Psychologen.

SW: Welche Gesundheitsstörungen führen nach Ihrer Erfahrung am häufigsten zu einer dauerhaften Leistungsminderung und sind damit eine Gefahr für die Beschäftigungsfähigkeit?

ND: Die Krankheiten, die am häufigsten zu dauerhaften Leistungsminderungen führen, sind aus unserer Sicht schwere psychische Erkrankungen, Tumorerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

SW: Welche Maßnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen umgesetzt, um die individuelle Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten beziehungsweise zu stärken. Wie binden Sie dabei Ihre Mitarbeitenden und deren Führungskräfte ein?

ND: Uns ist es ein großes Anliegen, die Belegschaft schon präventiv zu versorgen. Hierfür setzen wir sowohl bei den Mitarbeitenden als auch bei den Führungskräften an. Für die Beschäftigten im Schichtbetrieb bieten wir zum Beispiel regelmäßig eine Schichtpräventionswoche an, in der die Themen Schlaf, Ernährung, psychische Gesundheit und Bewegung Raum finden. Für unsere Führungskräfte bieten wir, zu den bereits genannten Angeboten, gezielt Seminare an, die sie darin schulen, das Arbeitsumfeld für die Mitarbeitenden so zu gestalten, dass sie gesund arbeiten können. Ergonomieberatungen, Achtsamkeitstrainings oder Merck-interne Gesundheitsangebote wie unsere mobile „Trainingsinsel“, um ein paar Beispiele zu nennen, sind zudem Angebote, die alle Merck-Beschäftigten in Anspruch nehmen können.

Zudem haben wir über unser MHT (Mental Health Team) bezüglich Angeboten zur mentalen Gesundheit eine Bündelung vorgenommen, damit diese auf einen Blick leicht ersichtlich und zielgruppengerecht gefiltert werden können. Da das MHT interdisziplinär besetzt ist und somit eine große Reichweite ins Unternehmen ermöglicht, besteht hier zudem die Chance, frühzeitig zu erkennen, wo Auffälligkeiten in bestimmten Bereichen sichtbar werden und wo man rechtzeitig mit den zuständigen Personen in den Dialog gehen kann.

SW: Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeitenden, können aber nicht die ärztliche oder therapeutische Expertise ersetzen. Haben Sie sich auch ein Netzwerk mit externen Expertinnen und Experten aufgebaut? Ich denke da an professionelle Beratende, Ärztinnen/Ärzte, Psychotherapeutinnen/-therapeuten und Krankenkassen.

ND: Über unser digitales Beratungsangebot „Evermood“ haben wir, wie bereits oben erwähnt, eine Kooperation zu externen Psychologinnen und Psychologen sowie darüber hinaus auch mit der Caritas. Um Muskel-Skelett-Erkrankungen zu bedienen, gibt es ein Netzwerk zu orthopädischen Praxen und Rehabilitationszentren, um hier einen schnellen Behandlungsbeginn zu gewährleisten und somit eine Chronifizierung von Schmerz zu verhindern. Natürlich ist das Thema Prävention auch immer davon abhängig, wie gut die Mitarbeitenden und die Führungskräfte zu den Angeboten aufgeklärt sind. Hierzu wählen wir neben den gängigen Kanälen (Mail und Intranet) auch weiterhin den Weg der persönlichen Ansprache. Eigens dafür haben wir vor einigen Jahren sogenannte „Gesundheitspartner“ ins Leben gerufen, die von uns mit den notwendigen Informationen ausgestattet werden und dadurch, gerade auch über den klassischen „Flurfunk“, einen wichtigen Bestandteil der Wissensvermittlung darstellen. Ferner gehen wir selbst auf Anfrage natürlich auch immer wieder in die jeweiligen Bereiche, wenn wir mit unserem Expertenwissen zu den Fragen rund um das BEM oder die vielen anderen Angebote unterstützen können. Ganz aktuell arbeiten wir an der Umsetzung für ein Fachärztekonzept, damit unsere Mitarbeitenden zukünftig einen schnellen Zugang zur psychiatrischen/neurologischen Versorgung erhalten.

SW: Vielen Dank für das Gespräch!

doi:10.17147/asu-1-245703

Um die Gesundheit der Beschäftigten und Führungskräfte zu erhalten, werden betriebliche Beratungsangebote zu den Themen Prävention und Wiedereingliederung immer wichtigter

Foto: © VRD-stock.adobe.com

Um die Gesundheit der Beschäftigten und Führungskräfte zu erhalten, werden betriebliche Beratungsangebote zu den Themen Prävention und Wiedereingliederung immer wichtigter

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