Insights into the operational medical support of an air force flying unit
The Air Force, one of four branches of the Bundeswehr, offers its members a wide range of professional activities. The company doctor of a flying unit, such as the Tactical Air Force Squadron 73 “Steinhoff”, thus receives numerous and various insights into the special features and challenges of the service and at the same time has to work towards good occupational medical care for each individual.
Kernaussagen
Einblicke in die betriebsärztliche Betreuung eines fliegenden Verbandes der Luftwaffe
Die Luftwaffe, eine von vier Teilstreitkräften der Bundeswehr, bietet ihren Angehörigen ein weites Spektrum an beruflichen Tätigkeiten. Die Betriebsärztin/der Betriebsarzt eines fliegenden Verbandes, wie dem Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“, erhält somit zahlreiche und unterschiedliche Einblicke in die Besonderheiten und Herausforderungen des Dienstbetriebs und hat gleichzeitig auf eine gute arbeitsmedizinische Betreuung einer/s jeden Einzelnen hinzuwirken.
Lage, Auftrag, Personalstärke und Material
Das Taktische Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ befindet sich in Rostock-Laage in Mecklenburg-Vorpommern und ist neben den Stützpunkten in Wittmund, Nörvenich und Neuburg an der Donau einer von vier Eurofighter-Standorten der Bundeswehr in Deutschland. Die Ausbildung auf dem Kampfjet aller Eurofighter-Pilotinnen und -Piloten der Luftwaffe und des österreichischen Bundesheeres ist die Hauptaufgabe des Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“. Regelmäßig übernimmt das Geschwader zudem die Aufgabe der Sicherung des deutschen Luftraums im Norden mit sogenannten Alarmrotten. Bei Bedarf werden somit temporär begrenzt lufthoheitliche Aufgaben durch das Taktische Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ wahrgenommen. Im Geschwader sind 920 Soldaten1 sowie 140 Zivilbeschäftigte tätig (Bundeswehr 2024, s. Online-Quellen). Von 138 Eurofightern der Bundeswehr befinden sich 35 in Rostock-Laage (Bundeswehr 2024, s. Online-Quellen).
Berufsgruppen und Tätigkeitsfelder
Für die Einsatzbereitschaft des einsitzigen allwetterfähigen Mehrzweckkampfflugzeugs, das sowohl für die Luftverteidigungs- als auch für die Luftangriffsrolle geeignet ist, bedarf es einer Vielzahl gut ausgebildeter Frauen und Männer in unterschiedlichen Bereichen. Oft werden hier zuerst die Piloten und, da es sich um einen
Ausbildungsstandort handelt, auch die Fluglehrer assoziiert, die selbstverständlich fundamental für das Fliegen der Jets sind. Doch zahlreiche andere Berufsgruppen und Tätigkeitsfelder sind am Standort in Rostock-Laage beschäftigt.
Die Fluggerätemechaniker und Avioniker beheben Störungen am Luftfahrzeug oder führen Instandsetzungsarbeiten durch. Ähnlich einem Kfz-Mechaniker bzw. Kfz-Mechatroniker gibt es regelmäßig Tätigkeiten, die über Kopf erfolgen. Körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten wie Ziehen und Schieben gehören ebenso zum Dienst- und Arbeitsalltag. Für die Erledigung der Aufgaben werden gelegentlich Zwangshaltungen eingenommen, zum Beispiel wenn die Bremspakete und die Bereifung im Knien oder Liegen kontrolliert werden (➥ Abb. 1), der Luftansaugschacht auf Vogelschlag
überprüft oder der Jet auf Lecks inspiziert wird. Für die Tätigkeiten unterhalb des Luftfahrzeugs stehen Hilfsmittel, wie Dreh-/Rollstühle mit stark geneigten Rückenlehnen, zur Verfügung, so dass die körperliche Belastung möglichst gering gehalten wird. Bei Tätigkeiten auf dem Jet, unter anderem Reinigungsarbeiten, spielt die Absturzgefährdung eine Rolle, weswegen Absturzsicherungen an den Hallendecken befestigt sind. Zum Alltag gehört der Umgang mit Betriebsstoffen, wie Schmierstoffen, Reinigungsmitteln oder Ölen.
Das für die Betankung zuständige Personal muss ebenfalls gelegentlich schwer heben und tragen. Der Schlauch, durch den das Kerosin in das Luftfahrzeug gelangt, ist deutlich größer und schwerer als der an einer PKW-Tankstelle und muss einige Meter vom Tankfahrzeug zum Luftfahrzeug gezogen werden. Da sich der Tankstutzen etwa auf Kopfhöhe befindet, ist darauf zu achten, dass kein Kraftstoff vor, während und nach dem Tankvorgang versehentlich das Gesicht oder gar die Augen benetzt (➥ Abb. 2).

Foto: © Bundeswehr/FMZ TaktLwG 73 „S“
Wie die vorgenannten Berufsgruppen sind die Techniker der Bodendienstgeräte, die in Elektrik, Motortechnik, Hydraulik und Pneumatik ausgebildet wurden und für die Instandsetzung von Geräten für den Einsatz am Eurofighter verantwortlich sind, ebenso Gefahrstoffen ausgesetzt. Beispielhaft sei Hydrauliköl für den Hydraulikteststand genannt. Wenn unter anderem das Lastengeschirr auf dem Hydraulikteststand befestigt werden muss, handelt es sich auch hier um körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten unter erhöhter Absturzgefährdung.
Lärm sowie Tätigkeiten im Freien mit intensiver UV-Belastung sind für die bereits erwähnten Berufsgruppen eine besondere Herausforderung. Insbesondere Lärm ist nahezu am gesamten Standort eine Belastung. Für besonders lärmintensive Aufgaben stehen neben Gehörschutzstöpseln und Kapselgehörschutz auch Lärmschutzhelme zur Verfügung, die auf gute Akzeptanz stoßen. Lärmexponiert sind zudem fast alle Soldaten durch aktives Schießen.
Fernab von der Box, in der Tätigkeiten am Eurofighter erfolgen, sind auch Tischler, Schweißer, Maler und Lackierer in ihren jeweiligen Werkstätten mit den bekannten arbeitsmedizinischen Herausforderungen im Einsatz.
Die Flugplatzkontrolloffiziere steuern den ein- und ausfliegenden Flugverkehr des Flugplatzes, legen die Reihenfolgen zu An- und Abflügen fest, geben Verkehrsinformationen und verhindern so Zusammenstöße zwischen Luftfahrzeugen sowie Fahrzeugen auf dem Flugplatz. Sie leiten die Piloten mittels Radars für sichere An- und Abflüge an, erteilen Freigaben für Starts und Landungen, sorgen somit für die vorgegebenen Abstände zwischen den Luftfahrzeugen und legen die An- und Abflugrouten fest. Da auch ziviler Flugverkehr am Flugplatz stattfindet, ist dieser ebenfalls während der genannten Aufgaben zu berücksichtigen. Die Flugplatzkontrolloffiziere verrichten ihre Tätigkeiten im Tower (➥ Abb. 3). Von dort sind auch Vögel auf dem Flugplatz zu beobachten, die, um Vogelschlag am Flugzeug zu vermeiden, von der Flight vergrämt werden müssen.
In einer Etage unter den Flugplatzkontrolloffizieren haben die Wetterbeobachter ihren Arbeitsplatz. Es handelt sich hierbei häufig um einen Alleinarbeitsplatz, weshalb besondere Vorkehrungen, wie die Etablierung von Alarmsystemen, zu treffen sind. Die Wetterbeobachter sind ebenso viel im Freien tätig, um ihren Aufgaben im Beobachtungsdienst zur Sicherstellung der meteorologischen Datenversorgung nachzukommen. Die gesammelten vielfältigen Geoinformationen werden ausgewertet und aufbereitet. Mit dem Liefern von Wettermeldungen tragen sie so zur Flugsicherheit bei. Die für
militärische Vorhaben relevanten Einflüsse des Wetters sind ihnen bekannt.
Auch die Kraftfahrer des Fahrdienstes leisten einen wichtigen Beitrag im alltäglichen Dienstbetrieb. Sie befördern nicht nur Piloten und Fluggerätemechaniker zu den Jets, sondern transportieren auch Werkzeug oder Teile des Eurofighters für Instandsetzungsmaßnahmen. Ihre Arbeit beinhaltet ebenso gelegentlich kniende oder hockende Tätigkeiten, zum Beispiel wenn sie die Bereifung der Fahrzeuge auf Steine überprüfen und diese entfernt werden, bevor das Rollfeld befahren wird. Sollten Steine auf die Start- und Landebahn gelangen, könnten sie von den Triebwerken angesogen werden und Schäden am Eurofighter verursachen.
Organisatorisch nicht zum Geschwader gehörend, jedoch in derselben Liegenschaft befindlich, arbeitet die Bundeswehrfeuerwehr eng mit dem Geschwader zusammen. Die Feuerwehr befindet sich regelmäßig bei Starts und Landungen der Jets auf dem Flugfeld, um bei eventuellen Unfällen sofort am Einsatzort zu sein. Es werden gemeinsame Übungen durchgeführt. Evakuierungsmaßnahmen, Heißfeuerübungen (➥ Abb. 4) und Pilotenrettung (➥ Abb. 5) zählen zu den geprobten Lagen. Erste medizinische Maßnahmen werden hierbei ebenso geschult, wie das Anlegen von Zervikalstützen bei der Rettung des fliegenden Personals. Arbeitsmedizinisch relevant und herausfordernd können unter anderem das Tragen von Atemschutzgeräten, die Hitzearbeit und das Arbeiten mit Absturzgefahr sein.

Foto: © Bundeswehr/FMZ TaktLwG 73 „S“
Arbeitsmedizinische Herausforderungen
Aufgrund der Vielzahl der Tätigkeitsfelder, der hohen Spezialisierung und Technisierung gibt es zahlreiche arbeitsmedizinische Besonderheiten. Hierbei stellen Unfälle und deren Vermeidung immer eine Herausforderung dar, was hohe Priorität hat. So stürzten zuletzt im Jahr 2019 vom Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ zwei Eurofighter ab. Doch nicht nur die großen Flugunfälle, sondern auch kleinere und mittelschwere Unfälle im täglichen Dienstbetrieb, gilt es zu vermeiden. Für die nach Flugunfällen erforderlichen Rettungs-, Bergungs- und Investigationsarbeiten ist dennoch eine gute Vorbereitung erforderlich. Die Sensibilisierung zu austretenden Gefahrstoffen, die Aufklärung über CFK-Fasern (carbonverstärkter Kunststoff), das Achten auf den Eigenschutz sowie das Tragen geeigneter persönlicher Schutzausrüstung (PSA) müssen vorab gelehrt und geübt werden.
Im Allgemeinen zählen der Umgang mit Gefahrstoffen sowie mit Lärm und UV-Belastung zu den arbeitsmedizinischen Besonderheiten in einer Dienststelle mit Flugbetrieb. Die wiederkehrende Aufklärung über die Notwendigkeit und die Vorteile von PSA dürfen hierbei nicht fehlen. Auch Arbeitshygiene und Arbeitsorganisation mit vielen praktischen Hinweisen sind bei den vorgenannten Belastungen wichtig, um berufsbedingten Erkrankungen vorzubeugen.
Der Nacht- und Schichtdienst, der für den Betrieb der Alarmrotten erforderlich ist, wird in der betriebsärztlichen Sprechstunde selten beklagt. Angemessene Schichtpläne, Möglichkeiten für Freizeitausgleich, eine hohe Motivation und eine gute Gesundheit mögen der Grund dafür sein. Viele Soldaten und Zivilbeschäftigte können während ihres Dienstes an Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements oder am Dienstsport teilnehmen. Es gibt Angebote des psychosozialen Netzwerks, zu dem Militärpfarrer, Truppenärzte, der Sozialdienst und Truppenpsychologen gehören, die gemeinsam mit den Betroffenen Herausforderungen bewältigen.
Wiedereingliederungen laufen oft zufriedenstellend, da Mitarbeitende bestmöglich und für beide Seiten gewinnbringend eingesetzt werden. Auch Menschen mit einem Grad der Behinderung können eine Reihe von Tätigkeiten im Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ übernehmen.
Zu den besonders zu schützenden Beschäftigten zählen selbstverständlich auch Schwangere, Stillende und Jugendliche. Die Einhaltung des Mutterschutzes und des Jugendarbeitsschutzes können für die Dienststelle herausfordernd sein. Dennoch konnten auch Schwangere, Stillende und Jugendliche bisher den Gefährdungen entsprechend eingesetzt werden. Eine gute Planung, Flexibilität der Dienststelle bezüglich Umsetzungen sowie das regelmäßige Fortschreiben der Gefährdungsbeurteilungen sind dabei hilfreich. Durch die Motivation der Beschäftigten werden ihrerseits häufig Wege für ein sicheres Arbeiten aufgezeigt, womit Beschäftigungsverbote vermieden werden können.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Besonderheiten der betriebsärztlichen Betreuung eines fliegenden Verbandes ebenso weitreichend wie anspruchsvoll und abwechslungsreich sind.
Interessenkonflikt: Die Autorin gibt an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.
Online-Quellen
Bundeswehr: Ausrüstung und Technik: Der Kampfjet Eurofighter
https://www.bundeswehr.de/de/ausruestung-technik-bundeswehr/luftsysteme…
Bundeswehr: Taktisches Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/luftwaffe/organisation-/luftw…

Foto: © Bundeswehr/FMZ TaktLwG 73 „S“

Foto: © Bundeswehr/FMZ TaktLwG 73 „S“