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Das neue BASF Medical Center

Sektoren vernetzen – Werte schaffen

Adding Values by Interconnecting Sectors – the New BASF Medical Center

Betriebliches Gesundheitsmanagement  Die Abteilung Corporate Health Management der BASF geht mit einem innovativen Ärztehauskonzept neue Wege in der (Arbeits-)Medizin. Das neue Medical Center am Standort in Ludwigshafen vereint das betriebliche Gesundheits­management mit der externen fachärztlichen Versorgung unter einem gemeinsamen Gebäudedach. Christoph Oberlinner und Stefan Webendörfer

Innovatives Gesundheitskonzept für Beschäftigte und Nachbarn

Die Abteilung Corporate Health Management der BASF existiert seit 156 Jahren und ist verantwortlich für die arbeits- und notfallmedizinische Betreuung der Beschäftigten am Standort Ludwigshafen sowie die weltweite medizinische Koordination und Revision in den Gruppengesellschaften des Unternehmens.

Das neueste Projekt: das „BASF Medical Center“, ein bisher einzigartiges Ärztehaus für Prävention und Kuration, für BASF-Beschäftigte und kassenärztlich versicherte Patientinnen und Patienten, für angestellte Werksärztinnen und -ärzte sowie niedergelassene Fachärztinnen und -ärzte.

Das aktuelle Gebäude der Abteilung Corporate Health Management ist fast 80 Jahre alt und wird durch ein modernes Gebäude ersetzt. Dieses wird aus einem sechsgeschossigen Hauptgebäude und einer zweigeschossigen Rettungswache mit einer Fläche von insgesamt 11.500 m² bestehen (BASF 2022).

Im Medical Center werden folgende Einrichtungen und Partner untergebracht sein:

  • Abteilung Corporate Health Management mit der Akutambulanz, Untersuchungsräumen, Schulungsräumen, Büros sowie Einrichtungen zur medizinischen Diagnostik und für den BASF-Rettungsdienst;
  • eine Reihe fachärztlicher Einrichtungen (inklusive einer Durchgangs-Arzt-Praxis);
  • physiotherapeutische Praxis;
  • Apotheke;
  • ein Anbieter von Schutzbrillen mit Sehstärke und ein Sanitätshaus;
  • die Betriebskrankenkasse Pronova BKK.
  • Bis auf den für Firmenangehörige reservierten Teil der Arbeits- und Notfallmedizin sollen alle Einrichtungen auch von Externen genutzt werden können.

    Der neue und innovative Ansatz dient zum einen der effizienteren Nutzung unternehmenseigener Ressourcen und zum zweiten einer weiteren Optimierung der medizinischen Versorgung in einem modernen Ambulanz-Gebäude durch Einbindung
    dritter Dienstleister – eine Verzahnung des bestehenden Portfolios mit externer Spitzenmedizin. Durch die Beteiligung „Dritter“ wird das Leistungsspektrum für die Belegschaft sinnvoll erweitert. Die Auswahl der externen Partner erfolgte nach wichtigen medizinischen Gesichtspunkten und Bedarfen des Unternehmens. Dadurch werden optimierte Schnittstellen zwischen (arbeits-)medizinischer und externer fachärztlicher Versorgung ermöglicht. Eine nochmals deutliche Verbesserung der integrierten medizinischen Versorgung ist weiterhin durch die unmittelbare Nähe wichtiger Gesundheitsleistungen zum Arbeitsplatz gegeben (niedrigschwelliger Facharztzugang). Hierdurch werden zusätzliche Wege- und Wartezeiten vermindert. Die Beschäftigten stehen früher wieder im Arbeitsprozess. Durch die räumliche Nähe der externen Partner können durch eine optimierte medizinische Versorgung Wertebeiträge realisiert werden. Die Inbetriebnahme ist für Mitte 2023 geplant.

    Erkenntnisse durch das ­Corona-Impfzentrum

    Im unternehmenseigenen Corona-Impfzentrum, in dem in den Jahren 2021 und 2022 mehr als 66.000 Impfungen durchgeführt wurden, wurden zahlreiche Abläufe real getestet und hilfreiche Erkenntnisse gewonnen, so zum Beispiel bei der Online-Terminvergabe und der digitalen Patientenstraße. Effiziente Behandlungswege und kurze Wartezeiten sind Kern des innovativen Gesundheitskonzepts.

    Sektoren vernetzen für den Erhalt der individuellen Beschäftigungs­fähigkeit

    Mit dem neuen Gebäudekonzept hat das Unternehmen die Möglichkeit, Medizin ganz neu zu denken. Durch sinnvolle Vernetzung der Sektoren entstehen optimale Behandlungspfade. Ein wichtiges Ziel dieses Konzepts einer im Betrieb angesiedelten Prävention und Vernetzung mit externen Partnern ist der Erhalt der individuellen Beschäftigungsfähigkeit. Die regelmäßige arbeitsmedizinische Vorsorge ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Risikofaktoren und chronischen Erkrankungen. Dabei werden der (individuelle) Präventionsbedarf der Mitarbeitenden aus der erhobenen Anamnese und den medizinischen Daten der technischen und körperlichen Untersuchung ermittelt und entsprechende Empfehlungen zur Gesundheitsförderung gegeben. Bei bereits medizinisch relevanten Befunden oder Diagnosen erfolgt dann direkt die Empfehlung zur Vorstellung bei Haus- oder Fachärztinnen und ärzten zur weiteren Diagnostik und gegebenenfalls Therapie.

    Das Setting „Arbeitsplatz“ bietet günstige Voraussetzungen, relevante Zielgruppen zu erreichen und für Präventionsmaßnahmen zu gewinnen. Maßnahmen in jenen Lebensbereichen, in denen Menschen in der Regel den größten Teil ihrer Zeit verbringen, gelten als zielgerichtet und damit als sehr erfolgversprechend. Die Beschäftigten deutschlandweit sind eine durch die Arbeitsmedizin gut zu erreichende Zielgruppe. Dabei lassen sich im Betrieb vor allem Männer für präventive Maßnahmen gewinnen, insbesondere wenn diese keinen zusätzlichen Aufwand erfordern und arbeitsplatznah angeboten werden. Diese Möglichkeiten stellen eine sinnvolle Ergänzung zur allgemeinen Prävention in Deutschland dar. Früherkennung von Risikofaktoren und die Einleitung einer effektiven frühzeitigen Therapie durch die Haus- und Fachärztinnen und -ärzte können auf längere Sicht einen positiven Einfluss auf die Beschäftigungsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeitszeiten im Betrieb haben. Durch eine räumliche Anbindung dieser beiden Sektoren ergeben sich zusätzlich positive Effekte. Jeder krankheitsbedingte Fehltag kostet die Unternehmen laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin rund 400 Euro. Betriebe und andere Arbeitgeber sollten daher die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Beschäftigten nicht nur schützen, sondern auch fördern. Je gesünder die Belegschaft, desto leistungsfähiger ist der Betrieb (BGW 2011, siehe „Weitere Infos“).

    Neben den berufs- und arbeitsplatzbezogenen Einflussfaktoren auf die Gesundheit der Beschäftigten spielen noch viele weitere Faktoren eine wichtige Rolle. Für die Mitarbeitenden wie auch für die Unternehmen ist auch vor dem Hintergrund älter werdender Belegschaften und längeren Lebensarbeitszeiten (Rente ab 67 Jahren) der Erhalt der individuellen Beschäftigungsfähigkeit von zentraler Bedeutung. Somit spielen die Früherkennung und die gezielte Intervention gerade bei chronischen Erkrankungen (Lifestyle-Erkrankungen) eine zunehmend wichtige Rolle (Schauder et al. 2006).

    In der Arbeitsmedizinischen Empfehlung (AME) des Ausschusses Arbeitsmedizin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) „Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit“ vom August 2013 werden wichtige Voraussetzungen zur Früherkennung im Rahmen betrieblicher Gesundheitsprogramme beschrieben (siehe „Weitere Infos“). Arbeitsmedizinische Vorsorge und betriebliche Gesundheitsvorsorge bieten demnach ein geeignetes Setting, Beschäftigte zur Prävention am Arbeitsplatz, aber auch zur Reduzierung individueller Risikofaktoren ärztlich zu beraten. Die Freiwilligkeit des Angebots und der Teilnahme an derartigen Programmen sowie die Regeln der ärztlichen Schweigepflicht müssen dabei selbstverständlich gewährleistet sein. Die seit Jahrzehnten in einigen Betrieben erfolgreich praktizierte Kombination arbeitsmedizinischer Vorsorge (Pflicht-, Angebots- und Wunschvorsorge) und allgemeiner Gesundheitsvorsorge zur Früherkennung bietet besondere Chancen für die Arbeitsmedizin. Die Kombination aus Arbeits- und Gesundheitsschutz mit Programmen zur allgemeinen Prävention zum Erhalt und der Förderung des Gesundheitszustands sowie der zielgerichteten Weiterversorgung im Bedarfsfall ist auch zentrales Element des sogenannten Total Worker Health®-Konzepts der National Institute for Occupational Safety and Health (NIOSH 2022, siehe „Weitere Infos“).

    Im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge erreichen die Betriebsärztinnen und Betriebsärzte einen großen Teil der gesunden Erwerbstätigen, die ohne das Vorliegen von Krankheitssymptomen von sich aus keine hausärztliche Praxis aufsuchen würden. Damit besetzt die Betriebsärztin/der Betriebsarzt eine wichtige Schnittstelle in unserem Gesundheitssystem als Lotse und Zuweisender für Haus- und Fachärztinnen und -ärzte. Darüber hinaus bieten viele Arbeitgeber eine allgemeine Gesundheitsförderung für ihre Beschäftigten an. Mit Hilfe eigener Kräfte im Unternehmen, externer Dienstleister, den Krankenkassen und den Berufsgenossenschaften werden durch sinnvolle Vernetzung der Sektoren weitere Potenziale für einen ganzheitlichen Präventionsansatz möglich. Eine Evaluation positiver Effekte durch diese Vernetzung muss den tatsächlichen Erfolg aufzeigen.

    Eine weitere Herausforderung bei der Wahrnehmung von Präventionsangeboten zur Früherkennung chronischer Erkrankungen stellt die Zielgruppe von Menschen aus schwächeren sozialen Schichten dar. Im Gegensatz zu den interessierten Teilnehmenden, die ohnehin bereits gesundheitsbewusst leben und motiviert sind, nehmen Personen mit niedrigem Sozialstatus signifikant weniger Präventionsangebote wahr. Damit kommt auch hier den etwa 12.500 Ärztinnen und Ärzten mit arbeitsmedizinischer Fachkunde eine wesentliche Bedeutung in unserem Gesundheitssystem zu. Sie erreichen in der betrieblichen Lebenswelt fast 42 Millionen Erwerbstätige, darunter auch viele gewerblich Tätige als Vertreter der oben genannten Zielgruppe (Letzel et al. 2015).

    Interessenkonflikt: Beide Autoren sind beim Corporate Health Management der BASE SE, Ludwigshafen, beschäftigt. Weitere Interessenkonflikte liegen nicht vor.

    doi:10.17147/asu-1-245666

    Literatur

    Letzel S: Arbeitsmedizin an der Schnittstelle zwischen Prävention, medizinischer Versorgung und Rehabilitation. DGAUM-Jahrestagung 2015; Presse-Information Nr. 15.

    Schauder P et al.: Zukunft sichern: Senkung der Zahl chronisch Kranker. Köln: Deutscher Ärzteverlag, 2006.

    Weitere Infos

    BASF Medical Center

    https://www.basf.com/global/de/who-we-are/sustainability/we-value-peopl…

    Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW): Ratgeber Betriebliches Gesundheitsmanagement, Erstveröffentlichung, 2011.

    https://www.bgw-online.de/DE/Medien-Service/Medien-Center/Medientypen/b…

    Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS): Arbeitsmedizinischen Empfehlung (AME) des Ausschusses Arbeitsmedizin des BMAS „Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit“. 2013.

    https://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/Broschueren/a452-beschaeft…

    NIOSH Total Worker Health® Program

    https://www.cdc.gov/niosh/twh/

    Kernaussagen

  • Die Vernetzung verschiedener Sektoren im Gesundheitswesen stellt eine wichtige Grundlage für ein ganzheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement dar.
  • Dadurch entstehen optimale Behandlungspfade als Voraussetzung für den Erhalt der ­individuellen Beschäftigungsfähigkeit.
  • Im neuen BASF Medical Center erfolgt diese Vernetzung in einem modernen Gebäude.
  • Die arbeitsmedizinische Vorsorge sowie das Angebot freiwilliger Gesundheits-Checks ermöglichen eine (kosten-)effektive Früherkennung von Risikofaktoren und chronischen Erkrankungen.
  • Eine direkte und zielgerichtete Weiterversorgung durch Haus- und Fachärztinnen und -ärzte im Bedarfsfall ist im Anschluss wichtig.
  • Betriebsärztinnen und Betriebsärzte erreichen Menschen in einem für Präventionsmaßnahmen idealen Alter von etwa 20 bis 60 Lebensjahren.
  • Bei der arbeitsmedizinischen Vorsorge werden auch in einem hohen Prozentsatz „gewerblich tätige Beschäftigte“ erreicht, die außerhalb des Werkszauns für Präventionsangebote sehr schwer zu gewinnen sind.
  • Koautor

    Dr. med. Stefan Webendörfer
    Vice President, Health Risk Assessment, Communication, Committees; Corporate Health Management; BASE SE, Ludwigshafen

    Kontakt

    Prof. Dr. med. Christoph Oberlinner
    Chief Medical Officer & Senior Vice President; Corporate Health Management; BASE SE, Ludwigshafen

    Foto: BASF

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