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Chronischer Stress und Burnout

Chronischer Stress ist ein wesentlicher Grund für die Entstehung von Burnout, wovon im Privatbereich, besonders aber im Arbeitsleben, bereits viele Menschen betroffen sind. Die Folgen sind neben dem Leidensdruck für Betroffene auch die damit verbundenen hohen Kosten für Unternehmen und die Volkswirtschaft.

In modernen, erfolgreichen Unternehmen sollte das Thema Gesundheit im Rahmen der Unternehmenskultur ein wichtiger Aspekt sein, wozu auch ein Gesundheitsmanagement notwendig ist. Neben „gesunden Arbeitsbedingungen‘“ sind besonders Bewegung und Sport eine Möglichkeit zum Abbau bzw. zur Bewältigung von Stress sowie zur Prävention von Burnout. Bewegung und Sport sollten auch für den eigenen Lebensstil wesentlich sein, um dadurch möglichen negativen Folgen von Bewegungsmangel bzw. den so genannten „Zivilisationskrankheiten“ effektiv entgegenzuwirken. Neben physiologischen Wirkungen haben richtig angewandte Bewegungs- und Sportprogramme auch therapeutische Potenziale im psychischen und psychosozialen Bereich.

Es ist aber immer der Einzelfall entscheidend – das gilt gleichermaßen für die Prävention und die Rehabilitation von Burnout. Eine Früherkennung ist wesentlich, eine richtige Diagnose gibt dann gezielte Interventionen vor. In Unternehmen ist ein gut koordiniertes Zusammenwirken Betroffener und Beteiligter wichtig, d.h. Kommunikation und auch eine mögliche Optimierung von Ressourcen zur Burnout-Prävention. Der vorliegende Beitrag fokussiert besonders die Burnout-Problematik im Kontext des Gesundheitsmanagements von Unternehmen und zeigt auf, dass eine professionelle Burnout-Prävention eine absolute Notwendigkeit darstellt.

Chronischer Stress

Chronischer Stress ist eine wesentliche Variable für Burnout und Stressregulation daher entscheidend für die Prävention. Durch Bewegungsinterventionen bzw. Bewegung und Sport können sowohl physische als auch psychische Stressreaktionen verringert oder abgebaut werden; sie haben hier grundsätzlich eine „Pufferfunktion“. Dies belegen insbesondere die Ergebnisse medizinischer Studien mit ausgewählter, einschlägiger wissenschaftlicher Literatur, vor allem auch mit Stresskonzepten und Stressmodellen (Bamberg 2016; Burich 2006; Haber 2013; Servan-Schreiber 2006) Psychophysiologische Stressreaktionen erfolgen sehr individuell. Entscheidend sind hier vor allem die körperlich-psychische Konstitution bzw. vorhandene oder nicht vorhandene Ressourcen, zudem auch bereits gemachte (negative) Erfahrungen bzw. das subjektive Stressempfinden. Ob und in welchem Ausmaß genetische, physiologische Faktoren usw. eine Rolle spielen, erfordert weitere wissenschaftliche Forschungen.

Störung der Ruhehomöostase

Geraten Körper und Psyche eines Menschen in Stress, reagiert der Körper mit der Aktivierung des Sympathikus (ein Teil des vegetativen Nervensystems, durch den der Körper in erhöhte Leistungsbereitschaft gebracht wird, was zum Abbau von Energiereserven führt), um eine optimale Anpassung zu erreichen. Ist das sympathische Regulativ voll aktiviert, kann es so auf den Körper einwirken, dass es auf Stoffwechselabläufe und die Ernährungssituation aller Gewebe dauerhaft Einfluss nehmen kann. Als Folge kommt es zu Regulations- und Regenerationsstörungen. Biologisch betrachtet ist Stress daher eine Störung der Ruhehomöostase. Für die Gesundheit schädlich ist aber nur chronischer Stress bzw. eine chronische Stressbelastung, die über Burnout-Zustände in Richtung Depression gehen kann.

Insbesondere kann ein Zusammenhang zwischen arbeitsbedingter Belastung (Stresssituation) und der Entwicklung psychischer und somatischer Beschwerden durch medizinische Studien belegt werden (s. „Weitere Infos“: Servan-Schreiber 2006). Für die Beurteilung solcher Beschwerden als Burnout sind aber eine differenzialdiagnostische Untersuchung (Diagnostik) und eine Kategorisierung notwendig. Die Variable (chronischer) Stress ist ein großes gesundheitliches bzw. psychophysisches und gesellschaftliches Risiko für stressassoziierte Erkrankungen wie Burnout.

Burnout wird in der Literatur überwiegend als Ergebnis eines Prozesses beschrieben, der vor allem durch chronischen Arbeitsstress ausgelöst wird und über verschiedene Phasen abläuft. Das Konstrukt Burnout ist durch eine im Zeitverlauf (phasenhaft) entstehende Entwicklung gekennzeichnet. Es verläuft grundsätzlich von einer zu hohen Arbeitsbelastung bis zu einer völligen psychophysischen Erschöpfung. Das wird auch durch Forschungsergebnisse zur Psychosomatik von Stress aufgezeigt, weshalb auch anzunehmen ist, dass (chronischer) Stress grundsätzlich wesentlich für die Entstehung von Burnout ist (Ahola u. Hakanen 2007; Becker et al. 2004; Zeilner 2017) Eine verminderte Leistungsfähigkeit und emotionale Erschöpfung sind hier die Stressreaktionen. Die emotionale Erschöpfung verstärkt grundsätzlich auch das Stresserleben. Arbeitspsychologische Stresskonzepte und Stressmodelle zeigen auf, dass ein klarer Zusammenhang zwischen chronischem Stress und Burnout besteht.

Außerhalb des Arbeitslebens, im Privatbereich, besteht ebenfalls die Möglichkeit stressbedingter, gesundheitsschädigender Verhaltensweisen. Eine Gesamtbetrachtung bzw. eine Untersuchung der Gesamtbelastung (Arbeit, Familie, Freizeit) ist hier absolut notwendig. Die individuelle Wahrnehmung und Bewertung des Stressfaktors ist von besonderer Bedeutung, da nicht jeder Mensch gleich auf eine Belastung reagiert. Beispielsweise kann für eine Person eine Situation eine anregende Spannung bedeuten, für eine andere Person die gleiche Situation aber krank machenden Stress. Sehr entscheidend sind hier die subjektive Wahrnehmung und die Bewertung der konkreten Situation. Die Einstufung eines Ereignisses als positiv oder negativ trägt wesentlich dazu bei, ob man dieses als Belastung empfindet oder nicht. Neben der Sympathikus- und Kortisolregulation steht Burnout grundsätzlich auch mit anderen psychischen und somatischen Erkrankungen in Zusammenhang. Burnout ist hier eine Zusatzdiagnose und ungenügender Schlaf, Schlafstörungen, das Metabolische Syndrom usw. wirken sich zusätzlich negativ aus.

Stressregulation

Für eine wirkungsvolle Stressregulation ist ein gut geplantes Stressmanagement eine notwenige Voraussetzung. Hier sind vor allem Führungskräfte von Unternehmen gefordert; Stressregulation sollte im Rahmen der Unternehmenskultur bzw. des Gesundheitsmanagements ein wesentliches Thema sein. Kenntnisse über Parameter der Gesundheit, über Stress und Stresstheorien sollten vorhanden sein oder erworben werden. Hier sind sowohl physiologische als auch psychologische Stresstheorien wichtig, deren wesentliches Unterscheidungsmerkmal die kognitive Komponente ist. Die psychologische Stresstheorie betrachtet den Menschen als Individuum, d.h., durch eine individuelle Sichtweise wird hier versucht, zu erklären, warum unter von außen einwirkenden ähnlichen Bedingungen bestimmte Menschen in eine Stress- oder/und Burnout-Problematik geraten und andere unter gleichen Bedingungen bzw. Verhältnissen nicht. Hier sind möglicherweise auch genetische Faktoren. entscheidend, die weitere wissenschaftliche Forschungen notwendig machen.

Abhängig von Ausprägungsgrad und der Kategorisierung arbeitsbezogener Beschwerden (Stress, Burnout) sollten adäquate Präventions- oder Therapiemaßnahmen durchgeführt werden. Digitaler Stress und dessen Folgen sind in diesem Kontext bisher zu wenig beachtet worden, auch im Bereich der Forschung. Die Burnout-Problematik in Unternehmen wird durch zunehmende Digitalisierung, besonders durch Industrie 4.0, wahrscheinlich noch verschärft werden. Den Vorteilen der Digitalisierung steht hier das Phänomen des „digitalen Stresses“ gegenüber, dessen Ursachen in der Nutzung digitaler Technologien liegen. Digitaler Stress muss im Rahmen eines Stressmanagements berücksichtigt und psychologische sowie physiologische Messmethoden bzw. Instrumentarien entwickelt werden, um gesundheitsschädigende Auswirkungen des digitalen Stresses zu fokussieren und auch belegen zu können. Das ist für die Stressregulation in der Gegenwart und der Zukunft sicher wesentlich.

Bewegung zur Stressreduktion

Körperliche Betätigung bzw. Bewegung und Sport als Möglichkeit zur Stressregulation (Stressreduktion) ist ein eigenes, sehr umfassendes Forschungsfeld. Es muss hier aber klar unterschieden werden zwischen „Stressregulation durch Bewegung und Sport“ (das in der gegenständlichen Publikation von Relevanz ist) mit der Zielrichtung, dadurch Alltagsbelastungen besser bewältigen zu können, negative Folgen wie Burnout usw. zu verhindern oder das Risiko zu minimieren sowie „Stressregulation im Sport“, hier vor allem im Hochleistungssport und Profisport, mit dem Ziel die optimale Leistung zu erreichen. Beide Themenbereiche sind im Rahmen der angewandten und der grundlagenorientierten Forschung von Interesse.

Das Bewegungsverhalten wirkt sich auf die Gesundheit des Menschen aus; es stärkt physische und psychische Ressourcen. Diese wirken grundsätzlich positiv gegen „objektive“ Stressbelastungen, bei deren Aufbau bzw. Verbesserung auch die Eigenverantwortung der Betroffenen wesentlich ist. Ergebnisse von Studien zeigen, dass Bewegungsinterventionen bzw. Sportaktivitäten negative Stresseffekte kompensieren und die physiologische Stressreaktion gegenüber nicht sportbezogenen Stressoren verbessern können (Gerber u. Puhse 2009; Wunsch et al. 2015). Beispielsweise wurde in einer Studie der University of Roehampton Sportaktivität als eine wichtige Strategie der Stressregulation bewertet. Der Zusammenhang zwischen physiologischen und gesundheitlichen Indikatoren ist aber noch weiter zu untersuchen.

Eine richtig ausgewählte Sportart bzw. Bewegungsintervention kann die Endorphin-Ausschüttung anregen und zur Reduzierung von Stress und depressiven Verstimmungen führen. Dieser stimmungsaufhellende und entspannende Effekt ist durch randomisierte Kontrollstudien auch wissenschaftlich belegt. Durch die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit kann eine Stabilisierung des vegetativen Systems erreicht werden mit positiven Wirkungen auf psychische Prozesse.

Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und dem emotionalen Empfinden kann durch wissenschaftliche Studien klar belegt werden (Servan-Schreiber 2006). Wesentlich ist hier auch der Einfluss körperlichen Trainings bzw. körperlicher Aktivität auf emotionale Prozesse und kognitive Funktionen, auch zur Stabilisierung einer ausgeglichenen Stimmungs- und Gemütslage. Sowohl aufgestaute Gefühle, wie innere Unruhe, Aggressionen usw., als auch Stresshormone auf chemischer Ebene, wie z.B. Adrenalin und Kortisol, können durch richtige Bewegung abgebaut werden.

Gut geplantes (Gesundheits-)Ausdauertraining ist grundsätzlich zum Stressabbau geeignet, es fördert die neuronale Umstrukturierung in Richtung einer Neurotransmitter-Ausschüttung, die als wesentliche Wirkung Ausgewogenheit und Entspannung bringt. Es sollte aber jene Sportart gewählt werden, die am besten zur konkreten Person passt bzw. die diese auch gerne ausübt. Dass neurobiologische Mechanismen zur Stimmungsverbesserung führen, ist im Bereich relevanter Wissenschaften grundsätzlich unbestritten (Grossi et al. 2003). Wie konkret körperliche Aktivität zur Zielerreichung zu strukturieren ist, ist vom Einzelfall abhängig und bedarf weiterer Forschung. Bewegungsinterventionen zur Stressreduktion sollten medizinische, trainingswissenschaftliche, aber auch psychologische und pädagogische Ansätze integrieren.

Interessenkonflikt: Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

Literatur

Zeilner F: Das Phänomen Burnout im Kontext des Gesundheitsmanagements von Unternehmen und der Kostenproblematik. Möglichkeiten einer professionellen Prävention und Rehabilitation. Dissertation European University Belgrad, Mai 2017.

Bamberg E: Stress bei der Arbeit und Maßnahmen der Stressreduktion. Aktuelle Konzepte und Forschungsergebnisse. Arbeit 2016; 13: 264–277.

Burisch M: Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung. Berlin: Springer, 2006.

Haber P: Leitfaden zur medizinischen Trainingsberatung. Rehabilitation bis Leistungssport. 3. Aufl. Wien, New York: Springer, 2009.

Ahola K, Hakanen J: Job strain, burnout, and depressive symptoms: A prospective study among dentists. J Affect Disord 2007; 104: 103–110.

Becker P et al.: Persönlichkeit, chronischer Stress und körperliche Gesundheit: eine prospektive Studie zur Überprüfung eines systemischen Anforderung-Ressourcen-Modells. Z Gesundheitspsychol 2004; 12: 11–23.

Gerber M, Pühse U: Do exercise and fitness protect against stress-induced health complaints? A review of the literature. Scand J Public Healtch 2009; 37: 801–819.

Wunsch et al.: Stressregulation und Sport. 47. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp). Freiburg, 2015.

Grossi G, Perski A, Evengard B, Blomkvist V, Orth-Gomer K: Phsiological correlates of burnout among women. J Psychosom Res 2003; 55: 309–316.

    Weitere Infos

    Servan-Schreiber D: Die neue Medizin der Emotionen. Stress, Angst, Depression: Gesund werden ohne Medikamente. München, 2006

    www.stressratgeber.de/definition/stresstheorien

    Lohmann-Haislah A: Stressreport 2012. Psychische Anforderungen, Ressourcen und Befinden

    https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Berichte/Gd68.pdf?__blob=publicationFile

    Autor

    Dr. Franz Zeilner

    Fabrikstr.86a

    4400 Steyr

    franz.zeilner@hotmail.de

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