Verhaltenspräventive Gesundheitsförderungsmaßnahmen reichen nicht aus
„Wenn Überstunden steuerfrei werden sollen, die Tagesarbeitszeit entfällt und gleichzeitig der Arbeitsschutz als zu aufwendig erscheint, ist klar: Hier droht ein gesundheitspolitischer Zielkonflikt“, warnt Susanne H. Liebe, Präsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte e. V. (VDBW). „Wir brauchen keine weiteren Bonusprogramme, sondern einen systemischen Blick auf die Bedingungen, unter denen Pflege, Erziehung und Versorgung stattfinden – und auf die Rolle, die arbeitsmedizinische Expertise dabei spielen kann“ heißt es weiter.
Care-Arbeit im Fokus – Arbeitsmedizinische Begleitung: bedarfsgerecht und zukunftsfähig
Unter diesem Motto bringt der VDBW vom 7. bis 9. Mai 2025 in der Messe Erfurt Fachleute aus Arbeitsmedizin, Gesundheitsforschung, Politik und Praxis zusammen. Der Kongress bietet vielfältige Fachformate – von einem Symposium zur Rolle der Arbeitsmedizin in Care-Berufen über praxisnahe Workshops bis hin zu Fortbildungen für medizinisches Assistenzpersonal. Themenschwerpunkte sind u. a. Gewaltprävention, Schichtarbeit, klimabedingte Belastungen und digitale Anforderungen.
Arbeitsmedizin wirkt – wenn man sie lässt
Der VDBW fordert eine stärkere Einbindung arbeitsmedizinischer Expertise in betriebliche Gesundheitsmanagementstrategien – sektorenverbindend und präventiv. Bezeichnenderweise hat Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, die Schirmherrschaft für den Kongress übernommen – ein wichtiges Signal: Arbeitsschutz ist nicht nur ein Thema des Bundesarbeitsministeriums, sondern betrifft insbesondere das Gesundheitssystem und damit auch das Bundesgesundheitsministerium. „Arbeits- und Gesundheitsschutz ist ein bereits gelebter, essenzieller und erfolgreicher Bestandteil des Health in all Policies Ansatzes – diesen Weg müssen wir weiter gehen! Silo-Denken können wir uns nicht mehr leisten.“ sagt Präsidentin Liebe.