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Vielfalt in der Prävention und im betrieblichen Gesundheitsmanagement

Das Pandemie-Jahr 2020 war eine globale Herausforderung und hat insbesondere die Arbeitswelt getroffen. Die Arbeitsmedizin, deren zentrale Aufgabe die Erhaltung der Gesundheit aller Mitglieder der Arbeitswelt ist, musste und muss sich auf die veränderten Bedingungen einstellen. Viele Aspekte wurden bereits in den Heften des letzten Jahres diskutiert, und die Auswirkungen der Pandemie werden uns auch in diesem Jahr thematisch begleiten.

Mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) verfügt die Arbeitsmedizin über einen strategischen Ansatz, um den Ist-Zustand in einer Arbeitswelt zu analysieren und daraus geeignete Maßnahmen zur Prävention und Optimierung abzuleiten – und dies nicht nur unter Pandemie-Bedingungen. Die Arbeitswelt war schon vor Corona stark im Wandel, allerdings beschleunigt die Pandemie viele Entwicklungen, wie etwa die Digitalisierung. BGM muss sich auf die An- und Herausforderungen der gewandelten Arbeitswelt einstellen und das weite Spektrum der verschiedenen Arbeitswelten abdecken. Daraus resultiert eine enorme Vielfalt an Maßnahmen. Die Arbeitsmedizin an der Schnittstelle zwischen Arbeits- und Gesundheitsschutz, betrieblicher Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation übernimmt dabei eine Lotsenfunktion.

Die Vielfalt der BGM spiegelt sich im aktuellen Schwerpunkt, in dem die Herausforderungen verschiedener Arbeitsplätze und die dafür passenden Maßnahmen beschrieben, aber auch Möglichkeiten und Perspektiven der Digitalisierung dargestellt werden.

In einem praxisnahen Beitrag berichten die Autorinnen Stephanie Heine und Jutta Kindel über die Anwendung des Programms „PegA“ der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik. Dieses Programm umfasst verschiedene Module und ermöglicht die Analyse der psychischen Belastung im Groß- und Einzelhandel. Die Autorinnen haben das Programm erfolgreich in einem großen Einzelhandelsunternehmen eingesetzt und schildern ihre positiven Erfahrungen.

In Deutschland unterrichteten im Schuljahr 2019/2020 insgesamt rund 780 000 Lehrerinnen und Lehrer an allgemeinbildenden Schulen; in Bayern sind es ungefähr 120 000. Belastung und Beanspruchung in dieser Arbeitswelt stellen besondere Anforderungen an das BGM. In dem neuen Arbeitsmedizinischen und Sicherheitstechnischen Institut für staatliche Schulen (AMIS) sollen die Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit und des Arbeitsschutzes der Lehrerinnen und Lehrer in Bayern gebündelt werden. Das Autorenteam Sarah Becker et al. stellt die Arbeit des AMIS vor und beschreibt das Konzept zur Verbesserung eines wichtigen Belastungsfaktors –Lärm. Im Wissenschaftsteil wird ebenfalls die Arbeitswelt Schule adressiert. Jonas Dassow et al. untersuchten Prozesshilfen für Schulleitungen und -träger beim Verdacht von Schadstoffbelastungen in rheinlandpfälzischen Schulen.

„Künstliche Intelligenz“ (KI) versucht, menschliches Denken mit Algorithmen in einem künstlichen neuronalen Netzwerk nachzubilden. Dadurch sollen verschiedenartige Daten verarbeitet und selbstständig Entscheidungshilfen erstellt werden. In der Arbeitswelt und in unserem Alltag wird in der nächsten Dekade die KI-Technologie Einzug halten. Die Arbeitsmedizin muss sich mit dieser Technologie auseinandersetzen, um mit geeigneten Maßnahmen die Umsetzung in den Unternehmen begleiten zu können. Aus diesem Grunde wird dieses Thema immer wieder in den Schwerpunkten aufgegriffen. In diesem Heft beschreiben die Autoren Sebastian Terstegen und Tim Jeske die verschieden Einsatzmöglichkeiten der KI und nennen konkrete Ansätze, wie KI in Unternehmen eingeführt werden kann.

Im letzten Beitrag des Schwerpunkts benennt Birte Schwarz konkrete Herausforderungen des BGM in der aktuellen Situation und wie diese mit Hilfe digitaler Angebote angenommen und umgesetzt werden können – Stichworte sind verschiedene Varianten des Homeoffice und die Unterstützung kleinster, kleiner und mittlerer Unternehmen in Thüringen. Letzteres ist ein gemeinsames Modellprojekt der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) und BARMER und die Autorin beschreibt verschiedene Maßnahmen des Projekts sowie deren digitale Umsetzung, die durch die Pandemie deutlich forciert wurde.

COVID-19 ist auch in den weiteren Beiträgen des Praxis- und Wissenschaftsteils ein zentrales Thema. Ich hoffe, dass im Laufe dieses Jahres die Pandemie unsere Gesellschaft zunehmend aus ihren Fesseln entlässt. Spannend werden die Auswirkungen auf Gesellschaft und Arbeitswelten sein.

Ihre Simone Schmitz-Spanke

Chefredakteurin