Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Der demografische Wandel – eine Querschnittsaufgabe

Der demografische Wandel ist in Deutschland in vollem Gange. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt kontinuierlich. Jede zweite Person in Deutschland ist heute älter als 45 und jede fünfte Person älter als 66 Jahre. Die aktuell am stärksten besetzten Jahrgänge, die so genannten „Babyboomer“, zwischen 1955 und 1970 geboren, werden in den nächsten 20 Jahren ihre Erwerbstätigkeit beenden. Berechnungen des statistischen Bundesamtes gehen von einem Rückgang der Erwerbstätigen bis zum Jahr 2035 um 4–6 Millionen aus. Sich hieraus ergebende zentrale Aufgaben sind die Fachkräftesicherung und der Erhalt der Arbeits- und Leistungsfähigkeit der erwerbstätigen Bevölkerung. Durch den Wandel der Arbeitswelt mit einem zunehmenden Ausmaß an Digitalisierung verändern sich die Anforderungen an die Beschäftigten hinsichtlich der Generierung von Wissen und der Fähigkeit, sich auf Veränderungen einzustellen.

All dies führt zu großen Herausforderungen für die Unternehmen und ihre Berater für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, allen voran Betriebsärztinnen und -ärzte sowie Fachkräfte für Arbeitssicherheit. Ein systematisches und vernetztes Vorgehen in Zusammenarbeit mit weiteren betrieblichen Akteuren wie insbesondere den Betriebs- und Personalräten, der Schwerbehindertenvertretung, dem Personalbereich, dem Bereich Qualifizierung sowie nach extern mit den Sozialleistungsträgern ist im Interesse aller. Gestaltungsmöglichkeiten bestehen sowohl auf betrieblicher als auch auf
individueller Ebene. Das Ziel sollte sein, unter Berücksichtigung der physischen und psychischen Gesundheit Arbeitsbedingungen so zu gestalten und Beschäftigte so zu unterstützen, dass in verschiedenen Lebensphasen ein altersgerechtes Arbeiten möglich ist. Grundlegend ist dabei das Wissen, dass eine gut gestaltete Arbeit gesund erhält.

Aus verschiedenen Perspektiven zeigen die Schwerpunktartikel im vorliegenden Heft auf, welche Möglichkeiten bestehen, den demografischen Wandel in den Unternehmen zu gestalten.

Götz Richter, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, und Inga Mühlenbrock führen uns durch die Grundlagen einer alters- sowie alternsgerechten Arbeitsgestaltung, die geeignet ist, Beschäftigte bis zum Rentenalter möglichst gesund im Arbeitsleben zu halten. Themen wie beispielsweise Schwere der Arbeit und Ergonomie, die Kultur des Lernens, Führung und Gesundheitsförderung sind ebenso wichtig wie interne und externe Kooperationen.

Wie Demografieberater Unternehmen unterstützen können, Handlungsfelder zu identifizieren und passgenau Maßnahmen zu entwickeln, damit ein lebenslanges gesundes und effektives Arbeiten möglich ist und welche Qualifikationen hierbei hilfreich sein können, beschreiben Susanne Freiberg et al., IAG Dresden, in ihrem Artikel.

Eine vielfältige und geistig anspruchsvolle Arbeit steigert ebenso wie körperliche Aktivität die mentale Fitness, während sich beispielsweise Stress negativ auf die geistige Leistungsfähigkeit besonders älterer Erwerbstätiger auswirken kann. Michael Falkenstein stellt die Einflussfaktoren mentaler Fitness dar sowie die sich hieraus ergebenden betrieblichen Möglichkeiten.

Astrid Rimbach führt aus, warum eine organisationale Resilienz durch ein betriebliches Demografiemanagement gerade in der ak­tuellen Zeit des raschen Wandels und der zunehmenden Digitalisierung von Bedeutung ist. Basierend auf einer Analyse der Ausgangssituation gestalten resiliente Unternehmen alters- und alternsgerechte Arbeitsbedingungen durch Ineinandergreifen unterschiedlicher Ansätze.

Welche Aufgaben Betriebsärztinnen und -ärzte im Rahmen des demografischen Wandels übernehmen können, beschreibt Dietmar G. Mirwa und führt dies anhand eines betrieblichen Beispiels aus. Betriebsärztliche Kernkompetenzen kommen zum Einsatz, aber auch weitergehende Kenntnisse sind erforderlich, um den Unternehmen als kompetente Berater zur Seite stehen zu können.

Neben der Gestaltung alters- und alternsgerechter Arbeitsbedingungen sind unterstützende Maßnahmen für Erwerbstätige mit gesundheitlichen Einschränkungen von großer Bedeutung. Harald Berger, DRV Nordbayern, erläutert in seinem Artikel die Besonderheiten einer Erwerbsminderungsrente sowie die Möglichkeiten und Chancen von Rehabilitationsmaßnahmen.

Den Autorinnen und Autoren sei an dieser Stelle für ihre Beiträge gedankt, die die vielfältigen Gestaltungsbedarfe und -möglichkeiten im Rahmen des demografischen Wandels aufzeigen. Gemeinsam hoffen wir, dass Sie in diesem Heft interessante Informationen und umsetzbare Anregungen für Ihre Tätigkeit erhalten, um Unternehmen und Beschäftigte zum Thema alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung wirkungsvoll beraten und unterstützen zu können.

Ihre Vera Stich-Kreitner

Prävention/Arbeitsmedizin, Verwaltungs-Berufsgenossenschaft Mainz