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Vermeidung durch Prävention

Podokoniose

Überblick

Podokoniose kommt vom griechischen po-dos, der Fuß, und konis, der Staub. Je nach Region gibt es unterschiedliche Nomenklaturen wie z. B. Mossy Foot, Nonfilarial Elephantiasis, Bigfoot Disease, Pseudolepra, Microcrystal Disease oder Prices’s Disease.

Ernest Woodward Price war als Lepraspezialist 40 Jahre in Kongo, Nigeria und Äthiopien tätig und hat diese Erkrankung um 1970 beschrieben und den Zusammenhang mit der Bodenbeschaffenheit herge-stellt. Erwähnung fand die Podokoniose erst-mals schon vor mehr als 1000 Jahren, in den folgenden Jahrhunderten wurde sie immer wieder beschrieben oder illustriert.

Ursache

Bei barfuß laufenden Menschen in Gebieten mit vulkanischer Erde dringen Mikropartikel von Silikaten durch die Haut in die Subkutis ein und wandern weiter in die Lymphbahnen und Lymphknoten. In der Folge entstehen Lymphabflussstörungen und die so genannte Elephantiasis.

Price fiel auf, dass nicht alle Familienmitglieder, die in gleicher Weise den Silikaten ausgesetzt waren, auch eine Podokoniose entwickelten, was heute durch einen Zusammenhang zwischen den genetischen Varianten in der HLA-Klasse II und dem Ausbruch der Erkrankung erklärt wird.

Epidemiologie

Die Podokoniose findet man in Afrika im Gebiet des Rift Valley, im ostafrikanischen Grabenbruch. Betroffen sind vor allem die Länder Tansania, Kenia, Äthiopien, Teile des Sudan und Uganda. Fälle kommen auch in anderen afrikanischen Ländern vor sowie in Brasilien, Ecuador, Mexiko und Guatemala. Im asiatischen Bereich ist die Podokoniose beschrieben in Indien, Sri Lanka und Indonesien

Klinik

Die Podokoniose beginnt im Kindesalter oder in der frühen Jugend. Im ersten Stadium bemerken die Betroffenen Juckreiz, Brennen und Schwellungen an den Füßen, im zweiten Stadium steigt die Schwellung über die Unterschenkel bis zum Knie mit Beteiligung der femoralen Lymphknoten, im dritten Stadium folgt eine Elephantiasis mit bakteriellen Infektionen und Ulzerationen. In diesem Stadium kann auch Fieber, hervorgerufen durch Wundinfektionen, auftreten ( Abb. 1 bis 3).

Differenzialdiagnose

Häufig wird die Podokoniose mit der Fila-riose verwechselt, die ebenfalls eine Elephantiasis hervorrufen kann und weltweit bei etwa 120 Millionen Menschen auftritt ( Tabelle 1). Die lymphatische Filariose ist eine Wurmerkrankung (Fadenwurm), die weltweit durch Wuchereria bankrofti, in Asien durch Brugia malayi und Brugia timori, hervorgerufen wird ( Abb. 4). Vek-toren sind Moskitos (Culex, Anopheles, Ae-des). Die Filariose kommt im pazifischen Raum vor, die Podokoniose im vulkanischen Hochland. Während die Filariose häufig zwi-schen dem 25. und dem 30. Lebensjahr auf-tritt, beginnt die Podokoniose weitaus früher, mit 10–15 Jahren. Die Filariose wandert von proximal nach distal, während der Verlauf der Podokoniose von distal nach proximal geht, an den Zehen und Füßen beginnt und bis zum Knie wandert.

Eine Differenzialdiagnose ist deshalb so wichtig, weil die Therapie für die Filariose eine völlig andere ist. Es wird mit Diethylcarbamazin (DEC), Ivermectin, Albendazol oder/und mit Doxycyclin (Abtötung der Wol-bachien) behandelt.

Es gibt noch einige andere Differenzialdiagnosen zur Elephantiasis wie beispielsweise das o. g. Kaposi-Sarkom ( Abb. 5), das chronische Erysipel, die durch Mikrofilarien hervorgerufene Elephantiasis der Onchozerkose u. a.

Symptomatische Therapie

Betroffene Füße müssen durch Waschen mit Seife von Staub befreit und Wunden desinfiziert werden. Eine Superinfektion bzw. Einnistung von Fliegenlarven sollte durch Verbände verhindert werden. Knoten müssen chirurgisch entfernt und das Tragen von Kompressionsverbänden sowie Socken und Schuhen sollte empfohlen werden.

Prävention

Die einzige Möglichkeit, präventiv tätig zu werden, ist das Tragen von Schuhen. Die Füße sind dann nicht mehr dem vulkani-schen Staub ausgesetzt und somit geschützt. Das Projekt der „Mossy Foot Treatment and Prevention Association“ stellt Schuhe her und betreibt Aufklärung, lebt aber von Spenden, denn Schuhe sind nicht für jedermann erschwinglich ( Abb. 6).

Betroffene mit Elephantiasis und offe-nen, eitrigen Wunden sind stigmatisiert, finden keinen Partner, können keiner Arbeit nachgehen und versinken in noch tiefere Armut, obwohl es sich ja ohnehin schon um eine Erkrankung der Armen handelt.

Zusammenfassung

Die Podokoniose ist eine durch Vulkanstaub hervorgerufene Erkrankung, die durch prä-ventive Maßnahmen wie z. B. das Tragen von Schuhen vollständig vermieden werden kann. Mit der Erkrankung können die Betroffenen nur schwer einer Arbeit nachgehen und sind sozial ausgegrenzt. Wichtigste Differenzialdiagnose ist die lymphatische Filariose. 

Literatur

Davey G, Newport M: Podoconiosis: the most neglected tropical disease? Lancet 2007; 369: 888–889.

Davey G, Tekola F, Newport M: Podoconiosis: non infectious geochemical elephantiasis. Trans R Soc Trop Med Hyg 2007; 101: 1175–1180.

Nenoff P: Die Podokoniose als nicht-filariöse, geo-chemisch bedingte Elephantiasis – eine vergessene tropische Erkrankung. JDDG 2010; 8: 7–14.

Price EW: Podoconiosis non-filarial elephantiasis. Oxford: Oxford Medical Publications, 1990.

Tekola F, Alemu G, Davey G, Ahrens C: Community-based survey of podoconiosis in Bedele Zuria woreda, west Ethiopia. Int Health 2013; 5: 119–125.

Tekola F, Newport M, Davey G: HLA Class II locus and susceptibility to podoconiosis. N Engl J Med 2012; 366: 1200–1208.

Visser B: How soil scientists help combat podoconiosis, a neglected disease. Int J Environ Res Public Health 2014; 11: 5133–5136.

    Weitere Infos

    Geographische Verbreitung der Podokoniose weltweit

    http://www.who.int/neglected_diseases/diseases/podoconiosis/en

    Der Ostafrikanische Graben

    http://derstandard.at/1234507332797/Afrika-bricht-entzwei

    Autorin

    Dr. med. Ute Schwarz

    Betriebsärztin

    Tropenmedizin/Reisemedizin

    ias Aktiengesellschaft

    Askanischer Platz 1

    10963 Berlin

    ute.schwarz@ias-gruppe.de

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