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Bedeutende Arbeitsmediziner übergeben den Staffelstab (Teil 1)

Laudatio zur „Emeritierung“ von Univ.-Prof. Dr. Hans Drexler

Das PDF dient ausschließlich dem persönlichen Gebrauch! - Weitergehende Rechte bitte anfragen unter: nutzungsrechte@asu-arbeitsmedizin.com.

Am 30. September dieses Jahres ist Univ.-Prof. Dr. med. Hans Drexler, Leiter des In­stituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, in den Ruhestand gegangen.

Bei Hans Drexler, geboren 1955, hat zunächst nichts auf eine erfolgreiche Kariere als Wissenschaftler und Leiter eines Universitätsinstituts hingewiesen. Nach der mittleren Reife hatte er eine Lehre zum Bäcker und Konditor absolviert, um den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Als er sah, wie sich seine ehemaligen Klassenkameraden weiterentwickelten, war für ihn klar, dass auch er das Abitur machen wollte. So war es nur konsequent, dass Hans Drexler das Abitur nachholte und ein Studium anstrebte. Begonnen hat der ärztlich-akademische Lebensweg von Hans Drexler mit einem Studium der Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zwischen 1977 und 1984. Zum Ende des Studiums schloss er auch seine Promotion zum Doktor der Medizin erfolgreich ab.

Während des Studiums hatte er bereits als Famulant im District Hospital Cambden (Australien) und während des Praktischen Jahrs in der Chirurgischen Klinik des Kantonspitals Winterthur (Schweiz) Erfahrungen im Ausland gesammelt. Nach der Approbation arbeitete er zunächst als Assistenzarzt in der Inneren Medizin an der Schloßbergklinik Oberstaufen und am Klinikum Nürnberg. Anschließend bildete er sich an der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Stadt Augsburg zum Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten weiter und erlangte den entsprechenden Facharzt im Jahr 1990.

Diese sehr nützliche „Vorqualifikation“ prädestinierte ihn für eine Laufbahn in der Arbeitsmedizin, die er im gleichen Jahr am Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der FAU unter dem damaligen Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Gerhard Lehnert begann. Als weitere Qualifikationen folgten die Zusatzbezeichnung Allergologie (1991), die Facharztanerkennung Arbeitsmedizin (1993), die Zusatzbezeichnung Umweltmedizin (1994) und die Habilitation im Fach Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (1994).

Bereits als Assistenzarzt und später als wissenschaftlicher Oberassistent führte Hans Drexler am Erlanger Institut zahlreiche arbeitsmedizinische Studien durch, deren Ergebnisse er nicht nur hochrangig publizierte, sondern engagiert in Gremien einbrachte, um sowohl in der Regulation als auch in der Praxis eine Verbesserung des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz zu erreichen.

Im Jahr 1997 erhielt er den Ruf auf den seit einigen Jahren verwaisten Lehrstuhl für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. In kürzester Zeit schaffte es Hans Drexler, dem Standort in Aachen neues Leben einzuhauchen und für die arbeitsmedizinische Forschung adäquat auszustatten. Bereits drei Jahre später kehrte er nach Erlangen zurück, um den renommierten Lehrstuhl an der FAU zu übernehmen. Damit verbunden war auch die Leitung der angegliederten Betriebsärztlichen Dienststelle der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem Universitätsklinikum Erlangen. Im Jahr 2003 erwarb Hans Drexler die Zusatzbezeichnung Sozialmedizin.

Wissenschaftlich hat sich Hans Drexler vornehmlich mit dermatologischen, allergologischen und toxikologischen Fragenstellung in der Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin beschäftigt und dabei insbesondere den Zusammenhang zwischen Exposition und gesundheitlichen Effekten herausgearbeitet. Zentrales Instrument war dabei fast immer das biologische Monitoring als Goldstandard für die Charakterisierung der tatsächlichen individuellen Belastung. Weitere Forschungsgebiete und konzeptionelle Arbeiten erfolgten unter seiner Leitung darüber hinaus in der betrieblichen Gesundheitsförderung, der arbeitsmedizinischen Versorgung und der Telemedizin.

Aufgrund seiner hohen wissenschaftlichen Reputation und seines Talents, wissenschaftliche Forschungsergebnisse für die Umsetzung in der arbeitsmedizinischen Praxis und in der Regulation aufzubereiten, zu kommunizieren und in der Diskussion fachlich konsequent zu vertreten, wurde er in zahlreiche Beratergremien berufen. Zuerst ist hier die Ständige Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu nennen, in die er 1996 zum Mitglied berufen wurde. Unmittelbar darauf implementierte er in der Kommission eine neue Arbeitsgruppe zur Beurteilung der Hautresorption, deren Leitung er auch zunächst übernahm. 2002 übernahm er die Leitung der zentralen Arbeitsgruppe Aufstellung von Grenzwerten im biologischen Material und 2008 die Position des stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission. Neben den genannten Arbeitsgruppen wirkt er auch in vielen anderen Arbeitsgruppen der Kommission mit, wie zum Beispiel zur Einstufung von Kanzerogenen, zur Bewertung von sensibilisierenden Eigenschaften, der Epidemiologie sowie Neurologie und Sensorik. Weitere bedeutende Gremien, in denen Hans Drexler bis heute aktiv mitarbeitet, sind der Ausschuss für Gefahrstoffe des Bundesministers für Arbeit und Soziales, in dem er auch den Arbeitskreis „Biomonitoring“ des UA III leitet, der ärztliche Sachverständigenbeirat „Berufskrankheiten“ beim Bundesminister für Arbeit und Soziales, der Ausschuss „Strahlenrisiko“ der Strahlenschutzkommission der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie der wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer.

Sein Interesse am wissenschaftlichen Diskurs und an der Weiterentwicklung der mit der Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin verbundenen Forschung sowie der Aufbau von Strukturen zur Implementierung in der Praxis offenbart sich in seiner aktiven Mitgliedschaft in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften und Interessensgruppen, wie der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin (DGAUM), dem Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte, der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin und der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie. Darüber hinaus fungiert er als Sprecher des Bayerischen Aktions- und Forschungsverbundes Public Health e. V. und als Vorsitzender des interdisziplinären Zentrums für Public Health der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Die DGAUM hat er in seiner Präsidentschaft 2012–2021 durch den anspruchsvollen, aber letztendlich lohnenden Transformationsprozess zu einer professionell koordinierten, aktiv gestalterischen, in Institutionen und Gesellschaft respektierten Vertretung für die Interessen der Fächer Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin geführt. Auch sollte das besondere Engagement von Hans Drexler in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Arbeitsmedizinerinnen/-medizinern und Betriebsärztinnen/-ärzten, insbesondere an den arbeitsmedizinischen Akademien in München, Mainz und Wien, sowie den entsprechenden Seminaren der DGAUM und deren Kooperationspartnern, genannt werden. Nicht vergessen werden darf, dass sich Hans Drexler neben seinen vielseitigen Tätigkeiten im Bereich der präventiven Arbeits- und Umweltmedizin weit über zehn Jahren als Studiendekan in der akademischen Selbstverwaltung für die Belange der Medizinstudierenden an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg engagierte.

In zahlreichen Fachzeitschriften ist Hans Drexler Mitherausgeber oder Mitglied des wissenschaftlichen Beirats. Seit Jahrzehnten unterstützt er im Redaktionsteam das offizielle Organ der DGAUM, die Zeitschrift ASU Arbeitsmedizin Sozialmedizin Umweltmedizin. Die renommierte internationale Fachzeitschrift International Archives of Occupational and Environmental Health hat er über viele Jahre als Editor-in-Chief herausgegeben.

Sein besonderes Engagement für das Fach führte zu zahlreichen Auszeichnungen. Besonders erwähnenswert sind hier unter anderem die Verleihung des Innovationspreises der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin für den Ausbau und die Adjustierung des Qualitätssicherungsprogrammes GEQUAS (2007), die Bayerische Staatsmedaille für Verdienste um die Gesundheit (2009) und das Bundesverdienstkreuz am Bande (2018).

Seine Eloquenz in der Kommunikation fachlicher Themen und allgemein sowie sein gegenüber jedermann charmantes Wesen haben Hans Drexler zu einem gern gesehenen und anerkannten Gesprächspartner gemacht.

Am 30. September dieses Jahres hat Hans Drexler nun den Erlanger Lehrstuhl an Frau Univ.-Prof. Andrea Kaifie-Pechmann übergeben. Damit gelang nicht nur eine nahtlos perfekte Stabübergabe, sondern außerdem ein Generationenwechsel, mit dem auch Erwartungen in weitere Innovationen und neue Konzepte für die aktuellen Herausforderungen der Fächer Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin verbunden sind.

Auch wenn er durch die Emeritierung von den meisten Aufgaben seines bisherigen Dienstherrn entbunden wurde, verwundert es nicht, dass Hans Drexler viele Aufgaben für das Fach, zum Beispiel als Mitglied und Arbeitsgruppenleiter in der Arbeitsstoffkommission und dem AGS sowie als Referent und Berater, fast selbstverständlich auch weiterhin erfüllen wird. Dafür sind wir ihm sehr dankbar.

Wir wünschen unserem lieben Kollegen und Freund von Herzen mehr Zeit für die annehmlichen und glücklichen Dinge des Lebens und freuen uns gleichwohl auf häufige Zusammenkünfte in der Zukunft. Seiner Nachfolgerin im Amt, Frau Univ.-Prof. Andrea Kaifie-Pechmann, wünschen wir sowohl privat als auch beruflich einen guten Start in Erlangen.

Thomas Göen, Erlangen

Stephan Letzel, Mainz

Professor Hans Drexlers akademischen Lebenslauf, seine Beschäftigungsverhältniss sowie die Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit können Sie dem Zusatzmaterial im Internet unter folgendem Link entnehmen:

www.asu-arbeitsmedizin.com/laudatio-drexler

Im nächsten Heft folgt im Teil 2 unserer Ehrungsreihe eine Laudatio zur Emeritierung von Prof. Dr. Dipl.-Ing. Stephan Letzel, Mainz.