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FC Fit – Ein Pilotprojekt für mehr Bewegung im Alltag bei Deutsche Post DHL

„Man müsste sich mal wieder mehr bewegen ...“

Einleitung

Die Ziele waren klar: Verbesserung der körperlichen Fitness und damit Reduktion von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ausgehend von der Idee, körperlich wenig aktive Beschäftigte zu mehr Bewegung im Alltag zu motivieren, wurde vom Betriebsärztlichen Dienst und den Kolleginnen und Kollegen des Kommunikationsbereichs im Rahmen der internen Sportgemeinschaft „FC Deutsche Post“ ein neues Pilotprojekt aufgelegt. Als Sponsor konnte die BARMER gewonnen werden, die das Coaching durch ihren Partner moove GmbH stellte.

Mit kontinuierlichem Lauftraining nach Anleitung und mit regelmäßigem Coaching durch persönliche Trainerinnen und Trainer sollte der Spaß an der Bewegung im Vordergrund stehen und zu regelmäßigem Training motivieren. Hierbei wurde die Interaktion der Teilnehmenden durch regelmäßige Kommunikation innerhalb einer WhatsApp-Gruppe gefördert. Terminiertes Ziel war für alle die Teilnahme am kombinierten Lauf- und Fahrradwettbewerb, dem so genannten „Staffel-Duathlon“, beim jährlichen Sport-Event der Deutschen Post in der Bispinger Heide. Als mögliches weiteres Fernziel wurde die Teilnahme am „Deutsche Post Marathon Bonn 2020“ als Staffel, beim Halbmarathon oder, für ganz Ambitionierte, auch am Marathon definiert. Nach Abschluss des Pilotprojekts wurden alle Teilnehmenden mittels eines Evaluationsbogens befragt.

Bewerbungsphase

Gestartet wurde mit einer Bewerbungsphase, in der Beschäftigte, die ihre Grundfitness selbst als eher schlecht einschätzten, sich mit einem kurzen Motivationsschreiben und einem Fragenbogen mit Gesundheitsfragen um die Teilnahme am Pilotprojekt bewerben konnten. Ausschlusskriterien waren hier chronische Erkrankungen, die gegen ein regelmäßiges körperliches Ausdauertraining gesprochen hätten. Es erfolgte die Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die Einladung zur Auftaktveranstaltung in der Zentrale der Deutschen Post in Bonn (➥ Abb. 1). Da es sich um eine neuartige und zudem kosten- und zeitintensive Maßnahme handelte, wurde die Teilnehmerzahl für diesen ersten Pilotversuch auf 20 begrenzt.

Auftaktveranstaltung und medizinische Voruntersuchung

Die Auftaktveranstaltung ging über zwei Tage, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Arbeit freigestellt waren. Das Rahmenprogramm setzte sich zusammen aus einem Programm zur Teambildung mit gemeinsamer Besichtigung des Post Towers und einem gemeinsamen Abendessen. Teil der Auftaktveranstaltung war außerdem die Vorstellung der Coaches für die Trainingsphase und ein Motivationsvortrag der ehemaligen Leistungssportlerin und Olympiasiegerin Heike Drechsler.

Im Mittelpunkt des Tages stand jedoch die medizinische Voruntersuchung, die in den Räumlichkeiten des Betriebsärztlichen Dienstes in Bonn stattfand. Am Anfang der ärztlichen Untersuchung stand das Anamnesegespräch, um Vorerkrankungen und Risikofaktoren zu eruieren. Anschließend wurde eine körperliche Untersuchung durchgeführt, bei der Daten zu Größe, Gewicht, Blutdruck und Puls erfasst wurden. Bei der Blutabnahme wurde der Fokus auf Cholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin, Blutzucker und HbA1c gelegt. Zum Abschluss wurde bei allen Teilnehmenden ein Belastungs-EKG durchgeführt, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkennen und somit Risikofaktoren auszuschließen.

Jede teilnehmende Person wurde zusätzlich physiotherapeutisch untersucht, um Belastungsfaktoren des Muskel-Skelett-Systems zu erkennen: Hier wurden die motorischen Eigenschaften Kraft, Beweglichkeit und Koordination getestet. Auf Basis dieser Ergebnisse wurde als Abschluss des Physio-Checks ein individueller Trainingsplan zur Verbesserung der Ausdauer und der körperlichen Fitness erstellt. Zur Trainingssteuerung wurden Pulsuhren als Leihgerät angeboten.

Die erhobenen Daten wurden auf einem USB-Stick gespeichert und den Teilnehmenden ausgehändigt. Da die Nachuntersuchung nicht in der Betriebsarztpraxis in Bonn stattfand, sondern in der dem Wohnort der Teilnehmenden nächstgelegenen Praxis, sollten die Daten einerseits der/dem nachuntersuchenden Ärztin/Arzt zur Verfügung stehen und andererseits die Daten aus beiden Untersuchungen in einer Exceltabelle zusammengeführt werden. Alle 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aktion nahmen an der Auftaktveranstaltung teil und unterzogen sich dem Medizincheck.

Trainingsphase

Die Trainingsphase war auf drei Monate festgelegt und begann am 08.06.2019. In der Trainingsphase absolvierten alle ein individuelles Lauftraining/Gehtraining mit wöchentlicher Beratung durch die Coaches. Aufgrund der räumlichen Verteilung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im gesamten Bundesgebiet erfolgte das mindestens 30-minütige Coaching telefonisch oder als Videochat. Laufen als Bewegungsform, die einen möglichst niederschwelligen Einstieg ermöglicht, wurde dabei bewusst in den Vordergrund gerückt. Inhalte des Coachings konnten jedoch immer wieder auf individuelle Bedürfnisse angepasst werden, so dass auch andere Sportarten unterstützt wurden oder der Fokus auch auf Ernährung gelegt werden konnte.

Gleich zu Beginn bestand das Angebot, sich in einer WhatsApp-Gruppe anzumelden, was letztlich von allen Teilnehmenden wahrgenommen und aktiv gestaltet wurde. Hierüber fand ein motivierender Austausch untereinander statt. Von Seiten des Gesundheitsmanagements wurden kurze Videos zu Themen wie Ernährung, Alkohol, der richtige Laufschuh/das Equipment, Verletzungsprophylaxe, Laufstil und Motivation produziert. Die Clips wurden in Interviewform aufgezeichnet und waren auf die Fragen und Bedürfnisse der Teilnehmenden zugeschnitten. Interviewpartner waren Ärztinnen und Ärzte des Betriebsärztlichen Dienstes sowie der Physiotherapeut und Lauftrainer des Laufteams von Deutsche Post DHL, Frank Clever. Die Teilnehmenden konnten zudem Fragen an die Expertinnen und Experten (Betriebsärztin/-arzt, Physiotherapeut/Lauftrainer) richten, die dann im Chat beantwortet wurden.

Medizinische Nachuntersuchung

Die Nachuntersuchung fand nach der dreimonatigen Trainingsphase statt. Hierzu konnten sich die Teilnehmenden innerhalb von drei Wochen nach Ende der Trainingsphase an eine Betriebsarztpraxis ihrer Wahl wenden und einen Termin vereinbaren. Zu Vergleichszwecken wurden erneut Größe, Gewicht, Blutdruck und Puls erhoben und eine Blutuntersuchung auf Cholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin, Blutzucker und HbA1c durchgeführt. Zwölf Personen erschienen zur Nachuntersuchung.

Teilnahme am Sport-Event der ­Deutschen Post in Bispingen

Zum Abschluss des Pilotprojekts erhielten alle Teilnehmenden die Möglichkeit, am Staffel-Duathlon im Rahmen des Saisonabschlussfestes des FC Deutsche Post in der Bispinger Heide teilzunehmen. Dies ist eine Großveranstaltung für ausgewählte Beschäftigte der Deutschen Post, bei der es unter anderem einen Wettbewerb im Duathlon (Staffel aus Fahrradfahren auf dem Ergometer und Laufen), ein Fußballturnier und einen Wettbewerb im E-Sport gibt. Alle Mannschaften dürfen Fans mitbringen. Eingerahmt von Spaßwettbewerben (Seifenkistenrennen) und einer Abendveranstaltung ist dies eine Veranstaltung mit mehreren 1000 Teilnehmenden.

Insgesamt bildeten sich vier 4er-Teams beim Duathlon aus dem Pilotprojekt, die hier teilnahmen.

Abb. 2:  Ergebnisse der medizinischen Untersuchung im ­zeitlichen Verlauf (eigene Darstellung)

Abb. 2: Ergebnisse der medizinischen Untersuchung im ­zeitlichen Verlauf (eigene Darstellung)

Ergebnisse und Ausblick

Das mehrmonatige Pilotprojekt „FC Fit 2019“ zur Bewegungsmotivation mit seinen 20 Teilnehmenden wird klar als Erfolg gewertet. Zu dieser Einschätzung tragen bei:

  • Medizinische Ergebnisse (➥ Abb. 2)
  • Die untersuchten Versuchspersonen konnten – obwohl nur sehr wenige dies in der Bewerbung als persönliches Ziel angegeben hatten – ihr Gewicht im Schnitt um 4 kg senken und damit den Body Mass Index (BMI) deutlich zu verbessern. Ebenfalls reduzierte sich der durchschnittliche Ruhepuls um 25% deutlich. Erfreulich ist auch, dass alle Teilnehmenden mit Blutdruckwerten im kritischen Bereich, diese im Zuge des Programms in den nicht behandlungsbedürftigen, hochnormalen Bereich unter 140 mmHg bringen konnten. Zudem war es aus medizinischer Sicht mit der Ausnahme eines anderweitig Verletzten allen Teilnehmenden möglich, beim Saisonfinale zu starten. Bezüglich der Aussagekraft der Analyse der medizinischen Ergebnisse muss allerdings einschränkend auf die geringe Fallzahl hingewiesen werden.

  • Befragungsergebnisse (➥ Abb. 3)
  • Die kurz nach dem Saisonfinale durchgeführte Befragung der Teilnehmenden mit 90% Rücklaufquote lieferte durchgängig sehr positive Rückmeldungen zu allen Teilaspekten der Maßnahme. Vor allem die Aussagen zur nachhaltigen Motivation der Teilnehmenden, der Verbesserung ihrer Gesundheit und dem Erreichen der selbstgesteckten Ziele sehen wir als positive Bestätigung des verfolgten Ansatzes.

  • Motivation
  • Alle 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich beim Kick-off, alle brachten sich aktiv in die WhatsApp-Gruppe ein, alle haben die Maßnahme über den vollen Zeitraum genutzt und 15 Teilnehmende konnten zum Saisonabschluss in Bispingen erscheinen: Die gefühlte und erlebte Motivation erschien sehr ausgeprägt.

    Der in der Pilotstudie verfolgte Ansatz konnte voll bestätigt werden; die Ziele der Gesamtmaßnahme für das Individuum, das heißt, eine nachhaltige Zunahme der körperlichen Bewegung, eine Steigerung des persönlichen Wohlbefindens und damit eine Reduktion von Risikofaktoren konnten erreicht werden. Als Erfolgsfaktoren sind hierbei zu sehen:

  • die medizinische Begleitung als Rahmen zu Beginn und Ende der Maßnahme,
  • die physiotherapeutische Beurteilung mit Entwicklung von klar definierten Trainingsplänen,
  • das intensive, professionelle Coaching,
  • das klar definierte, erreichbare Ziel mit der Staffelteilnahme beim Saisonfinale am Ende des Trainingszeitraums und damit, trotz der räumlichen Trennung, eine Klammer mit physischen Treffen zu schaffen,
  • die Nutzung sozialer Medien zur gruppeninternen Motivation und zur leichten Ansprache der medizinischen, physiotherapeutischen sowie administrativen Expertinnen und Experten.
  • Eine Nachbeobachtung nach Beendigung der Pilotstudie erfolgte nicht. Eine Aussage zur Nachhaltigkeit der erzielten Erfolge kann demzufolge nicht getätigt werden.

    Als Herausforderung sehen wir vor allem die Skalierbarkeit einer derartigen Maßnahme. Bei allem Erfolg im Sinne des durch das Pilotprojekt bestätigten Ansatzes, muss die Limitierung genannt werden, dass aufgrund der Intensität und der damit verbundenen Kosten vor allem im Bereich des individuellen Coachings das Konzept nicht unverändert auf deutlich größere Populationen ausgeweitet werden kann. Daher wird im Jahr 2020 ein App-gestütztes Konzept gleicher Zielrichtung mit 1000 Teilnehmenden durchgeführt. Auch hier gibt es Videobeiträge, die Nutzung einer Social-Media-Plattform und Coaching, das allerdings im Gruppensetting abgebildet wird. Weitere Unterschiede zur Vorjahresmaßnahme stellen die Motivation über Challenges und ein inhaltlich sehr weit greifendes Punktesystem mit Selbstbewertung dar. Die Ergebnisanalyse dieser Maßnahme ist aktuell in Arbeit.

    Interessenkonflikt: Alle Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

    Abb. 3:  Ergebnisse der Befragung (eigene Darstellung)

    Abb. 3: Ergebnisse der Befragung (eigene Darstellung)

    Koautoren

    An der Erstellung des Beitrags beteiligt ­waren Thomas Schwan und Dr. Andreas Tautz, beide Deutsche Post AG, SNL ­Human Ressources Deutschland, Bonn

    Kontakt

    Dr. med. Matthias Bollmann
    Deutsche Post AG; SNL Human Resources Deutschland; Abt. 41 Arbeitsmedizin; Friedrich-Ebert-Allee 45; 53113 Bonn

    Foto: privat

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