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Neue Formen der Arbeitsverdichtung

Amanda S. Voss, M.A.

Foto: privat

Amanda S. Voss, M.A.

Mit der zunehmenden Digitalisierung und Flexibilisierung geht ein Wandel der Arbeitswelt einher, der Betriebe wie auch Beschäftigte betrifft. Diese neuen Formen der Arbeit werden oft mit dem Begriff der „Arbeitsverdichtung“ assoziiert sowie häufig mit einer Gefährdung der psychischen Gesundheit in Verbindung gebracht und sind damit Gegenstand des Arbeitsschutzgesetzes sowie der damit verbundenen betrieblichen Maßnahmen. Trotz der vielfachen Verwendung des Begriffs der Arbeitsverdichtung sowie verwandter Begriffe ist die inhaltliche Auslegung und Abgrenzung zu Ursachen und Folgen bislang unzureichend geklärt. Aufgrund der Aktualität und gesundheitlichen Relevanz wird im Projekt AVENUE an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg die konzep­tuelle Klärung und inhaltliche Eingrenzung der Arbeitsverdichtung vorgenommen, die die Grundlage für diesen Heftschwerpunkt bildet.

Der vorliegende Heftschwerpunkt „Neue Formen der Arbeitsverdichtung“ soll einen umfassenden Einblick in das Thema Arbeitsverdichtung vermitteln. Dazu haben wir Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft sowie von Verbänden und Interessensvertretungen eingeladen, ihre Perspektive auf das Thema Arbeitsverdichtung darzulegen. Mit den unterschiedlichen Perspektiven wird den Leserinnen und Lesern die inhaltliche Breite und Relevanz des Begriffs verdeutlicht und ein gemeinsamer Rahmen zur Einordnung dieser Perspektiven an die Hand gegeben.

Im ersten Beitrag stellen Angelika Hauke, Eva Flaspöler, Ruth Klüser und Ina Neitzner die Ergebnisse des Risikoobservatoriums der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung vor. Das Risikoobservatorium identifiziert aktuelle Entwicklungen in der Arbeitswelt und beurteilt diese hinsichtlich ihres Gefährdungspotenzials für die Gesundheit von Beschäftigten sowie Chancen für den Arbeitsschutz. Anhand von vier ausgewählten Branchen werden spezifische Ursachen und Konsequenzen der Arbeitsverdichtung anschaulich erläutert.

Im Anschluss beschäftigt sich Torsten Kunz mit der Frage, wie weit eine Messung der Arbeitsverdichtung gehen sollte. Nach einer Auseinandersetzung mit den Begriffsfeldern zur Arbeitsintensität und Arbeitsverdichtung verdeutlicht er die Bedeutung neuer Arbeitsformen und stellt weitere Einflussfaktoren der Arbeitsverdichtung vor. Abschließend gibt er Gestaltungsempfehlungen im Umgang mit neuen Formen der Arbeit.

Die bislang angesprochenen Begriffe und Einflussfaktoren der Arbeitsverdichtung werden im Beitrag von Roman Soucek und Amanda Voss aufgegriffen und in ein konzeptionelles Prozessmodell zur Arbeitsverdichtung eingeordnet. Dieses Modell unterscheidet zwischen Ursachen, Formen und Folgen von Arbeitsdichte und stellt mit betrieblichen und individuellen Strategien Ansatzpunkte zum Umgang mit einer hohen Arbeitsdichte vor, die in den beiden folgenden Beiträgen aufgegriffen werden.

Christian Wille und Nadine Müller beleuchten in ihrem Beitrag die Ursachen der Arbeitsintensität und gehen dazu auf die Digitalisierung und neue Managementansätze ein. Anhand von bestehenden gewerkschaftlichen Initiativen wird die Bedeutung einer guten Arbeitsgestaltung durch Verhältnisprävention betont und mittels des Ansatzes der agilen Arbeit wird erläutert, wie diese gelingen kann.

Elisa Clauß stellt in ihrem Beitrag mit der Selbstbestimmung und Arbeits­intensivierung die beiden Seiten der Medaille „Autonomie“ vor. Dabei geht sie auf bewährte Maßnahmen in der betrieblichen Praxis ein und diskutiert notwendige Gestaltungskompetenzen sowie politische Rahmenbedingungen, die die Selbstbestimmung fördern und Arbeitsintensivierung reduzieren können.

Im Wissenschaftsteil beschreiben Elke Ahlers, Anne Goedicke und Lena Hünefeld auf Grundlage einer repräsentativen Erwerbstätigenbefragung unterschiedliche Dimensionen der Arbeitsintensität nach Berufssegmenten und Anforderungsniveau. Dies ermöglicht eine differenzierte Beurteilung und Erörterung hinsichtlich der betrieblichen Arbeitsgestaltung.

Wir hoffen, dass Ihnen dieses Schwerpunktheft mehr Klarheit zum Thema Arbeitsverdichtung vermittelt und eine Orientierung bei der Einordnung unterschiedlicher Sichtweisen auf das Thema bietet. Die vielfältigen Beispiele sollen Ihnen wertvolle Impulse für die praktische Umsetzung von Maßnahmen zum Umgang mit Arbeitsverdichtung geben.

Roman Soucek und Amanda Voss

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg