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Aktivitäten am Robert Koch-Institut

Internationale Gesundheit

Als nationales Public-Health-Institut spielt das Robert Koch-Institut (RKI) bereits heute auf Bundesebene eine zentrale Rolle für den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland (Robert Koch-Institut 2017). Zu den gesetzlichen Aufgaben des RKI mit internationalem Bezug gehören die Meldepflicht nach den Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV), die Mitwirkung am Europäischen Gesundheitssurvey (EHIS) sowie die Mitarbeit in internationalen Gremien. Mit dem Inkrafttreten der Änderungen des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) im Juli 2017 (s. „Weitere Infos“) wurden darüber hinaus die Aufgaben des Robert Koch-Instituts im Bereich des internationalen Gesundheitsschutzes gesetzlich festgeschrieben. Diese umfassen u.a. die Zusammenarbeit mit ausländischen Stellen und internationalen Organisationen sowie die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Einrichtungen in Partnerstaaten und die Unterstützung bei der epidemiologischen Lage- und Risikobewertung und im Krisenmanagement, verbunden auch mit dem Einsatz von Personal des Robert Koch-Institutes im Ausland. Bei seiner Aufgabenerfüllung orientiert sich das RKI an nationalen und internationalen Zielsetzungen. Alle Abteilungen des RKI sind darüber hinaus mit ihren Forschungsschwerpunkten intensiv auf internationaler Ebene wissenschaftlich vernetzt.

Die Herausforderungen, mit denen sich Public Health konfrontiert sieht, nehmen jedoch zu – sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Insbesondere vor dem Hintergrund der Lehren aus den internationalen Gesundheitskrisen der vergangenen Jahre sowie aktueller und angestrebter langfristiger Entwicklungen (Robert Koch-Institut 2017) wurde im Januar 2019 am Robert Koch-Institut das „Zentrum für internationalen Gesundheitsschutz (ZIG)“eingerichtet. Das ZIG umfasst vier Fachgebiete:

  • ZIG 1 – Informationsstelle für Internationalen Gesundheitsschutz (INIG)
  • ZIG 2 – Evidenzbasierte Public Health
  • ZIG 3 – Notfallvorsorge und Einsatzunterstützung
  • ZIG 4 – Public-Health-Laborunterstützung

Ebenfalls im ZIG angesiedelt ist die Geschäftsstelle des vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Global Health Protection Programms (GHPP). Im Folgenden sollen das ZIG und das GHPP beispielhaft für die Aktivitäten des RKI im Bereich des internationalen Gesundheitsschutzes vorgestellt werden.

Zentrum für Internationalen Gesundheitsschutz (ZIG)

Ziel des ZIG ist es, die im RKI vorhandene Expertise für den internationalen Gesundheitsschutz zu stärken und entsprechende Aktivitäten auszubauen. Hierzu zählen

  • die strategische Vernetzung mit nationalen Akteuren über die Informationsstelle für internationalen Gesundheitsschutz (INIG),
  • der Auf- und Ausbau einer Public Health Intelligence zu internationalen Infektionsausbrüchen und globalen mittel- und langfristigen Entwicklungen bei Krankheiten mit dem Ziel, die Wissensbasis, die Beratungskompetenz und das Spektrum zielgruppenspezifischer Informationsprodukte zu verbessern,
  • der Aufbau und die Vertiefung der methodischen Expertise im Bereich der evidenzbasierten Public Health (EbPH),
  • die koordinierte fachliche und logistische Unterstützung von Einsätzen der Ausbruchsbekämpfung sowie
  • die Stärkung der Public-Health-Laborkapazitäten für internationale Einsätze.

ZIG 1: Das Fachgebiet ZIG 1 soll durch die Informationsstelle für Internationalen Gesundheitsschutz (INIG) das deutsche Engagement und die Sichtbarkeit bei der Prävention und Bekämpfung von Krankheitsausbrüchen stärken („Internationale Zusammenarbeit & Partnernetzwerk“). Dazu sollen ein Stakeholder-Netzwerk sowie internationale Kooperationen im Bereich übertragbare und nichtübertragbare Erkrankungen auf- und ausgebaut werden. Ziel ist es, die strategische Entwicklung und Umsetzung der deutschen Expertise im Bereich des internationalen Gesundheitsschutzes voranzutreiben. Ebenfalls sollen ein regelmäßiger Informations- und Wissensaustausch sowie eine enge Abstimmung, auch mit komplementären Maßnahmen aus der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe, ermöglicht werden.

Ebenfalls bei der INIG angesiedelt ist das geplante WHO-Kooperationszentrum des Global Alert and Response Network (WHO GOARN CC). GOARN bietet eine weltweite Infrastruktur für die schnelle Entsendung von Unterstützungsteams bei globalen Ausbruchsgeschehen. Die Etablierung des WHO GOARN CC am RKI ist ein weiterer Schritt zum Ausbau der RKI-Aktivitäten zum internationalen Gesundheitsschutz.

Der zweite operative Bereich des Fachgebiets, Public Health Intelligence (PHI), stellt der Fachöffentlichkeit und den politischen Entscheidungsträgern regelmäßig aktuelle Informationen zu Infektionsausbrüchen weltweit aus ausgesuchten Datenquellen zur Verfügung. Die Informationen werden anlassbezogen und zielgruppengerecht als Wochenberichte, Risikobewertungen, Eilnachrichten oder epidemiologische Updates aufbereitet. Der regelmäßige Fachaustausch der PHI mit der infektionsepidemiologischen Bund-Länder-Lagekonferenz (EpiLag) sichert den Informationsfluss zum Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) für deutschlandrelevante Ausbruchsereignisse. Vor dem Hintergrund der weltweit wachsenden Krankheitslast (Burden of Disease/BoD) von nichtübertragbaren Erkrankungen wird die ganzheitliche Informationsgewinnung und -aufbereitung, auch zur Bewertung von Infektionsgeschehen, systematisch ausgeweitet.

ZIG 2: Das Aufgabenspektrum des RKI als nationalem Public-Health-Institut umfasst auf nationaler Ebene

  • die Ermittlung gesundheitspolitisch relevanter Problemstellungen auf der Grundlage einer validen Analyse gesundheitsbezogener Daten,
  • die Identifizierung und Schließung von Datenlücken sowie
  • die datengestützte Objektivierung und wissenschaftliche Orientierung gesundheitspolitischer Diskussionen.

Mit seinen Daten leistet das RKI so einen wesentlichen Beitrag zu einer evidenzbasierten Problembestimmung sowie zu einer evidenzbasierten Gesundheitspolitik und Public-Health-Strategie. Das Fachgebiet ZIG 2 wird diese Expertise vor allem zu Methoden der evidenzbasierten Public Health im RKI ausbauen und für wissenschaftliche Projekte und Aktivitäten des internationalen Gesundheitsschutzes zur Verfügung stellen.

ZIG 3: Die systematische Vorbereitung auf internationale Gesundheitskrisensituationen ermöglicht eine schnellere und verbesserte Reaktionsfähigkeit, z.B. bei Ausbruchsgeschehen. Notfallvorsorge und Einsatzunterstützung, Sicherheit und Logistik sind die Arbeitsschwerpunkte des Fachgebietes ZIG 3. Hierzu gehören auch die (Weiter-)Entwicklung und Umsetzung internationaler Trainingsmaßnahmen und Trainingsmaterialien, die Unterstützung der deutschen „Emergency Medical Teams“ (EMT) in enger Anbindung an die WHO-EMT-Initiative, die Vermittlung soziologischer und anthropologischer Expertise in Einsatzkontexten und das Management von Gesundheitsrisiken und Schutz für RKI-Beschäftigte im Einsatz.

ZIG 4: Zeitnahe und gezielte Diagnostik bei Ausbruchsverdachten sind ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil eines internationalen gesundheitlichen Krisenmanagements. Zur Stärkung der Kapazitäten in Public-Health-Institutionen in Partnerländern wird das Fachgebiet ZIG 4 Public Health-relevante Laborunterstützung bereitstellen und die Entwicklung von Maßnahmen des Qualitätsmanagements in Partnerländern unterstützen. Dazu zählt der Auf- und Ausbau von Laborkapazitäten in Partnerländern, einschließlich der Entwicklung von Fortbildungsmaßnahmen für Labordiagnostik, sowie die Mitwirkung bei Ausbruchseinsätzen, die Unterstützung beim Export von Laborausrüstung und beim Probenversand.

Global Health Protection Programme (GHPP)

Das GHPP wurde im Jahr 2016 für eine Laufzeit von vier Jahren vom BMG aufgelegt. Grundlage des Programms waren die Beschlüsse des G7-Gipfels 2015 in Schloss Elmau. In diesen hatten sich die Mitgliedstaaten verpflichtetet, während der nächsten fünf Jahre die Gesundheitssicherheit in mindestens 60 Entwicklungsländern durch bilaterale Programme und multinationale Strukturen zu stärken. Ein Anlass für diese Verpflichtung war die zum damaligen Zeitpunkt abklingende Ebola-Krise in Westafrika in den Jahren 2014/2015. Mehr als 28.000 Menschen erkrankten seinerzeit am Ebolafieber, mehr als 11.000 hiervon starben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte eine „Gesundheitliche Notlage von Internationaler Tragweite“ (Public Health Emergency of International Concern, PHEIC) ausgerufen. Es zeigte sich jedoch im Rückblick auf diese Notlage, dass die Staatengemeinschaft erhebliche Bemühungen unternehmen muss, um zukünftig zeitnah und koordiniert auf vergleichbare Gesundheitskrisen reagieren zu können. Dabei sind internationale Akteure wie die WHO ebenso gefordert wie vom Ausbruch betroffene oder gefährdete Länder und Staaten, die diese bei der Ausbruchsbekämpfung und Prävention unterstützen.

Das GHPP-Programm zielt darauf ab, Maßnahmen für die Gesundheitssicherheit der Bevölkerung in Partnerländern und in Deutschland zu stärken (s. „Weitere Infos“). Bis Ende 2018 umfasste das Programm 15 Teilprojekte; zum 1. Januar 2019 wurden 13 neue bzw. erweiterte Projekte bewilligt. Entwickelt und umgesetzt werden sie vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM), dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI), dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dem Forschungszentrum Borstel-Leibniz Lungenzentrum (FZB) sowie dem RKI in enger Abstimmung mit dem BMG, weiteren Bundesministerien und selbstverständlich den Partnern vor Ort.  Abbildung 1 zeigt die Länder, in denen GHPP-Projekte von den zuständigen Projektpartnern einzeln oder gemeinsam durchgeführt werden (Stand 2018).

Die Schwerpunkte der Projekte liegen auf der Bekämpfung und Untersuchung von Krankheitsausbrüchen, auf der Ausbildung von wissenschaftlichem Personal sowie auf dem Methoden- und Wissenstransfer. Die Teilprojekte des GHPP verteilen sich hierbei auf vier Themenfelder:

  1. Stärkung nationaler Kapazitäten und Unterstützung in Ausbruchs- und Krisensituationen
  2. Stärkung der (Basis)-Gesundheitssysteme/IGV-Implementierung
  3. Stärkung der Gesundheitssysteme – Stärkung der regulatorischen Behörden
  4. Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen

Abbildung 2 und  Tabelle 1 geben eine Übersicht über die Teilprojekte.

Vier der 13 neuen bzw. erweiterten Projekte ab Januar 2019 unterstützen die Überwachung und Regulierung von Blut, Blutprodukten, Arzneimitteln und Impfstoffen (BloodTrain II, RegTrain, PharmTrain). Sie werden vom BfArM und dem PEI koordiniert. Weitere vier Projekte haben ihre Schwerpunkte im globalen Infektionsschutz und in der Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen; sie werden vom RKI und dem BNITM koordiniert. Das BNITM koordiniert des Weiteren ein neues Projekt zu Lassafieber; das FZB widmet sich einem Projekt zu (resistenter) Tuberkulose in Hochinzidenzländern (SeqMDRTB_NET). Hinzu kommen drei Projekte der unmittelbaren Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie befassen sich mit einer verbesserten Verknüpfung von humanem und Tiergesundheitsschutz (Briding IHR and PVS, Koordination FLI), mit der Stärkung internationaler Impfprogramme durch stärker evidenzbasierte Entscheidungsprozesse und mit der Entwicklung eines neuen „Leadership-Training für Auslandseinsätze“ in Zusammenarbeit mit dem Global Alert and Response Network (GOARN) der WHO. Die beiden letztgenannten Projekte werden vom RKI koordiniert. Die Projekte stützen sich auf bestehende gute Kooperationen mit Public-Health-Institutionen vor Ort. Neben dem geografischen Schwerpunkt auf der Region Afrika südlich der Sahara sind auch zentral- und südostasiatische Partnerländer vertreten.

Fazit

Nationaler Gesundheitsschutz ist immer auch eng verbunden mit dem internationalen Gesundheitsschutz. Das Wissen um die Internationalität von Gesundheit, Krankheit und ihren Determinanten und das Handeln nach diesem Wissen prägen die Arbeit des RKI seit seiner Gründung vor fast 130 Jahren. Eine belastbare und nachhaltige Vernetzung auf nationaler und internationaler Ebene ist erforderlich, um sich den globalen Herausforderungen von Gesundheit und Gesundheitsrisiken zu stellen. Projekte wie das Global Health Protection Programme, die thematisch ineinandergreifen, sich gegenseitig verstärken und die gemeinsam von Akteuren in Deutschland und in Partnerländern getragen werden, leisten einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der internationalen Gesundheitssicherheit. Mit der Schaffung einer permanenten Struktur für den internationalen Gesundheitsschutz am RKI setzt das RKI seinen Anspruch und sein Ziel um, eine führende Fachinstitutionen für internationale Gesundheit in Deutschland zu sein (Robert Koch-Institut 2017).

Interessenkonflikt: Die Autorinnen geben an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

Literatur

Robert Koch-Institut, RKI 2025. Evidenz erzeugen – Wissen teilen – Gesundheit schützen. Berlin: RKI, 2017

Robert Koch-Institut, Forschungsagenda 2018–2025. Berlin: RKI, 2018.

    Weitere Infos

    Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz, IfSG). § 4 Aufgaben des Robert Koch-Instituts

    https://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__4.html

    Global Health Protection Programme (GHPP)

    https://ghpp.de/de/aktuelles/

    Für die Autorinnen

    Dr. PH Angela Fehr, M.A. (USA)

    Robert Koch-Institut

    Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring/

    Fachgebiet Gesundheitsberichterstattung und Informationsstelle für Internationalen Gesundheitsschutz (INIG)

    Nordufer 20 – 13353 Berlin

    fehra@rki.de

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