Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Rezension

Dabei wollen die vorgestellten Forschungsprojekte nicht nur den wissenschaftlichen Blick auf die berufliche Praxis schärfen, sondern auch konkrete Lösungsansätze für die betriebliche Praxis vorstellen. Aufgrund dieses Praxisbezugs ist auch dieser Band für die angesprochene Leserschaft, insbesondere Betriebsärzte, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, andere Akteure des betrieblichen Gesundheitsschutzes sowie Betriebs- und Personalräte, sehr hilfreich. Aus diesem Grund hat der Herausgeber auch Beiträge in das Buch aufgenommen, die bereits in diversen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden, aber für ein nicht wissenschaftliches Publikum nur schwer zugänglich sind. Damit möchte man auch den Praktikerinnen und Praktikern in den Unternehmen und Einrichtungen die Möglichkeit geben, von den neuesten Erkenntnissen und Forschungsentwicklungen in Arbeitsmedizin und Arbeitswissenschaft so umfassend wie möglich zu profitieren.

Die Auswahl vieler unterschiedlicher Themen hat aber noch weitere Gründe. Die im Sammelband vorgestellten Forschungsarbeiten sind zum einen Ausdruck des weiten Spek­trums der Forschung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). Ein Großteil der Arbeiten des Sammelbands beruhen auf Forschungsprojekten der Abteilung Arbeitsmedizin, Gesundheitswissenschaften und Gefahrstoffe (AGG) der BGW sowie des CVcare am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), das Kooperationspartner der BGW bei Forschungsfragen ist. Aber auch geförderte Arbeiten anderer Institute werden wiedergegeben. Zum anderen soll, nachdem das Thema Corona die vergangenen Jahre dominiert hat, nun anderen Forschungsfragen wieder mehr Raum gegeben werden. Oder wie es der Herausgeber im Vorwort formuliert: „Nachdem uns die Pandemie und ihre Auswirkungen für mehrere Jahre stark beschäftigt hat, wird nun langsam der Blick wieder frei für die anderen Arbeitsschutzthemen, die teilweise vernachlässigt wurden“.

Was können die Leser im Einzelnen erwarten? Die ersten knapp 80 Seiten und fünf Kapitel des Bands beschäftigen sich mit der Darstellung der aktuellen Unfall- und Berufskrankheitenmeldungen bei der BGW, einer Sonderauswertung zu COVID-19 als Berufskrankheit sowie drei weiteren Covid-19- bezogenen Themen. Der Hauptteil des Bandes ist, wie erwähnt, aber anderen Forschungsfragen gewidmet. An dieser Stelle werden beispielhaft nur einige der Kapitel kurz vorgestellt.

Anhand einer Onlinebefragung wurde vom Autorenteam des Kapitels „Chirurgischer Rauch im OP: Gesundheitsgefahren und Präventionsmöglichkeiten“ untersucht, ob Chirurginne und Chirurgen die TRGS Nr. 525 „Gefahrstoffe in medizinischen Einrichtungen“ und deren Empfehlungen kennen und ob diese in der beruflichen Praxis tatsächlich beachtet und umgesetzt werden.

Das Kapitel „Alternative bedarfsorientierte betriebsärztliche und sicherheitstechnische Betreuung: Erprobung von regionalen Kompetenzzentren für BGW-Kleinstbetriebe“ widmet sich der Frage, ob sich das Arbeitsschutzniveau in diesen Betrieben nach der Betreuung durch Kompetenzzentren tatsächlich verbessert hat und ob es Unterschiede in der Umsetzung des Arbeitsschutzes zu anderen Betreuungsmodellen gibt.

„Gesundheitskompetenz als mögliche Ressource bei Auszubildenden“ stellt ein 2017 bis 2021 durchgeführtes Forschungsprojekt vor, bei dem Auszubildende aus fünf verschiedenen Branchen über ihr Wissen bezüglich Prävention und Gesundheitsförderung in drei Erhebungswellen befragt wurden. Die dabei gewonnenen Ergebnisse verdeutlichen unter anderem, dass bei jungen Menschen zu Ausbildungsbeginn ein erheblicher Bedarf an Prävention und Gesundheitsförderung besteht.

Im Kapitel „Gesundheitliche Risiken und
Ressourcen haushaltsnaher Dienstleistungen im Umfeld von Pflegebedürftigkeit. Ergebnisse aus dem Projekt PsyGeRaH“ werden im Rahmen des betreffenden Forschungsvorhabens psychosoziale Gesundheitsrisken und -ressourcen von Haushalthilfen in der häuslichen Pflegehilfe ermittelt. Es zeigt sich, dass die Arbeit in den Privathaushalten pflegebedürftiger Personen den Haushaltshilfen auf der einen Seite zwar recht beträchtliche arbeitsbezogene Autonomiespielräume bietet, auf der anderen Seite es ihnen aber an sozialer Unterstützung unter anderem bei Konflikten mit bzw. Übergriffen von pflegebedürftigen Personen oder ihren An- und Zugehörigen fehlt.

Im Beitrag „Gleicher Job, gleiche Arbeitsbedingungen? Eine Querschnittsstudie zur Untersuchung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Arbeitssituation von Beschäftigten in der ambulanten und stationären Jugendhilfe“ wird schließlich eine systematische Untersuchung gesundheitsrelevanter Arbeitsbedingungen, Bewältigungsstrategien und Gesundheitsindikatoren in der Jugendhilfe vorgenommen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf einer differenzierten Analyse berufsbezogener Arbeitsmerkmale in der ambulanten und stationären Jugendhilfe. Mit ihren wichtigen Ergebnissen schließt diese Studie eine lange bestehende Forschungslücke zu den Arbeitsbedingungen in der Jugendhilfe.

Fazit: Der neue Band aus der RiRe-Reihe bietet den Berufspraktiker:innen und Sicherheitsfachkräften aus Unternehmen und Einrichtungen viele spannende Einblicke in die aktuelle Forschung sowie konkrete Bezüge und Lösungswege für die eigene betriebliche Praxis.

Joerg Hensiek

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ ASU E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Exklusive Webinare zum Vorzugspreis

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen