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Risiken und Nebenwirkungen der vernetzten Arbeitswelt

Identifizierung von Herausforderungen

Arbeiten zu jeder Tageszeit und von fast überall aus, zunehmend automatisierte Produktionsprozesse und internationale Projektarbeit – die Arbeitswelt 4.0 hat viele Gesichter. Beschäftigte betrachten diese Entwicklungen am Arbeitsplatz überwiegend als Chance und natürlichen Fortschritt – aber auch als Auslöser gesundheitlicher Probleme. Im aktuellen Projektjahr lag der Fokus auf diesen Belastungen. Interessanterweise zeigt sich, dass Unternehmen branchenübergreifend vor ähnlichen Herausforderungen stehen: Dies sind unter anderem Schnittstellenprobleme von Systemen, eine zunehmende Informationsdichte bei gleichzeitiger Abnahme persönlicher Kommunikation sowie die Vermischung von Berufs- und Privatleben. Die Identifizierung dieser Belastungsfaktoren ist wichtige Voraussetzung, um genau dort mit betrieblichem Gesundheitsmanagement anzusetzen.

Zugleich Frust und Entlastung bei Systeminnovationen

Innovationszyklen neuer Produkte werden immer kürzer. Unternehmen sind bemüht, die Technik und dazugehörige Software auf dem neusten Stand zu halten, so dass Beschäftigte von Weiterentwicklungen profitieren und entlastet werden. „Dabei führen stetige Neuerungen im Unternehmen oftmals zu einer wachsenden Zahl an Softwarelösungen oder zu Schnittstellen zwischen alten und neuen Systemen. Diese sind nicht immer aufeinander abgestimmt und bilden die Tätigkeit der Beschäftigten nicht ausreichend ab“, erklärte Anouschka Gronau, Leiterin des Innovationsprojekts. In Folge der unzureichend funktions- und leistungsfähigen Systeme schaffen Beschäftigte Insellösungen, um die Inkompatibilität der Systeme zu überbrücken. Neben ineffizientem Arbeiten durch beispielsweise Doppelerfassungen und Arbeitsunterbrechungen, führen diese Gegebenheiten bei Beschäftigten zu verstärktem Stressempfinden und Frust.

Ständige Erreichbarkeit und Mail- Dickicht – Kommunikation zugleich Fluch und Segen

Digitale Informations- und Kommunikationsmedien unterstützen die virtuelle Zusammenarbeit und ermöglichen flexiblen Zugriff auf Informationen. Der Blick in die betriebliche Praxis zeigt jedoch auch, dass sich Beschäftigte durch die Informationsdichte belastet fühlen. Die digitale Kommunikation über verschiedene Medien wird insbesondere dann zur Belastung, wenn Informationen ungefiltert an zahlreiche Adressaten gesendet werden. Ist dem Empfänger der Auftrag zur weiteren Bearbeitung nicht ausreichend transparent, entstehen zusätzliche Schleifen für Rückfragen. Darüber hinaus wird bemängelt, dass im Berufsalltag die persönliche Kommunikation immer weiter abnimmt, unabhängig davon, ob die Beschäftigten an verschiedenen Standorten oder am gleichen Ort arbeiten. Die soziale Unterstützung nimmt dadurch ab.

Vermischung von Berufs- und Privatleben

Damit Unternehmen und Beschäftigte von neuen Arbeitsformen profitieren, müssen die Interessen gut austariert sein. Voraussetzung für Beschäftigte, die Flexibilität des mobilen Arbeitens oder des Arbeitens von zu Hause tatsächlich als Chance nutzen zu können, sind klare Rahmenbedingungen zu Erreichbarkeit und Antwortzeiten. Ist die Erwartungshaltung des Arbeitgebers oder der Führungskraft nicht eindeutig formuliert, sind Beschäftigte oftmals verunsichert, wann und wie häufig sie ihre E-Mails einsehen sollen oder nach Feierabend oder im Urlaub erreichbar sein müssen. Die Folge ist, dass sich Beschäftigte nur eingeschränkt erholen können oder das Privat- und Familienleben belastet wird.

Spielregeln für die neue Arbeitswelt – gemeinsam Step by Step

Nicht die Technologien, sondern die Beschäftigten sind der wichtigste Baustein für erfolgreiche Digitalisierung. Um die Herausforderungen der Arbeitswelt 4.0 für alle Seiten gewinnbringend zu gestalten, bedarf es einer entscheidenden proaktiv-gestaltenden Haltung der Unternehmen. „Beteiligung von Beschäftigten bei der Gestaltung neuer digitaler Arbeitsmittel und -formen ist der einfache und doch zu selten genutzte Schlüssel für mehr Leistungsfähigkeit der Systeme und Zufriedenheit auf Arbeitnehmerseite“, so Dr. Martin Kuhlmann, Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.

Starker Partner in der Beratung zum betrieblichen Gesundheitsmanagement

„Um die betrieblichen Rahmenbedingungen der Arbeitswelt 4.0 gesund zu gestalten und die Gesundheit und Motivation von Beschäftigten auch zukünftig zu erhalten und zu fördern, begleiten wir Unternehmen individuell dabei, Beteiligungs- und Gestaltungsräume zu schaffen. Zugleich unterstützen wir dabei, Belastungen zu reduzieren und Ressourcen zu stärken“, betonte der Vorstandsvorsitzende der AOK Niedersachsen, Dr. Jürgen Peter. Das auf fünf Jahre angelegte Innovationsprojekt wurde 2017 von der AOK Niedersachsen in Partnerschaft mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung sowie dem Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung ins Leben gerufen. Ebenso wird das Projekt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt. Die Unternehmerverbände Niedersachsen e.V. und der Deutsche Gewerkschaftsbund Niedersachsen – Bremen – Sachsen-Anhalt begleiten das Projekt sozialpartnerschaftlich.

Das Projekt wird vom Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V. wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse werden im Rahmen einer unabhängigen Studie publiziert.

Quelle: AOK Niedersachsen

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