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Rezension

Jutta Kindel, Hamburg

Das oft schicksalhaft empfundene Auftreten von Krankheiten veranlasst viele Ärzte, einen Blick zurück in die Geschichte der Medizin zu werfen, um mehr Verständnis für das eigene ärztliche Handeln in der Gegenwart zu bekommen.

Das Buch „Geschichte(n) der Medizin Band 3“ als Abschluss einer Trilogie, die jetzt auch in einer Geschenkbox zu erwerben ist, bietet viele Anregungen. Kurzweilig wagen überwiegend ärztliche Autoren einen spannenden Streifzug durch die Medizingeschichte. Ein Zeitstrahl zu Beginn schafft einen Überblick über die chronologisch angeordneten 23 Beiträge, die in sich geschlossen sind und nach persönlicher Vorliebe einzeln gelesen werden können.

„Was macht einen guten Arzt aus?“ ist heute noch eine brandaktuelle Frage. Der Blick in die Geschichte reicht von der Antike bis zur Neuzeit, konträre Antworten werden im Lichte ihrer Zeit als lebendige Geschichten präsentiert. Dass Empathie mit den Patienten im hektischen Klinikbetrieb oft schwerfällt, ist nicht verwunderlich angesichts des Siegeszuges einer naturwissenschaftlich geprägten Medizin seit dem 18. Jahrhundert.

Meilensteine in Diagnostik und Therapie werden in mehreren Beiträgen dargestellt: die Entdeckung der Perkussion durch L. Auenbrugger (1722–1809), die Weiterentwicklung des Saitengalvanometers zur Elektrokardiographie mit völlig neuen Möglichkeiten der Diagnostik von Herzkrankheiten durch W. Einthoven 1895, die Entdeckung der Röntgenstrahlen durch den Physikprofessor C. Röntgen ebenfalls 1895 oder das Wagnis der ersten Herztransplantation 1967 durch Chr. Barnard, das noch heute den Atem anhalten lässt.

Auch Kunstinteressierte kommen mit Geschichten rund um die Tuberkulose auf ihre Kosten. Rembrandts Malerei ist ohne Kenntnis der unfassbaren Schicksalsschläge in seiner Familie nicht zu verstehen. Unser Schönheitsideal wird noch heute geprägt durch die schöne und blasse Schwindsüchtige in Botticellis Bildern „Die Geburt der Venus“ und „Der Frühling“. Wer kennt noch Alphonsine Plessis, das Vorbild für die „Kameliendame“ von A. Dumas, die wiederum als Vorlage für die beliebte Oper „La Traviata“ von G. Verdi diente?

Beeindruckend und überraschend modern ist das Portrait des Chirurgen A. Bier (1861–1949), der im Sinne einer nachhaltigen Ökologie schon vor hundert Jahren Mischwälder, die noch heute Forstwirte und Biologen begeistern, pflanzte und kultivierte.

Mit Rahel Liebesschütz-Plaut (1894–1993), Hermine Heusler-Edenhuizen (1872–1955) und Lydia Rabinowitsch-Kempner (1871–1935) werden drei bedeutende Ärztinnen vorgestellt, die trotz großer gesellschaftlicher Hindernisse an ihrem Berufswunsch festhielten.

Die Vielzahl der Themen kann nur exemplarisch benannt werden. Alle Beiträge wurden angeregt und leidenschaftlich gesammelt von Oliver Erens, Chefredakteur des Ärzteblattes Baden-Württemberg, und Andreas Otte, Professor für Medizinische Systemtechnik an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Medien Offenburg.

„Geschichte(n) der Medizin“ kann dem Mediziner, aber auch dem interessierten Laien wärmstens empfohlen werden. Kurzweilig und anregend werden Geschichten erzählt, die zum Weiterdenken animieren. Sie bereichern und unterhalten zugleich und machen aufmerksam gegenüber Entwicklungen in Gegenwart und Zukunft.

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