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Zur Belastung und Beanspruchung beim Patiententransfer von Schwerstpflegebedürftigen

Zur Belastung und Beanspruchung beim Patiententransfer von Schwerstpflegebedürftigen

Ziel: Patiententransfers gelten aufgrund ihrer hohen Muskel-Skelett-Belastung als Hauptfaktor für die Entstehung von Rückenbeschwerden. Hier wird über die Muskel-Skelett-Belastung und die damit verbundene Beanspruchung der Pflegekräfte bei der Arbeit an und mit Schwerstpflegebedürftigen berichtet.

Kollektiv und Methode: Zwei Hauptfaktoren unterscheiden die Untersuchungs- und Kontrollgruppe: Aktivität des Patienten und Transfertechnik. Dabei wurden Transferdauer und -häufigkeit, Risikopunktwert durch Belastung, Beschwerden und Schmerzen der Pflegekräfte sowie die subjektiv empfundenen körperlichen Beanspruchungen und zeitlichen Anforderungen beim Transfer ermittelt und statistisch ausgewertet.

Ergebnisse: Aus den Untersuchungsergebnissen ist zu folgern, dass die Belastung für die Pflegekräfte bei einem durchschnittlichen Patientengewicht jeweils größer als 70 kg nicht unerheblich ist. Das Risiko in der Untersuchungsgruppe ist geringer als in der Kontrollgruppe. Allerdings ist die Risikosituation in der Untersuchungsgruppe nicht optimal, sondern bedarf ebenfalls der Gestaltung.

Schlussfolgerungen: Technik und Patienteneigenschaften sind nicht allein ausschlaggebend für die Belastung und Beanspruchung der Pflegekraft – sondern die Ergonomie. Die wesentlichsten ergonomischen Gestaltungsbereiche beziehen sich auf die Verbesserung der Lastenhandhabung, die Vermeidung extremer Körperhaltungen, das Schaffen optimaler räumlicher Gegebenheiten sowie die Vermeidung von Sturzunfällen.

Schlüsselwörter: Patiententransfer – Pflegekräfte – Schwerpflegebedürftige – Belastung – Beanspruchung

Stresses and strains arising during transfer of patients requiring extreme nursing care services

Aim: Musculo-skeletal stresses arising during patient transfers are regarded as one of principal causal factors of back symptoms in nursing staff. This study reports on musculo-skeletal stresses and the accompanying strains arising in nurses working with patients requiring extreme care services.

Method: The study group and the control group differ in two principal respects – activity of the patients and transfer techniques used. Duration and frequency of transfer, point rating for degree of stress risk, symptoms and pain experienced by nursing staff, subjectively perceived physical strains and times required for transfer were statistically evaluated.

Results: The results indicate that nursing staff caring for patients with an average body weight of more than 70 kg are exposed to relatively high levels of stress. Although the risk of biomechanical overloading of the musculo-skeletal system is lower in the study group than in the control group, the risk situation in the study group is not optimal and also needs redesign.

Conclusions: Techniques used and patient characteristics are not the only critical factors for stresses and strains in nursing work. Ergonomics are also very important. The key ergonomic design areas that need to be addressed are improvement of load management, avoidance of extreme postures, optimal space availability and avoidance of accidents involving falls.

Keywords: patient transfer – nursing staff – extreme care patients – stress – strain

K. Landau

M. Diaz Meyer

M. Weißert-Horn

M. Jacobs

H. Stern

H.-W. Raske

(eingegangen am 05. 12. 2013, angenommen am 17. 04. 2014)

ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2014; 49: 850–861

Fragestellung

Im Gesundheitsreport der Betriebskrankenkassen (BKK 2008) werden für Helfer in der Krankenpflege die höchsten durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeiten mit 22,3 Tagen ausgewiesen. Dies ist mehr als dreimal so viel wie für Berufe mit den wenigsten Arbeitsunfähigkeitstagen, z. B. eines Apothekers. Die Hauptursache für hohe Ausfall-zeiten bei Pflegekräften sind vor allem Muskel-Skelett-Erkrankungen. Auch psychische Erkrankungen spielen eine große Rolle. Darauf wird im Rahmen dieses Beitrags jedoch nicht näher eingegangen.

Es ist seit langem bekannt und auch vielfach untersucht (s. unsere Literatursynopse bei Stern et al. 2013), dass mit dem Pflege-beruf eine Reihe körperlich belastender Tätigkeiten verbunden sind. Dazu gehören Transfertätigkeiten, Lagern, Betten beziehen und Betten machen sowie weitere Transporttätigkeiten. Dabei können sich regelmäßig ungünstige Körperhaltungen ergeben, hohe Bandscheibenkompressionsdrucke vor allem am lumbosakralen Übergang, aber auch Beanspruchungen im Schulter-Nacken- sowie im Kniegelenksbereich. Insbesondere Patiententransfers gelten als Hauptfaktor für die Entstehung von Rückenbeschwerden (Freitag et al. 2007; Byrn et al. 2004; Marras et al. 1999; Engkvist et al. 1992). Bekanntermaßen können Rückenbeschwerden auch für Pflegetätigkeiten multikausal sein (z. B. Michaelis 1999).

Die beeinträchtigte Gesundheit der Pflegekräfte steht in deut-lichem Zusammenhang mit der Absicht, den Pflegeberuf zu verlassen (siehe z. B. Hasselhorn et al. 2005; Evanoff et al. 2003). Die wenigsten Pflegekräfte verbleiben länger als zehn Jahre im Beruf. Für deutsche Verhältnisse wurde ermittelt, dass etwa 20 % der Pflege-kräfte beabsichtigen den Beruf zu verlassen, vorwiegend jüngere und höher qualifizierte Pflegekräfte (Simon et al. 2005; Hasselhorn et al. 2003). In den Niederlanden waren dies lediglich 8,8 %.

Hinzu kommt der demografische Wandel, der auf Seiten der Arbeitswelt mit verschiedenen Entwicklungen verbunden ist (Landau et al. 2007):

  • einer Verringerung des Erwerbstätigenpotenzials,
  • einer Abnahme der Fachkräfte,
  • einer Erhöhung des Durchschnittsalters der arbeitenden Bevölkerung.

Diese Entwicklungen treffen auch für die Beschäftigten in der Pflege zu (Statistisches Bundesamt 2008; Simon et al. 2005). Die alternde Gesellschaft beeinflusst nicht nur das Erwerbstätigenpotenzial der Pflegemitarbeiter, sondern führt auch dazu, dass die Nachfrage nach Pflegeleistungen weiter ansteigen wird. Die immer kürzeren Verweildauern in den Krankenhäusern – eine Entwicklung des letzten Jahrzehnts – tragen ebenfalls zu einer erhöhten Belastung der Pflegekräfte bei. Kürzere Patientenverweildauer bedeutet intensive Pflege sowie höhere Anforderungen an die Dokumentation und Qualitätssicherung.

Aufgrund all dieser Entwicklungen ist es besonders wichtig, dass Pflegemitarbeitern gesundheitserhaltende und -fördernde Arbeitsbedingungen angeboten werden, die ein möglichst langes Berufsleben in der Pflege erlauben. Insbesondere sollten erfahrene Pflegemitarbeiter mit allen Mitteln an den Beruf gebunden werden. Dazu sind entsprechende Studien zur Muskel-Skelett-Belastung und zu daraus resultierenden Präventionsmaßnahmen von Vorteil.

In Deutschland kann der hohe wissenschaftliche Standard internationaler arbeitsphysiologischer und epidemiologischer Studien zur Muskel-Skelett-Belastung von Pflegepersonen und dem daraus folgenden Erkrankungsrisiko nur in Einzelfällen gehalten werden. Es überwiegen berufsgenossenschaftliche und gewerkschaftliche Erfahrungsberichte. Kontrollierte Interventionsstudien sind in diesem Bereich eher selten (z. B. Jäger 2010; Theilmeier et al. 2008; Jäger et al. 2003, 2005, 2006; Theilmeier et al. 2005; Freiburger Forschungsstelle für Arbeits- und Sozialmedizin 2003).

Hier wird über Ausschnitte des zwischen 2011 und 2012 durchgeführten Projekts „Gesunde Arbeit Intensivpflege“ berichtet (Stern et al. 2013). Das Forschungsvorhaben hatte die Entwicklung und Erprobung einer sinnvollen Kombination ausgewählter körperlich entlastender Patiententransfers zum Ziel. In einer Untersuchungsgruppe wurden Bewegungsmethoden sowie ergonomische Regeln und geplante Arbeitsabläufe, die immer auf den Patienten, auf die Pflegekräfte und die sonstigen Bedingungen eines Arbeitssystems abgestimmt werden müssen, versuchsweise eingesetzt. Eine Kontrollgruppe, mit ähnlichen Bedingungen in der Gesamtorganisation und Infrastruktur (gleicher Träger) sollte dagegen weiterhin das herkömmliche Patientenhandling ohne Berücksichtigung ergonomischer Aspekte praktizieren. Aus dem Vergleich von Untersuchungs- und Kontrollgruppe konnte eine konkrete ergonomische Handlungsanleitung für den ergonomisch adaptiven Transfer von Patienten zum Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit jüngerer und älterer Pflegemitarbeiter in Intensivpflegestationen („ErgoTransis“) abgeleitet werden.

Diese Publikation beschäftigt sich mit der ersten Ist-Analyse, vor der Intervention, die als Grundlage für die Entwicklung von ErgoTransis diente. Hier wird über die Muskel-Skelett-Belastung und die sich daraus ergebende Beanspruchung der Pflegekräfte bei der Arbeit an und mit Schwerstpflegebedürftigen berichtet. Auf die Entwicklungen und Erprobung von ErgoTransis wird in der Folgepublikation (Landau et al., in Vorbereitung) eingegangen.

Die größte Muskel-Skelett-Belastung, insbesondere der Lenden-wirbelsäule, erfahren Pflegemitarbeiter beim Transfer der Patienten (Jäger 2010). Hilfskräfte, die mehr Grundpflegearbeiten verrichten als Fachkräfte und damit auch mehr Transfers, leiden häufiger unter Rückenbeschwerden (Michaelis 1999).

Die hier betrachteten Patienten der Untersuchungs- und der Kontrollgruppe unterscheiden sich durch ihre Aktivität. In der Un-tersuchungsgruppe sind die Menschen im Wachkoma passiv, in der Kontrollgruppe sind sie überwiegend aktiv. Passivität bedeutet, dass der Mensch im Wachkoma ohne Eigeninitiative, oft auch ohne körperliche Anspannung ist oder dagegen sehr viel Körperspannung aufweist. Es wird erwartet, dass in der Untersuchungsgruppe aufgrund der Passivität der Patienten die Belastungen und Beanspruchungen der Pflegekräfte beim Transfer höher als in der Kontrollgruppe sind.

Bei der körperlichen Belastung der Pflegekräfte spielt die Trans-fertechnik eine wesentliche Rolle. Während in der Untersuchungsgruppe die Transfers kinästhetisch durchgeführt werden, wird in der Kontrollgruppe konventionell transferiert. Bei der konventionellen Transfertechnik wird der Patient angehoben, gehalten und getragen (Theilmeier et al. 2008; Work Safe BC 2005; Kuhn u. Jäger o.J.). Die kinästhetische Pflege stellt nach Lehrbuchaussagen eine rückenschonende Arbeitsweise dar (Juchli 1997) und umfasst sechs verschiedene Konzepte (Interaktion, funktionelle Anatomie, menschliche Bewegung, menschliche Funktion, Anstrengung und Umgebung). Die Patienten werden hierbei nicht angehoben, ge-halten und getragen wie beim konventionellen Transfer , son-dern in ihren jeweiligen Positionen fortbewegt, d. h. gedreht, gezogen oder geschoben. Dies erfolgt durch Gewichtsverlagerung, Ausnützung der menschlichen Bewegungsmöglichkeiten und dem Körpereinsatz des Pflegemitarbeiters als Gegengewicht oder als Traggestell. Einzelheiten zur Kinästhetik sind beispielsweise bei Juchli (1997, S. 154ff) nachzulesen. Es wird erwartet, dass in der Untersuchungsgruppe aufgrund der körperlich entlastenden kinästhetischen Vorgehensweise bei den Transfers die Belastungen und Beanspruchungen der Pflegekräfte geringer als in der Kontrollgruppe sind.

Die beiden Einflussfaktoren, Transfertechnik und Aktivität des Patienten, konnten nicht isoliert betrachtet werden. Das Ausmaß des Einflusses der Aktivität des Patienten ist unsicher, vermutlich jedoch wesentlich geringer als der Einfluss der Transfertechnik.

Unsere Untersuchung fußte auf folgenden Arbeitshypothesen, die zu prüfen waren:

  • die Transfers der Untersuchungs- und Kontrollgruppe nehmen unterschiedliche Zeiten in Anspruch;
  • die subjektiv empfundenen zeitlichen Anforderungen bei beiden Gruppen sind unterschiedlich;
  • der Risikopunktwert (EAWS; Schaub et al. 2013) durch körperliche Belastung bei der Untersuchungsgruppe ist geringer als bei der Kontrollgruppe;
  • die Untersuchungsgruppe weist niedrigere subjektiv empfundene körperliche Beanspruchungen als die Kontrollgruppe auf;
  • die Pflegemitarbeiter der Untersuchungsgruppe leiden unter weniger Beschwerden und Schmerzen als die Pflegekräfte der Kontrollgruppe.

Zusätzlich wird angenommen, dass sich grundsächlich hinsichtlich der Häufigkeiten der Transfers keine Unterschiede zwischen den beiden analysierten Gruppen zeigen werden. Die Ansprüche an die Pflegequalität sind in beiden Gruppen hoch. Dadurch sind ähnliche Tätigkeitsanforderungen zu erwarten. Da jedoch Physiotherapeuten in der Untersuchungsgruppe auch Transfers übernehmen, könnten sich ggf. doch Unterschiede zwischen Untersuchungs- und Kontrollgruppe bezüglich der Häufigkeiten der Transfers, die Pflege-kräfte durchführen, ergeben.

Untersuchungsgut

Pflegekräfte

Zur Untersuchungsgruppe, die sich in der Facheinrichtung für Intensivpflege Klinik Bavaria GmbH in Kreischa befand, gehörten 21 Pflegekräfte. Sie waren als Krankenschwestern bzw. Krankenpfleger, Krankenpflegehelfer und Erziehungspfleger beschäftigt. Zudem wurden zwei Therapeuten (Ergo- und Physiotherapeuten) beschäftigt, die jeweils die Hälfte ihrer Arbeitszeit in der Therapie und die andere Hälfte in der Pflege eingesetzt wurden.

Die Kontrollgruppe befand sich in der Klinik Bavaria Kreischa in einer Station mit pflegeintensiven Rehabilitationspatienten. 56 Krankenschwestern bzw. Krankenpfleger waren auf dieser Station beschäftigt.

Aus untersuchungstechnischen Gründen wurden nur weibliche Pflegekräfte in die Datenerhebung einbezogen.

Abbildung 1 zeigt die Altersstruktur in der Untersuchungs- und der Kontrollgruppe. Da die Altersstruktur nicht die entsprechenden Voraussetzungen bot, die Probanden in zwei Subkollektive „jung“ und „alt“ aufzuteilen, konnte der Alterseffekt auf Belastung und Beanspruchung nicht untersucht werden. Für die Probanden wurden jedoch folgende Kriterien beachtet:

  • keine vorhandenen akuten oder chronischen Erkrankungen,
  • mindestens ein Jahr Berufserfahrung neben der Ausbildung in einem Pflegeberuf,
  • zu den Aufgaben sollte das regelmäßige manuelle Patientenhandling gehören.

Die Fragebögen wurden an alle Pflegekräfte der Untersuchungs- (Rücklaufquote 81 %) und Kontrollgruppe (Rücklauf 36 %) verteilt. Die Videoanalysen zur Zeit- und Belastungsanalyse mussten aus Aufwandsgründen jedoch auf eine kleinere Gruppe (Pflegekräfte) eingeschränkt werden. Die Teilnehmeranzahl bzw. gültigen Datenfälle sind in Abhängigkeit von der Messmethode in den entsprechenden Abbildungen angegeben.

In der Untersuchungs- und der Kontrollgruppe sind die Mitarbeiter zu zwei Drittel jünger als 30 Jahre. Die jüngeren Mitarbeiter (bis 30 Jahre) weisen eine durchschnittliche Berufsverweildauer von weniger als 6 Jahren auf. Die älteren Mitarbeiter (ab 41 Jahre) sind hingegen durchschnittlich zwischen 16 und 40 Jahren im Pflegeberuf tätig.

Patienten

In der Untersuchungsgruppe sind bis zu 20 Menschen im Wachkoma bzw. vergleichbar Schwerstpflegebedürftige in zwei Wohnbereichen untergebracht. Die Menschen im Wachkoma sind Erwachsene oder Jugendliche, die mit ihrem Körpergewicht und ihrer Körpergröße Erwachsenen gleichgestellt sind. In der Untersuchungsgruppe waren die Menschen im Wachkoma, die ein apallisches Syndrom aufweisen, in allen pflegerischen Anforderungsstufen des Barthel-Indexes (FRB) auf dem jeweils höchsten Wert (Mahoney u. Barthel 1965).

Die Kontrollgruppe wurde ausgewählt, da dort auch Schwerstpflegebedürftige betreut werden. Im Vergleich zur Untersuchungsgruppe sind die Leistungswandelungen bzw. der Hilfebedarf in der Kontrollgruppe jedoch geringer als bei den Menschen im Wachkoma. Zu den Patienten der Kontrollgruppe zählen vornehmlich Patienten nach Transplantationen bzw. mit Querschnittslähmungen, mit denen i. d. R. noch kommuniziert werden kann. Die 51 Patienten werden dort für unterschiedliche Zeitdauern rehabilitiert. In der Ergebnisinterpretation werden die Unterschiede bei den Patienten berücksichtigt.

Das durchschnittliche Patientengewicht bei den beobachteten Transfers in der Kontrollgruppe war 76,6 kg (min. = 61,4 kg, max. = 85,0 kg), in der Untersuchungsgruppe 71,4 kg (min. = 60,7 kg, max. = 88,5 kg).

Zu dem unterschiedlichen Hilfebedarf der Patienten in Untersuchungsgruppe und in Kontrollgruppe kommt, dass die Patiententransfers in der Untersuchungsgruppe kinästhetisch erfolgten und in der Kontrollgruppe konventionell (vgl. oben).

Untersuchungsmethoden

Bei den Untersuchungsmethoden wird zwischen Methoden zur Analyse der Belastungen und der Beanspruchungen unterschieden. Nach der DIN EN ISO 6385 werden sie wie folgt definiert:

„Arbeitsbelastung ist die Gesamtheit der äußeren Bedingungen und Anforderungen im Arbeitssystem, die auf den physiologischen und/oder psychologischen Zustand einer Person einwirken.“

„Arbeitsbeanspruchung ist die innere Reaktion des Arbeitenden auf die Arbeitsbelastung, der er ausgesetzt ist und die von seinen individuellen Merkmalen (z. B. Größe, Alter, Fähigkeiten, Begabungen, Fertigkeiten usw.) abhängig ist.“

Methoden zur Belastungsanalyse

Für die Erfassung der Transferhäufigkeiten wurden in Anlehnung an REFA (1992) Ar-beitsablauf- und Wegestudien durchge-führt. Dazu wurden die Pflegekräfte über die Dauer einer Schicht begleitet. Die Beachtung der Intimsphäre der Patienten war selbstverständlich.

Neben den Häufigkeiten der Transfers spielt auch die Zeitdauer der Transfers eine Rolle für die Belastung der Pflegemitarbeiter. Videoanalysen sowie Arbeitsablaufstudien dienten der Erfassung von Ist-Zeiten beim Transfer. Dabei wurde zwischen Transfervorbereitung, Transferdurchführung und Transfernachbereitung unterschieden.

Eine summarische Risikobewertung körperlicher Belastungen beim Transfer wurde mittels EAWS (Ergonomic Assessment Worksheet) ermittelt. Grundlage für die Bewertung waren Videoaufzeichnungen verschiedener Liegend-Sitzend-Transfers, die ohne jegliche Hilfsmittel durchgeführt wurden. Das EAWS (Schaub et al. 2013) ist ein Ergonomiewerkzeug zur Beurteilung der körperlichen, auf den gesamten Körper wirkenden Belastungen. Durch geschulte Analytiker wurden die Sektionen 1 bis 3 des EAWS eingestuft. Auf die Verwendung der Sektion 4, die sich mit einem „mikroskopischen“ Ansatz vor allem an Planer richtet, wurde verzichtet. Aktuell spielt die Verbreitung des Werkzeugs in einer Vielzahl von Branchen eine große Rolle. Das EAWS kann aus folgenden Gründen auch auf die Pflegearbeit und vor allem auf die Patiententransfers übertragen werden: Bei den Patiententransfers werden beispielsweise ungünstige langdauernde Rumpfhaltungen sowie Halten, Heben und Ziehen großer Anteile des Patientengewichts gleichzeitig erforderlich. Das EAWS verwendet Elemente anderer validierter und umfangreich empirisch eingesetzter Verfahren, wie z. B. OWAS, OCRA und NIOSH, die ebenfalls für die ergonomische Bewertung von Patiententransfers geeignet wären, jedoch jeweils nur Teilbereiche der muskuloskelettalen Belastung erfassen.

Weiterhin wurden die wesentlichsten ergonomischen Gestaltungsbereiche identifiziert. Transfers mit und ohne Unterstützung von Kollegen sowie Transfers mit und ohne Einsatz von Hilfsmitteln wurden videoaufgezeichnet. Die mit Videos aufgezeichneten Körperbewegungen der Pflegekräfte beim Patiententransfer wurden mit der Software Motion Toolbox (Landau u. Peuckert 2009) bearbeitet. Damit konnten Bewegungsspuren gefolgt, Winkelangaben gezeigt und Entfernungsangaben errechnet werden.

Methoden zur Beanspruchungsanalyse

Mit dem Nordic Questionnaire (Crawford 2007) wurde u. a. mit „Ja-Nein“-Fragen das Beschwerde- und Schmerzempfinden erfragt. Die Pflegekräfte sollten antworten, ob sie während der letzten 12 Monate zu irgendeiner Zeit Beschwerden oder Schmerzen in neun verschiedenen Körperregionen hatten.

Mit dem NASA Task Load Index TLX (Hart u. Staveland 1998) wurde die erlebte Beanspruchung der Pflegekräfte beim Transfer erfasst. Die subjektiv empfundenen körperlichen Beanspruchungen und zeitlichen Anforderungen wurden nach jedem Transfer von sehr niedrig bis sehr hoch eingestuft. Körperliche Beanspruchun-gen beziehen sich darauf, in welchem Maße körperliche Aktivitä-ten gefordert waren (z. B. Drücken, Ziehen, Drehen, Kontrollieren, Aktivieren usw.). War die Aufgabe leicht oder anstrengend, ruhig oder lebhaft, locker oder energisch, erholsam oder mühselig? Zeitliche Anforderungen beziehen sich darauf, wie hoch die Pflege-kräfte den Zeitdruck durch die Geschwindigkeit bzw. das Tempo der (Teil-)Aufgabe empfunden haben. War das Tempo langsam und gemächlich oder schnell?

Statistische Auswertung

Mit Hilfe des Statistikprogramms SPSS wurden für den Vergleich zwischen kategorialen Variablen Kreuztabellen dargestellt sowie der Pearson-Chi-Quadrattest und Koeffizient Phi berechnet. T-Tests wurden für die Mittelwertvergleiche unabhängiger Stichproben angewendet. Die unterschiedlichen Stichprobengrößen ergeben sich dadurch, dass die Daten mit verschiedenen Methoden zu unter-schiedlichen Zeiten erfasst wurden.

Ergebnisse

Belastungen

Häufigkeiten von Transfers. Im Durchschnitt führt eine Pflegekraft bei der Untersuchungsgruppe 5,8 Transfers pro Schicht durch. Mit einer Zuständigkeit von drei bis vier Patienten je Pflegekraft, ergeben sich ein bis zwei Transfers pro Patient je Pflegekraft pro Schicht. Ähnlich sieht es bei der Kontrollgruppe aus, in der eine Pflegekraft 5,29 Transfers pro Schicht erledigt.

Interessant ist, dass die Spannweite der Transferanzahl pro Pflegekraft bei der Kontrollgruppe größer als bei der Untersuchungsgruppe war. Bei der Kontrollgruppe führten die Pflegekräfte drei bis neun Transfers in einer Schicht (SD = 2,22) aus. Bei der Untersuchungsgruppe ist die Verteilung der Belastung pro Pflegekraft mit fünf bis sieben Transfers in einer Schicht gleichmäßiger (SD = 0,84). Es konnte jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass die Unterschiede der Häufigkeiten zwischen den beiden Gruppen zufallsbedingt sind (p > 0,05 in Tabelle 6).

Zeitdauer der Transfers:Abbildung 2 stellt die Dauer der Transfers, getrennt für Vorbereitung, Durchführung, Nachbereitung und für den Gesamtablauf dar, die von den Pflegekräften ohne und mit der Unterstützung von Kollegen durchgeführt wurden (in beiden Fällen ohne Hilfsmittel). Die Untersuchungsgruppe setzte die kinästhetische Transfertechnik ein, die Kontrollgruppe die konventionelle Transfertechnik.

Die Gesamtzeitspannen für die Transfers, ohne die Unterstützung von Kollegen, bewegen sich zwischen 1 Minute und ca. 4 Minuten für die Kontrollgruppe bzw. zwischen 4 und 12 Minuten für die Untersuchungsgruppe. Die Mittelwerte liegen bei ca. 3 Minuten und ca. 7 Minuten, jeweils für die Kontroll- und Untersuchungsgruppe ( Tabelle 1). Diese Unterschiede sind signifikant (p < 0,05) (s. Tabelle 6).

Unter zeitökonomischen Gesichtspunkten wurde auch die Gesamtzeitdauer für Transfers mit Unterstützung durch eine zweite Kraft untersucht (vgl. Abb. 2). Hier ist der Unterschied zwischen den Gesamtzeitdauern bei der Untersuchungs- und Kontrollgruppe ebenfalls signifikant (p < 0,05; s. Tabelle 6). Obwohl die minimale Gesamtzeit bei der Untersuchungsgruppe mit Unterstützung (zu zweit: 1 Minute) sich im Vergleich zu Transfers ohne Unterstützung (alleine: 4 Minute) verkleinert, bleibt der Mittelwert in beiden Fällen bei ca. 7 Minuten (Tabelle 1).

Bemerkenswert sind der hohe Zeitaufwand für die Vor- und Nachbereitung der Transfers und der eher geringe Zeitaufwand für die eigentliche Durchführung (s. Abb. 2) Während die Zeitunterschiede bei der Vor- und Nachbereitung zwischen der Kontroll- und der Untersuchungsgruppe – sowohl für Transfers alleine als auch zu zweit – statistisch nachgewiesen werden konnten (Tabelle 1), war bei den Durchführungszeiten die Signifikanz nicht abzusichern.

Bei der Transfervorbereitung zeigt sich, dass der Zeiteinsatz für Transfers ohne Unterstützung durch eine Kollegin länger sein kann als für Transfers mit Unterstützung. Zum besseren Verständnis werden in  Tabelle 2 die üblicherweise ausgeführten vor- und nachbereitenden Aufgaben dargestellt.

Risikobewertung der Transfers: Mit einem durchschnittlichen Patientengewicht in der Untersuchungs- und Kontrollgruppe jeweils größer als 70 kg und einer Transferhäufigkeit von mehr als fünf Transfers pro Schicht pro Pflegekraft – ohne weitere körperlich anspruchsvolle Arbeitstätigkeiten, wie z. B. Lagern, Betten beziehen und Betten machen sowie weitere Transporttätigkeiten – ergibt sich aus der EAWS-Anwendung ein mögliches bzw. hohes Risiko einer biomechanischen Überlastung des Muskel-Skelett-Systems. Ohne Maßnahmen zur Risikobegrenzung können Muskel-Skelett-Beschwerden und Erkrankungen als Folge der hohen Arbeitsbelastun-gen nicht ausgeschlossen werden.

Das Beschwerde-/Verletzungsrisiko, das vorwiegend bei der Untersuchungsgruppe ermittelt wurde, sollte möglichst reduziert werden. Maßnahmen der ergonomischen Gestaltung bzw. Risikobegrenzung sollten ergriffen werden. Maßnahmen zur Risikobe-grenzung sind erforderlich. der folgende Abschnitt zeigt die wesentlichsten ergonomischen Gestaltungsbereiche, die ein hohes bzw. mögliches Risiko für die Überlastung ausweisen.

Bei der Kontrollgruppe ist die Risikobewertung der Transfers signifikant höher als bei der Untersuchungsgruppe ( Abb. 3). Dies ist während der Durchführungsphase (vgl. oben) durch die Transfertechniken bedingt. Die Kinästhetik-anwendung in der Untersuchungsgruppe führt zu einer Reduktion des von der Pflegekraft tatsächlich zu bewegenden oder haltenden Lastgewichts. Während der Vor- und Nachbereitungsphase wurden ähnliche Fehlkörperhaltungen und unergonomische Bewegungen sowohl in der Untersuchungs- als auch in der Kontrollgruppe beobachtet bzw. bewertet.

Gestaltungsbereiche zur Reduzierung der körperlichen Belastung: Die wesentlichsten ergonomischen Gestaltungsbereiche, die i. d. R. mit einer vermeidbaren körperlichen Belastung verbunden sind, wurden mittels Videoanalyse identifiziert. In den  Tabellen 3 und 4 sind die Gestaltungsbereiche in Abhängigkeit vom Risiko, unter biomechanischer Überlastung des Muskel-Skelett-Systems zu leiden, dargestellt (vgl. Abschnitte „Methoden zur Belastungsanalyse“ und „Risikobewertung der Transfers“). A-Priorität erhalten die Bereiche, die ein hohes Risiko für die Überlastung ausweisen. B-Priorität erhalten die Bereiche, die ein mögliches Überlastungsrisiko aufweisen.

Beanspruchungen

Beschwerde- und Schmerzempfinden: In der Kontrollgruppe waren die Häufigkeiten von Beschwerden und Schmerzen im Muskel-Skelett-System während der letzten 12 Monate meistens höher als in der Untersuchungsgruppe. Die Null-Hypothesen, dass Beschwerden und Schmerzen im Muskel-Skelett-System während der letzten 12 Monate je Körperregion bei der Kontrollgruppe häufiger als bei der Untersuchungsgruppe auftreten, werden jedoch nicht bestätigt. In keinem der Fälle (Körperregionen) wurde das Signifikanzniveau (p 0,05) erreicht ( Tabelle 5). Die berechneten Koeffizienten Phi zeigen, dass schwache Zusammenhänge zwischen den Beschwerden und den Gruppen bestehen. Das scheinbar häufigere Auftreten von Beschwerden und Schmerzen in der Kontrollgruppe konnte damit nicht statistisch signifikant bestätigt werden.

Abbildung 4 zeigt dennoch die hohen Häufigkeiten des Auftretens in beiden Grup-pen. Die zwei häufigsten Körperregionen, bei denen sich Beschwerden und Schmerzen sowohl in der Untersuchungsgruppe als auch in der Kontrollgruppe zeigen, sind der untere Rücken und die Nackenregion. 65 % der Pflegekräfte (Untersuchungsgruppe) bzw. 75 % (Kontrollgruppe) gaben an, un-ter Beschwerden und Schmerzen im unteren Rücken zu leiden. 53 % der Pflegekräfte (Untersuchungsgruppe) bzw. 80 % (Kontrollgruppe) empfanden Beschwerden und Schmerzen in der Nackenregion. Darauf folgt die Schulterregion mit 41 % (Unter-suchungsgruppe) bzw. 60 % (Kontrollgruppe). Über Beschwerden und Schmerzen im Handgelenk klagten in beiden Gruppen ca. 40 % der Pflegekräfte.

Subjektiv empfundene Beanspruchungen und Anforderungen beim Transfer: Sowohl die ermittelten subjektiv empfundenen körperlichen Beanspruchungen als auch die zeitlichen Anforderungen beim Transfer – erfasst direkt im Anschluss an die Videoaufzeichnungen – zeigen sich in der Untersuchungsgruppe höher als in der Kontrollgruppe ( Abb. 5). Das konnte allerdings nicht statistisch bestätigt werden (p > 0,05;  Tabelle 6).

Diskussion

Die durchschnittliche Anzahl der Patiententransfers einer Pflegekraft von ca. 5 Transfers pro Schicht ist in der Untersuchungs- und Kontrollgruppe ähnlich. Die scheinbar größere Spannweite der Häufigkeiten bei der Kontrollgruppe ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass hier häufiger einzelne Transfers von Therapeuten übernommen werden.

Die körperliche Belastung ist in der Untersuchungsgruppe tatsächlich geringer als in der Kontrollgruppe. Begründet werden kann das durch die relativ rückenschonende und gewichtsentlastende Vorgehensweise bei der Untersuchungsgruppe. Im Gegensatz dazu könnte sich die Passivität des Wachkoma-Patienten negativ auf die physische Belastung der Pflegekräfte auswirken. Das Ausmaß des Einflusses der Passivität ist unsicher, vermutlich jedoch wesentlich geringer als der Einfluss der Transfertechnik. Die Datenauswertung zeigt, dass allerdings die Risikosituation einer biomechanischen Überlastung des Muskel-Skelett-Systems für die Mitarbeiter in der Untersuchungsgruppe nicht optimal ist, sondern ebenfalls der Gestaltung bedarf.

Bemerkenswert ist der hohe Zeitaufwand für die Vor- und Nachbereitung der Transfers und der eher geringe Zeitaufwand für die eigentliche Durchführung. Während die Zeitunterschiede bei der Vor- und Nachbereitung zwischen Kontroll- und Untersuchungsgruppe – sowohl für Transfers alleine als auch zu zweit – statistisch nachgewiesen werden konnten, bleiben die Durch-führungszeiten vermutlich zufallsbedingt. Folglich sollte die ergonomische und organisatorische Gestaltung nicht nur auf die eigentliche Durchführung des Transfers begrenzt werden. Ohne Unterstützung durch eine Kollegin kann der Transfer länger dauern als mit Unterstützung. Dafür muss jedoch der Zeitbedarf für die unterstützende Kollegin mit berücksichtigt werden.

Die Pflegemitarbeiter in der Kontrollgruppe leiden erwartungsgemäß mehr als die Mitarbeiter der Untersuchungsgruppe unter Beschwerden und Schmerzen in der Rücken-, Schulter- und Nackenregion. Die Unterschiede sind aber nicht signifikant. Hierfür kommen Gründe wie z. B. Alter und Berufsverweildauer in Betracht. Die in bei-den Gruppen erhöhte Anzahl von Pflege-kräften mit Beschwerden und Schmerzen im Muskel-Skelett-System während der letzten 12 Monate ergibt sich als eindeutige Folge u. a. durch die gemessenen hohen körperlichen Belastungen (d. h. Kombination von Belastungsdauer und -intensität) beim Patiententransfer. Durch Transfers von Patienten mit einem durchschnittlichen Kör-pergewicht von über 70 kg ohne jegliche Hilfsmittel und ohne Berücksichtigung der Ergonomie könnten mittel- bis langfristig gesundheitliche Beschwerden und Schaden verursacht werden.

Bei den subjektiv empfundenen körperlichen Beanspruchungen wurden höhere Werte für die Kontrollgruppe vermutet. Der Grund für den statistisch nicht signifikanten Unterschied der subjektiv empfundenen körperlichen Beanspruchungen könnte ggf. darin bestehen, dass nicht das Lastgewicht für das subjektive Anforderungsempfinden entscheidend ist, sondern der Patientenzustand, d. h. dessen Passivität.

Schlussfolgerungen

Die beiden Einflussfaktoren, Transfertech-nik und Aktivität des Patienten, auf die Be-lastungen und Beanspruchungen der Pflege-kräfte konnten in dieser Studie nicht isoliert betrachtet werden. Während die Untersuchungsgruppe eine körperlich entlastende Patiententransfertechnik ausübte, könnte sich die Passivität des Wachkomapatienten negativ auf die physische Belastung der Pflegekräfte auswirken. Bei der Kontrollgruppe ist die Kooperation der Patienten möglich, die benutzte Transfertechnik deutlich belastender.

Die Vermutung, dass der Einfluss der Aktivität des Patienten wesentlich geringer als der Einfluss der Transfertechnik ist, konnte (durch die Arbeitshypothesen) nur tendenziell, jedoch nicht statistisch nachgewissen werden. Das bedeutet, dass sich bei beiden, Untersuchungs- und Kontrollgruppe, hohe physische Belastungen und Beanspruchungen der Pflegekräfte ergeben und somit ein großer Bedarf für Gestaltungsmaßnahmen besteht.

Die wesentliche Erkenntnis der Untersuchung besteht darin, dass die ergonomischen Schwachstellen der Patiententransfers bedeutender sind als die Transfertechniken oder die Aktivität des Patienten. Folglich ist es sehr wichtig, dass Gestaltungsmaßnahmen zur ergonomischen Optimierung der Patiententransfers abgeleitet und umgesetzt werden, unabhängig von der Transfertechnik oder dem Patientenzustand.

Die wesentlichsten ergonomischen Gestaltungsbereiche, die i. d. R. mit einer vermeidbaren körperlichen Belastung verbunden sind, beziehen sich auf die Optimierung der Lastenhandhabung, die Vermeidung extrem belastender, langandauernder Körperhaltungen, das Schaffen optimaler räumlicher Gegebenheiten sowie die Vermeidung von Sturzunfällen.

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Danksagung: Wir bedanken uns bei den Mitarbeitern des Medizinischen Zentrums für Arbeit und Beruf (Kreischa), der Bavaria Klinik Kreischa und der Facheinrichtung für Intensivpflege Klinik Bavaria GmbH für ihre Mitwirkung.

Für die Verfasser

Prof. (em.) Dr. Ing. Kurt Landau

Gesellschaft für Gesunde Arbeit Dresden mbH

Prager Straße 3 – 01069 Dresden

info@gesunde-arbeit.de

Fußnoten

Gesellschaft für Gesunde Arbeit Dresden mbH