Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

Gesunde Führungskultur verhindert Burnout

Burnout und Produktivität eines Unternehmens

Burnout ist ein komplexes Phänomen, das die Gesundheit von Menschen beeinträchtigt. Burnout ist keine Diagnose, sondern eine Zusatzdiagnose. Burnout kann aber beispielsweise in eine Depression münden.

In der heutigen Zeit sind viele Menschen mit hohen Anforderungen sowohl im Privatleben als auch im Berufsleben konfrontiert, die grundsätzlich eine hohe Gesamtbelastung ergeben. Ist diese Belastung zu hoch, besonders über einen längeren Zeitraum, kann es zu negativen Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele kommen. Es trifft meist hoch motivierte und engagierte Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter, also Leistungsträger eines Unternehmens, die zu spät bemerken, dass sie „ausbrennen“ und somit ein Burnout-Syndrom erleiden, das in eine Depression einmünden kann. Meist folgen auf vorerst kürzere dann längere Krankenstände des betroffenen Mitarbeiters. Dies führt zu einer Mehrbelastung der übrigen Mitarbeiter, mit möglichen negativen Folgen. Oftmals kehren die sich im Krankenstand befindlichen Beschäftigten nicht mehr in das Unternehmen zurück, weshalb neue Mitarbeiter gesucht werden müssen. Das ist grundsätzlich mit Kosten verbunden, die vor allem durch notwendige Ausbildung, Einschulung, den Aufbau von Know-how der neuen Mitarbeiter usw. entstehen. Als Folge kann die Produktivität im Unternehmen deutlich abnehmen.

Vor allem für Kleinbetriebe sind diese Mehraufwendungen und die durch Burnout entstehenden Krankenstandkosten signifikant. Je nach dem Zeitpunkt der Feststellung eines Burnout können die Kosten zwischen 3 und 8,8 % der gesamten Personalkosten betragen.

Absentismus und Präsentismus

Absentismus und Präsentismus spielen im Zusammenhang mit dem Burnout-Syndrom eine wesentliche Rolle. Präsentismus „Präsenz/Anwesenheit am Arbeitsplatz“ und Absentismus „Abwesenheit vom Arbeitsplatz“ verursachen insbesondere durch Produktionsausfälle dem Unternehmen oft hohe Kosten. Präsentismus bedeutet im Bereich des Arbeitsrechts, der Arbeitsmedizin, der Arbeitspsychologie usw. ein Verhalten von Arbeitnehmer/innen, die trotz Krankheit, am Arbeitsplatz verharren. Einer Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK zufolge geht etwa ein Drittel der Beschäftigten sogar gegen den ausdrücklichen Rat eines Arztes trotz Krankheit zur Arbeit. Die Folge kann sein, dass die Mitarbeiter nicht mehr die volle Arbeitsleistung erbringen können und deshalb die Produktivität sinkt. Zudem steigt auch die Unfallgefahr, weil durch körperliche und geistige Beeinträchtigungen die Konzentrationsfähigkeit negativ beeinflusst wird. Die bloße Anwesenheit am Arbeitsplatz bei verminderter Leistungsfähigkeit verursacht grundsätzlich mehr Kosten als das Auskurieren einer Krankheit.

Psychische Erkrankungen und Burnout bewirken neben Präsentismus aber auch lange Ausfallzeiten bzw. Fehltage (Absentismus). Diese Problematik bzw. damit verbundene betriebliche Faktoren haben grundsätzlich Auswirkungen auf die Volkswirtschaft (s. auch Infokasten).

Gesundheitsförderung

Die Attraktivität eines Unternehmens wird für Mitarbeiter durch betriebliche Gesundheitsförderung erheblich gesteigert. Dadurch kommt es zum Rückgang der Arbeitsunfähigkeiten. Die Analyse von 14 Studien zu verschiedenen Gesundheitsförderungsprogrammen ergab, dass BGF-Maßnahmen eine Verringerung der Fehltage bewirken. Hilfreich ist die Durchführung einer betrieblichen Gesundheitsförderung und einer Verhaltensprävention, um einem Burnout und dessen Folgen begegnen zu können. Dies kann am besten koordiniert im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) erfolgen. Ziel der Verhaltensprävention ist u.a. die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Förderung der aktiven Mitarbeiter und die Stärkung der persönlichen Resilienz (Widerstandsfähigkeit). Durch diese Maßnahmen kann Arbeit die berufliche und persönliche Entwicklung fördern.

Prävention

Neben der Gesundheitsförderung gibt es weitere gute Ansätze der Verhaltens- und Verhältnisprävention. Je nach Zeitpunkt der Intervention wird die Prävention unterteilt in Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention von psychischen Belastungen im Betrieb. Beispielsweise hat das IWS gemeinsam mit dem Verein Pro Mente Oberösterreich eine Initiative zur Stressvorbeugung in Unternehmen begründet. Mit dem Programm „Stressfrei Austria“ sollen Unternehmen animiert werden, gezielte Maßnahmen und Programme zur Stressbewältigung zu implementieren. In Deutschland und in anderen westeuropäischen Staaten entschließen sich immer mehr Unternehmen, Maßnahmen zum Erhalt der psychischen Gesundheit durchzuführen. Eine gezielte Prävention erfordert eine exakte Gefährdungsbeurteilung.

So hat es sich bewährt, dass aufbauend auf dem gesetzlich vorgesehenen Arbeitsschutzausschuss (ASA) der mit Vertretern der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, dem Betriebsarzt, der Fachkraft für Arbeitsicherheit, den Sicherheitsbeauftragten zusammengesetzt ist, ein Betriebliches Gesundheitsmanagement im Unternehmen eingerichtet wird mit weiteren Akteuren in der Prävention, wobei die Anzahl der Akteure je nach Bedarf des Betriebes erweitert oder verändert werden kann. Das BGM, gelenkt durch die BGM-Steuerungsgruppe, ermöglicht ein systematisches Vorgehen. Professionelle Prävention zur Verhinderung von Burnout ist bei Unternehmen von besonderer Aktualität. Die Gefährdungsbeurteilung erfolgt mittels offener qualitativer Fragen oder standardisierten Fragebögen und wird anlassbezogen auf individueller Ebene subjektives Stresserleben, Stressfaktoren, Burnout-Kriterien, Gesundheit, Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit erfasst, um daraus wirksame auf die Belange des Betriebes ausgerichtete Präventionsmaßnahmen für die Mitarbeiter ableiten zu können.

Wertschätzende Unternehmens- und Führungskultur

Die Förderung und der Erhalt der Gesundheit der Mitarbeiter ist bereits in die Unternehmenskultur vieler internationaler und nationaler Unternehmen aufgenommen worden. Das gilt grundsätzlich und auch im Zusammenhang mit Absentismus, Präsentismus und Burnout. In Österreich (Stand: 2016) haben bereits 1725 Unternehmen die so genannte BGF-Charta unterzeichnet. Sie brachten damit zum Ausdruck, dass sie die Grundsätze der betrieblichen Gesundheitsförderung leben bzw. umsetzen. Dazu zählen insbesondere Lebensqualität, Gesundheit und Sicherheit, die wesentliche Wirtschaftsfaktoren darstellen. Die Anzahl der Unternehmen und Organisationen, die in die Gesundheit ihrer Führungskräfte und Mitarbeiter investieren, vor allem auch in die psychische Gesundheit, nimmt zu. Von besonderer Bedeutung sind menschengerechte Arbeitsbedingungen, die zu Freude und Sinn der Arbeit beitragen. Eine gesundheitsförderliche Unternehmenskultur ist eine wichtige Grundlage für die Förderung der Gesundheit in Unternehmen, denn gesunde, partnerschaftliche Unternehmenskulturen haben gemeinsame Ziele und fördern Beteiligung und Kooperation.

Unternehmensleitung und Führungskräfte nehmen eine große Rolle im Hinblick auf die Kultur im Unternehmen ein. Sie haben im betrieblichen Gesundheitsmanagement, besonders bei der Förderung der psychischen Gesundheit, eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, indem sie die Gestaltung der Arbeitsbedingungen, das soziale Miteinander und somit das Arbeitsklima bestimmen. Solche Arbeitsbedingungen motivieren, fördern die Kreativität und die Produktivität – grundsätzlich die gesamte Leistungsfähigkeit als Voraussetzung für den Erfolg eines Unternehmens. Dadurch wird auch die biopsychosoziale Gesundheit gefördert. Besonders Führungskräfte, die selbst auch von Burnout betroffen sein können, sollten Vorbildfunktion haben.

Fazit

Burnout belastet den einzelnen Mitarbeiter, kann für das Unternehmen und die Volkswirtschaft erhebliche Kosten verursachen und hat auch auf die Produktivität eines Unternehmens negative Auswirkungen. Um die psychische Gesundheit der Mitarbeiter erhalten oder wieder erreichen zu können, sind Prävention und Gesundheitsförderung von Burnout und seine Folgen im Betrieb ein- und durchzuführen. Denn als sehr protektiv hat sich ein motivierender Führungsstil, eingebettet in einer wertschätzenden Unternehmenskultur, erwiesen.

Interessenkonflikt: Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

Literatur

Burisch M: Das Burnout Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung. Berlin, 2006.

Burton WN, Conti DJ, Chen CY, Schultz AB, Edington DW: The role of health risk factors and disease on worker productivity. J Occup Environ Med 1999; 41: 863–877.

Gasche M: Die Rolle der Führungskraft – Psychische Gesundheit im Betrieb. ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2017; 52: 642–644.

Greif S: Coaching bei Stress und Burnout: Nicht ohne Diagnostik. Berlin, 2014.

Jansen A: Führen im digitalen Zeitalter? ASU Arbeitsmed Sozialmed Umweltmed 2017; 52: 792–795.

Schmidt J, Schröder H: Präsentismus – Krank zur Arbeit aus Angst vor Arbeitsverlust. In: Bandura B. et al. (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 2009. Arbeit und Psyche. Belastungen reduzieren – Wohlbefinden fördern. Heidelberg, 2009.

Zeilner F: Das Phänomen Burnout im Kontext des Gesundheitsmanagements von Unternehmen und der Kostenproblematik. Möglichkeiten einer professionellen Prävention und Rehabilitation. Dissertation European University Belgrad, Mai 2017.

    Weitere Infos

    Mental Health Index (Mental Health Integration Index)

    http//mental-health-Integration.com/index

    MILD (Münchner Institut für lösungsorientiertes Denken)

    www.muenchener-institut.de/

    Autor

    Dr. Franz Zeilner

    Fabrikstr.86a

    4400 Steyr

    franz.zeilner@hotmail.de

    Jetzt weiterlesen und profitieren.

    + ASU E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
    + Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
    + Exklusive Webinare zum Vorzugspreis

    Premium Mitgliedschaft

    2 Monate kostenlos testen