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Arbeit und Gesundheit: GESTIS-Biostoffdatenbank

Biostoffe

Biostoffe wie z.B. Mikroorganismen sind allgegenwärtig und vielfach auch nützlich. Ohne sie kann der Mensch nicht überleben – denn einige bauen einen Schutzfilm auf der Haut auf, andere sorgen für eine funktionierende Verdauung. So verwundert es nicht, dass Mikroorganismen auch in der Arbeitswelt wie beispielsweise in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie (Milchsäurebakterien, Bäcker- und Bierhefe) vorkommen und genutzt werden. Auch andere Zweige der Industrie setzen auf Mikroorganismen: So gehören Bakterien, Pilze und Co. zu den Basissubstanzen der Biotechnologie; die Pharmaindustrie nutzt sie zur Herstellung von Antibiotika, und Enzyme sind in der Wasch- und Reinigungsmittelindustrie nicht mehr wegzudenken. Eine Vielzahl von Biostoffen wird auch in der Wissenschaft und der Forschung sowie in der Biotechnologie und der Versuchstierhaltung gezielt eingesetzt oder sie treten dort auf. Im Gesundheitsdienst, in der Veterinärmedizin, der Land- und Forstwirtschaft, bei Reinigungs- und Sanierungsarbeiten, der Abwasser- und Abfallwirtschaft sowie in Schlachtbetrieben kann man ebenfalls mit ihnen in Berührung kommen – dabei können jedoch Gefährdungen auftreten. Denn es gibt unter den Biostoffen auch zahlreiche Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten, die beim Menschen Infektionskrankheiten und andere gesundheitliche Probleme verursachen können! Die am Arbeitsplatz auftretenden Biostoffe müssen daher in die Gefährdungsbeurteilung einbezogen werden. Die Gefährdungsbeurteilung ist das zentrale Element im betrieblichen Arbeitsschutz und Grundlage für einen systematischen und erfolgreichen Sicherheits- und Gesundheitsschutz im beruflichen Alltag.

Wissen bündeln

Das nötige Wissen für die Gefährdungsbeurteilung und somit für den sicheren Umgang findet man bisher verstreut in verschiedenen Medien. Die GESTIS-Biostoffdatenbank führt es einheitlich gegliedert zusammen, bündelt es und macht es online rund um die Uhr an jedem Ort verfügbar. Eine Registrierung ist nicht notwendig. Der Zugang ist kostenlos. Zielgruppe der GESTIS-Biostoffdatenbank sind insbesondere Personen, die für den Arbeits- und Gesundheitsschutz verantwortlich sind.

Die GESTIS-Biostoffdatenbank ist Teil des Gefahrstoffinformationssystems GESTIS der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Sie gibt fundiert und zuverlässig Auskunft über Maßnahmen für Sicherheit und Gesundheitsschutz von Beschäftigten. Sie unterstützt Arbeitgeber bei der Gefährdungsbeurteilung hinsichtlich der Umsetzung der „Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen“, kurz Biostoffverordnung. Gleichzeitig steht sie der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung.

Verschiedene Arten von Datenblättern

Die GESTIS-Biostoffdatenbank beinhaltet für annähernd 15.000 Biostoffe Informationen über deren Einstufung in eine der vier Risikogruppen und die grundlegenden technischen, organisatorischen und persönlichen Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten in Laboratorien, in der Biotechnologie und der Versuchstierhaltung (Biostoffdatenblätter mit Grundinformationen). Für ausgewählte, medizinisch und somit arbeitsschutzrelevante Biostoffe liegen Datenblätter mit vertiefenden Informationen vor (Biostoffdatenblätter mit erweiterten Informationen). Dort sind Angaben über die medizinische Bedeutung, relevante Branchen und Tätigkeiten, erregerspezifische Schutzmaßnahmen, Dekontamination, Erste–Hilfe-Maßnahmen, arbeitsmedizinische Vorsorge, Morphologie und Physiologie, natürliche Verbreitung, Vorkommen, Pathogenität, Krankheit, Epidemiologie, Widerstandsfähigkeit sowie rechtliche Grundlagen zu finden. Zusätzlich besteht das Angebot, weiterführende Links zu renommierten nationalen und internationalen Wissensnetzwerken zu nutzen. Die Anzahl der Biostoffdatenblätter mit diesen erweiterten Informationen wird kontinuierlich erhöht.

Tätigkeitsdatenblätter

Darüber hinaus werden nicht nur Biostoffdatenblätter, sondern auch Tätigkeitsdatenblätter erstellt, wie etwa Datenblätter der Veterinärmedizin, Gebäudesanierung, Abfallwirtschaft oder Forst- und Landwirtschaft, die auf die Besonderheiten von Tätigkeiten in bestimmten Arbeitsbereichen eingehen. In diesen Datenblättern werden technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen aufgeführt. Neben Hinweisen auf das gültige Regelwerk stehen für die Praxis zudem Links zu Betriebsanweisungen für verschiedene Branchen und Tätigkeiten zur Verfügung, die in den Betrieben bei der Gefährdungsbeurteilung an die spezifischen Gegebenheiten angepasst werden müssen.

Inhalte der Datenbank – Risiken erkennen und vorbeugen

Die in der Datenbank enthaltenen Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten sind jeweils in eine von vier Risikogruppen eingestuft. Diese Einstufung berücksichtigt die Schwere der hervorgerufenen Krankheit, die Verbreitungsgefahr in der Bevölkerung sowie die Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten. Die Definition der Risikogruppen besagt, dass Biostoffe aus der Risikogruppe 1 als Krankheitserreger nahezu ausscheiden, solche aus der Risikogruppe 4 hingegen schwere Erkrankungen verursachen, sich stark verbreiten und sich schlecht behandeln lassen; vorbeugen lässt sich kaum. Für die Einstufung sind toxische oder sensibilisierende Eigenschaften der Biostoffe nicht relevant – maßgeblich ist ausschließlich das Infektionsrisiko. Während die Richtlinie 2000/54/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über den „Schutz der Arbeitnehmer gegen Gefährdung durch biologische Arbeitsstoffe bei der Arbeit“ im Anhang III nur knapp 380 Biostoffe mit gemeinschaftlichen Einstufungen ausweist, befinden sich in der Biostoffdatenbank fast 15.000 national eingestufte Biostoffe.

Projektpartner

Die GESTIS-Biostoffdatenbank ist ein Kooperationsprojekt der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Fachlich begleitet wird das Projekt vom Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe (ABAS).

Renommierte Wissenschaftler stellen Daten und Fakten erregerspezifisch zusammen und bereiten sie anwenderfreundlich auf. In die Datenblätter zu nicht gezielten Tätigkeiten, z.B. im Abwasserbereich, fließen branchenspezifische Informationen ein, die über das staatliche Regelwerk hinausgehen. Ziel ist es, den Nutzern einen schnellen und guten Überblick zu verschaffen und damit einen sicheren Umgang mit Biostoffen zu ermöglichen.

Benutzerführung der Biostoff-datenbank

Die GESTIS-Biostoffdatenbank wird vom Referat „Gefahrstoffinformationen“ im Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) betreut. Für die Benutzung der Datenbank sind aufgrund der intuitiven Benutzerführung keine speziellen Kenntnisse erforderlich ( Abb. 1).

Die GESTIS-Biostoffdatenbank wird fortlaufend ergänzt und aktualisiert. Sie enthält drei Datenblattvarianten:

  1. Biostoffdatenblätter mit Grundinformationen
  2. Biostoffdatenblätter mit erweiterten Informationen
  3. Tätigkeitsdatenblätter

1. Biostoffdatenblätter mit Grundinformationen

Die Biostoffdatenbank enthält zu fast 15.000 Biostoffen so genannte Grundinformationen ( Abb. 2). Neben der Einstufung in eine Risikogruppe sind dort auch grundlegende Arbeitsschutzmaßnahmen bei gezielten Tätigkeiten mit Biostoffen in Laboratorien, Versuchstierhaltung und Biotechnologie zu finden. Falls vorhanden, werden in den Grunddatenblättern auch nationale und internationale Links zu relevanten Informationen über den jeweiligen Biostoff angegeben. Biostoffdatenblätter mit Grundinformationen werden in den alphabetischen Auswahllisten sowie in den Trefferlisten nach einer Suche durch das Symbol einer grauen Seite dargestellt.

Für Biostoffe mit hoher Bedeutung im Arbeits- und Gesundheitsschutz oder in einer hohen Risikogruppe werden diese Datenblätter von wissenschaftlichen Experten weiter entwickelt zu Biostoffdatenblättern mit erweiterten Informationen.

2. Biostoffdatenblätter mit erweiterten Informationen

Nach einer Prioritätenliste werden sukzessive Biostoffe mit besonderem Interesse für den Arbeits- und Gesundheitsschutz, die Fachwelt und die Öffentlichkeit bei ausreichender Datenlage von Experten des jeweiligen Fachgebietes mit erweiterten Informationen versehen ( Abb. 3).

Diese Biostoffdatenblätter beinhalten folgende Kapitel:

  • Name, Kategorie, Risikogruppe u.a.
  • Medizinische Bedeutung
  • Übertragungswege
  • Branche
  • Tätigkeiten
  • Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz (Schutzmaßnahmen, Inaktivierung, Dekontamination, Sofortmaßnahmen, Erste-Hilfe-Maßnahmen, arbeitsmedizinische Vorsorge)
  • Morphologie und Physiologie
  • Vorkommen, natürlicher Standort
  • Pathogenität
  • Krankheit (u.a. Symptome, Therapie, Prophylaxe)
  • Epidemiologie
  • Widerstandsfähigkeit, Tenazität
  • Vorschriften (Gesetze, Verordnungen, TRBA u.a.)
  • Weiterführende nationale und internationale Links zum Biostoff
  • Literaturverzeichnis

In den alphabetischen Auswahllisten sowie in den Trefferlisten nach einer Suche werden die Biostoffdatenblätter mit erweiterten Informationen durch das Symbol einer grünen Seite dargestellt.

Die Suche in der Biostoffdatenbank kann auf Biostoffdatenblätter mit erweiterten Informationen begrenzt werden, wenn in der Suchmaske der Haken bei „Nur Datenblätter mit weiterführenden Informationen suchen“ gesetzt wird.

3. Tätigkeitsdatenblätter

Bei vielen Tätigkeiten besteht unbeabsichtigt Kontakt mit Biostoffen, jedoch ist oft nicht bekannt, um welche Biostoffe es sich handelt. Die Biostoffverordnung bezeichnet solche Tätigkeiten als „nicht gezielte Tätigkeiten“. Beispiele sind Tätigkeiten in der Abfallwirtschaft, der Abwasserreinigung, der Land- und Forstwirtschaft, im Gesundheitswesen und bei baulichen Reinigungs- und Sanierungsarbeiten. Will man für solche Tätigkeiten eine Gefährdungsbeurteilung durchführen, so führt es in der Regel nicht zum Ziel, sich die Eigenschaften eines Biostoffes anzusehen. In der Biostoffdatenbank werden für solche Tätigkeiten nach und nach entsprechende Tätigkeitsdatenblätter erarbeitet ( Abb. 4).

Diese Tätigkeitsdatenblätter beinhalten folgende Informationen:

  • bei diesen Tätigkeiten möglicherweise auftretende Biostoffe, ihre Übertragungswege und die möglichen Gefährdungen,
  • Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, (Schutzmaßnahmen, Sofortmaßnahmen, Erste-Hilfe-Maßnahmen, Arbeitsmedizinische Vorsorge)
  • Vorschriften und weiterführende Links.

Tätigkeitsdatenblätter können entweder durch Eingabe eines Suchbegriffes (z.B. Abfall, Dentallabor, Kita) in der Suchmaske im Suchfeld „Tätigkeitsdatenblätter“ oder über die „Liste der Tätigkeitsdatenblätter“, die eine Übersicht der bisher erstellten Tätigkeitsdatenblätter enthält, gefunden werden.

Die jeweils interessierenden Biostoff- oder Tätigkeitsdatenblätter können entweder aus einer alphabetischen Liste ausgewählt oder nach verschiedenen Kriterien gesucht werden. Die alphabetische Liste steht jederzeit am linken Bildschirmrand zur Verfügung ( Abb. 5).

Durch Anklicken eines Buchstabens wird die Liste der Biostoffe geöffnet, die mit diesem Buchstaben beginnen. Da unter einige Buchstaben sehr viele Biostoffe fallen, werden beim Anklicken ggf. noch Unterbuchstabenbereiche geöffnet, z.B. A – Ak und Al – Az.

Einfache Suchen in der Biostoffdatenbank führt man am besten in der Schnellsuchleiste am oberen Bildschirmrand aus (s. Abb. 1). Dort kann man nach dem Biostoffnamen, der Kategorie des Biostoffs (z.B. Bakterium, Parasit etc.), der Dokumentnummer oder auch nach Branchen und Tätigkeiten suchen, bei denen der Biostoff vorkommt. Die Suche wird dadurch erleichtert, dass ein mitlaufender Index erscheint, der alle Begriffe anzeigt, auf die die bisherige Eingabe zutrifft.

Für anspruchsvollere Suchen steht eine spezielle Suchmaske bereit ( Abb. 6), die auch die Verknüpfung verschiedener Suchbegriffe ermöglicht.

Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass man in dem Feld Volltextsuche jeden beliebigen Begriff in der gesamten Datenbank suchen kann. Zu den Details der einzelnen Suchen stehen Hilfetexte bereit, die durch Anklicken des Fragezeichens neben dem jeweiligen Eingabefeld aufgerufen werden können.

Interessenkonflikt: Alle Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.

    Koautoren

    Mitautoren des Beitrags sind Dr. Thomas Smola, Amélia Veloso (beide Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA), Sankt Augustin), Dr. Daniela Harkensee, Dr. Gisela Martens, Dr. Harald Wellhäußer (alle Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie) und Dr. Anja Vomberg (KAN – Kommission Arbeitsschutz und Normung, Sankt Augustin).

    Info

    Für Hinweise, Anregungen und Fragen zu den Inhalten der Datenblätter oder zur Funktionalität der Datenbank steht ein elektronisches „Gästebuch“ zur Verfügung unter gaestebuch-bio.ifa.dguv.de/.

    Die GESTIS-Biostoffdatenbank ist mit der englischen Version international zugänglich und kann entweder unter www.dguv.de/ifa/biological-agents-database oder durch das Klicken auf das Flaggen-Symbol erreicht werden. Auch die englische Version der GESTIS-Biostoffdatenbank ist eine internetbasierte Datenbank mit frei zugänglichen und kostenlosen Informationen zu Biostoffen.

    Weitere Infos

    Online GESTIS-Biostoffdatenbank

    www.dguv.de/ifa/gestis-biostoffe

    Für die Autoren

    Dr. rer. nat. Beatrice Spottke

    Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie Prävention

    Borsteler Chaussee 51

    22453 Hamburg

    beatrice.spottke@bgrci.de

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