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Wie gelingt Krebsprävention am Arbeitsplatz?

Krebsprävention im Job selten Thema

Wenn der Begriff „Betriebliche Gesundheitsförderung“ fällt, dann ist oft von Stressabbau oder vom „gesunden Rücken“ am Arbeitsplatz die Rede. Allgemeine Krebsprävention – im Sinne von „Was kann ich tun, um Krebs vorzubeugen oder früh zu erkennen?“ – ist im Job eher selten ein Thema. Viel zu sperrig und zu unbequem, denken viele. Aber das stimmt nicht! Das zeigen erste Auswertungen der Kampagne „Krebsprävention im Betrieb“ der Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen (NRW).

Die Krebsgesellschaft NRW macht ein schwieriges Thema gut zugänglich. Dafür muss zunächst eine hohe Hürde genommen werden, denn kein Mensch befasst sich gerne mit dem Thema Krebs. Dementsprechend groß sind die Wissenslücken. Um diese zu füllen, konzentrieren sich die Seminare jeweils auf eine Krebsart. Dazu kommt ein Facharzt direkt ins Unternehmen, referiert über das Thema und beantwortet Fragen. Ziel ist es, Präventionsmöglichkeiten aufzuzeigen, Ängste abzubauen und zur Vorsorge zu motivieren.

Das Seminarangebot umfasst derzeit die Haut-, Blasen-, Brust- und Darmkrebsfrüherkennung ( Tabelle 1). Die Fachärzte übernehmen die Vorträge aus persönlichem Engagement. Der mittlerweile große Ärztepool wurde mit Hilfe von fachärztlichen Berufsverbänden und der Kassenärztlichen Vereinigung rekrutiert. Zurzeit sind mehr als 400 Fachärzte für die Aktion aktiv.

Die Veranstaltungen dauern etwa eine Stunde. Die Krebsgesellschaft NRW übernimmt die Terminkoordination, Vermittlung der Referenten und stellt alle Seminarmaterialien bereit. Zu den Materialien gehören beispielsweise die jeweiligen Präsentationen, Informationsbroschüren sowie Flyer und Poster zur internen Bewerbung. Das Projekt wird von den Gesetzlichen Krankenkassen in NRW gemeinsam finanziert, so dass für die Unternehmen jeweils nur ein Beitrag in Höhe von 250,– Euro anfällt.

Erste Evaluationsergebnisse zur Krebsprävention am Arbeitsplatz

Die vorliegende Auswertung umfasst den Zeitraum von Januar 2014 bis Oktober 2015. Die Teilnehmenden wurden pro Veranstaltung zu drei Zeitpunkten über einen Online-Fragebogen befragt:

  • A)Vor der geplanten Informationsveranstaltung wird das Interesse am Thema, die Einschätzung des individuellen Wissensstandes und die Beurteilung der persönlichen Lebensweise erfragt.
  • B)Unmittelbar nach der Informationsveranstaltung werden die Teilnehmer zur eigentlichen Veranstaltung befragt. Dabei werden Durchführung und Inhalt beurteilt sowie die Bereitschaft ermittelt, an einer Vorsorgeuntersuchung teilzunehmen.
  • C)Sechs Monate nach der Informationsveranstaltung geben die Teilnehmer ein weiteres Mal Auskunft. Dieses Mal liegt der Schwerpunkt der Fragen bei der Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen, dem Lerneffekt und einer eventuell veränderten persönlichen Lebensweise.

Die Auswertung beruht auf 727 Fragebögen A und 712 Fragebögen B. Von den Fragebögen C existieren zum Zeitpunkt der Auswertung erst 110. Das entspricht einer Rücklaufquote von 2,75 %, wodurch die Aussagekraft eingeschränkt ist. Bei den Fragebögen A und B liegt die Rücklaufquote bei 18,2 % bzw. 17,83 %.

Im Befragungszeitraum haben in nordrhein-westfälischen Betrieben und öffentlichen Einrichtungen 131 Veranstaltungen mit insgesamt 3993 Teilnehmern stattgefunden ( Tabelle 2). Besonders oft wurden die Veranstaltungen zu den Themen Brust- und Hautkrebs gebucht. Das Angebot zum Thema Hautkrebs war vor allem in den Sommermonaten gefragt. Die hohe Anzahl der durchgeführten Brustkrebsseminare ist auf die Teilnehmerinnenbegrenzung von 15 Frauen je Einheit zurückzuführen. Bei einer höheren Nachfrage in einem Unternehmen wurden gleich mehrere Seminare gebucht.

Tabelle 3 zeigt die prozentuale Verteilung der Befragten nach Geschlecht, Alter und Art der Tätigkeit. Die Auswertung spiegelt vor allem die Meinung der Frauen wider (67 %). Dies liegt wahrscheinlich darin begründet, dass Frauen vorwiegend im Büro arbeiten, somit einen Internetzugang an ihrem Arbeitsplatz haben und die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass sie den Fragebogen ausfüllen. Die Tatsache, dass mehr als 92 % der Befragten im Büro arbeiten, zeigt ebenfalls, dass die Produktionsmitarbeiter für eine Befragung nur schwer zu erreichen sind.

Obwohl Krebs ein angstbehaftetes Thema ist, war die Teilnahmebereitschaft bei den Veranstaltungen meist groß. Als Gründe für die Teilnahme gibt der Großteil der Befragten den Wissenszuwachs an (87,1 %), mehr als die Hälfte erachtet es als „einfache Möglichkeit, sich schnell und fachkundig zu informieren“ und rund ein Drittel kennt jemanden, der an Krebs erkrankt ist. Die überwiegende Mehrheit hält Informationsveranstaltungen zur Krebsfrüherkennung am Arbeitsplatz für sinnvoll. Das zeigt auch die anschließende Bewertung von Vortrag und Informationsmaterial ( Tabelle 4). Negative Aspekte wie die Störung des Berufsalltags, die Erzeugung von Angst oder Peinlichkeit nehmen die Befragten eher nicht wahr. Nahezu alle Teilnehmer gaben an, etwas Neues erfahren zu haben.

Vor den Veranstaltungen haben bereits 84 % etwas über die Möglichkeiten von Früherkennungsuntersuchungen erfahren. Die meisten werden von ihren Haus- oder Fachärzten aufgeklärt (39 %), nur ein geringer Teil (6 %) erhält Informationen vom Arbeitgeber.

An einer Früherkennungsuntersuchung teilgenommen haben vor der Veranstaltung etwa 50 % (Hautkrebs-Screening, Mammographie-Screening, Check-up 35 oder Koloskopie). Für die Nichtteilnahme gaben die Befragten überwiegend an, nicht zur entsprechenden Altersgruppe zu gehören oder sich gesund zu fühlen. Bei der dritten Befragung (sechs Monate nach der Veranstaltung) hingegen zeigt sich, dass die Informationsveranstaltungen überwiegend als motivierend empfunden werden, um die Krebsfrüherkennung in Anspruch zu nehmen. Die Mehrheit der Teilnehmer gibt Inhalte der Veranstaltungen an andere weiter.

Großes Interesse, wenig Angst

Die Teilnahmezahlen zeigen, dass das Thema Krebsprävention am Arbeitsplatz auf insgesamt großes Interesse stößt. Im Durchschnitt nehmen 30 Personen an einer Veranstaltung teil.

Die Veranstaltungen führen dazu, dass sich die Teilnehmer aufgeklärter fühlen. Sie sind zudem motiviert, ihr Verhalten zu ändern und Inhalte an Dritte weiterzugeben. Das Thema Krebs bewirkt in diesem Kontext keine Angstgefühle und lässt sich sehr gut im betrieblichen Setting platzieren.

Der bisherige Erfolg der Krebsprävention in der Betrieblichen Gesundheitsförderung ermutigt die Krebsgesellschaft NRW, an der Diversifizierung und Erweiterung des Projektes weiterzuarbeiten.

    Info

    Die Seminare können direkt bei der Krebsgesellschaft NRW gebucht werden. Wann und in welchem Rahmen die Seminare dann stattfinden, bleibt ganz dem Unternehmen vorbehalten. Ob während der Arbeitszeit oder im Rahmen gesonderter Gesundheitstage. Auf Wunsch können die jeweils einstündigen Themen-Module einzeln oder als Gesamtpaket gebucht werden. Individuelle Absprachen sind immer möglich, denn es soll interessierten Unternehmen möglichst leicht gemacht werden, das Thema Krebsfrüherkennung aufzugreifen und sinnvoll umzusetzen.

    Das Projekt wird von allen Gesetzlichen Krankenkassen in NRW gefördert und unterstützt von den Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe sowie dem Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen.

    Weitere Infos

    Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen: Krebsprävention im Betrieb

    www.krebsgesellschaft-nrw.de/e_wir/b_projekte/Krebsprvention_im_Betrieb

    Für die Autoren

    Irina Brieden (B.Sc.)

    Krebsgesellschaft NRW

    Volmerswerther Str. 20

    40221 Düsseldorf

    brieden@krebsgesellschaft-nrw.de

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