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Schlafstörungen und ihr Einfluss auf die Arbeits- und Leistungsfähigkeit

„Wer schläft, sündigt nicht“, sagt der Volks-mund. Woraus bekanntermaßen nicht abzu-leiten ist, dass, wer nicht schläft, automatisch sündigt. Wer nicht schläft, nicht gut schläft oder zur falschen Zeit schläft, kann allerdings Probleme haben, machen oder bekommen. Probleme haben – wenn die Schlafstörung Folge einer körperlichen oder seelischen Störung ist, die ihrerseits die Fähigkeit zum Ein- oder Durchschlafen beeinträchtigt. Zahl-reiche akute oder chronische Krankheiten kommen hier ebenso in Betracht wie, eher leichter interventionell angehbare, schlafstörende individuelle Verhaltensweisen. Probleme bekommen – wenn aufgrund be-stehender Schlafstörungen die physiologische Funktion des Nachtschlafs nicht mehr hinreichend erfüllt werden kann und sich hieraus sekundär wiederum seelische oder körperliche Krankheiten entwickeln. Das Problem, beide Wirkmechanismen ausein-anderzuhalten und gegebenenfalls eine pas-sende und hilfreiche Intervention in die Wege zu leiten, hat dann im Zweifelsfall der beratende und behandelnde Arzt.

Tageszeitabhängige Rhythmen existieren praktisch bei allen Lebensformen auf unserem Planeten, wobei die besondere Aus-prägung dieser Rhythmik als Schlaf in vielfältiger Weise im Pflanzen- und Tierreich modifiziert werden kann. Schlaf dient ganz offenkundig nicht nur der körperlichen Erho-lung, sondern ist auch eine Grundvoraussetzung für die normale Funktion des Zentral-nervensystems. Dabei ist es durchaus beacht-lich, welche Unklarheiten nach wie vor um das Phänomen Schlaf existieren. Aus Tier- und Humanstudien sind unter anderem Einflüsse auf die Wiederherstellung des Energiehaushaltes mancher Gehirnregionen, die Organisation von Kurz- und Langzeitgedächtnis und auch auf immunologische Prozesse gesichert. Wenngleich somit einige Funktionen des Schlafes hinreichend beschreibbar sind, sind die zugrundeliegenden Mechanismen bestenfalls teilweise aufgeklärt. Die Synaptische Homöostase-Hypothese nach Tononi und Cirelli (2006), nach der im Schlaf ein Teil der im Wachzustand gebildeten neuen synaptischen Verbindungen wieder aufgelöst wird, könnte manche der beobachteten Funktionen sowie die Folgen eines chronisch gestörten Schlafes erklären. Das lange bekannte Phänomen, dass mehrtägiger Schlafentzug zu massiven körperli-chen und seelischen Störungen führt und damit sogar als Foltermethode eingesetzt wer-den kann, könnte beispielsweise Ausdruck der Überlastung der neuronalen Netze des Gehirns sein.

Solche Betrachtungen sprengen glückli-cherweise den typischen arbeitsmedizi-nischen Rahmen. Schlaf, die Arbeitserbrin-gung beeinträchtigende Schläfrigkeit, Arbeit entgegen natürlichem Schlafrhythmus und Arbeit, bei der u. a. besondere Wachheit er-forderlich ist – dies sind jedoch arbeitsmedi-zinisch relevante Themen, die im vorliegen-den ASU-Heft in unterschiedlicher Weise behandelt werden. In diesen Beiträgen wird auch deutlich, dass allgemeingültige Schluss-folgerungen und Ratschläge auf diesem Ge-biet selten möglich sind. Vielmehr ist auf die enorme Variabilität individueller Anlagen und Vorlieben hinzuweisen, welche manche zeit-lichen Arbeitsbedingungen für eine Person geradezu wünschenswert und für eine andere nahezu intolerabel erscheinen lassen. Gerade auf dem Gebiet der Arbeitszeitorganisation setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass es kein wie auch immer gearte-tes optimales Schichtsystem gibt. Vielmehr wird zunehmend nach flexiblen Lösungen gesucht, innerhalb derer selbst bei Schicht-arbeit individuelle Schlafpräferenzen so gut wie möglich berücksichtigt werden. Pragmatische Lösungen, empirisch überprüft, werden dann nicht alle Probleme vermeiden, aber viele vermindern.

Viel Freude bei der Lektüre wünscht Ihnen

Dr. med. Michael Nasterlack, Ladenburg

Literatur

Tononi G, Cirelli C (2006) Sleep function and synaptic homeostasis. Sleep Med Rev 10: 49–62

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