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Verbrennung durch Kurzschluss eines Akkus

Anamnese

Ein 56-jähriger, männlicher Mitarbeiter der BASF (Chemielaborant) stellte sich in der werkseigenen Notfallambulanz aufgrund von Schmerzen unklarer Genese am linken Oberschenkel vor.

Bei der ersten Begutachtung fiel dem medizinischen Personal eine etwa 7 × 5 cm große Rötung am Oberschenkel mit zentra-ler weißlich-gelblicher Hautverfärbung auf ( Abb. 1a).

Da sich der Mitarbeiter die Ursache nicht erklären konnte, wurde zum Ausschluss einer Verätzung ein pH-Wert der Haut mittels Lackmuspapier erhoben, dies ergab einen pH-Wert von ca. 7. Ein unmittelbarer Kontakt mit chemischen Produkten wurde vom Patienten ausgeschlossen. Der Patient gab leichte Schmerzen an (numerische Rating-Skala 2–3).

Gemäß den medizinischen Standards der BASF, die eine Dekontamination auch bei un-klarer oder vermuteter Produkteinwirkung empfehlen, unterzog sich der Patient einer 15-minütigen Ganzkörperdusche und außer-dem einem vollständigen Kleiderwechsel.

Bei der weiteren Begutachtung der Hose des Patienten konnten verschiedene Gegen-stände asserviert werden:

  • 1 x Imbus-Schlüssel
  • 1 x 20-Cent-Münze
  • 1 x 10-Cent-Münze
  • 1 x Schlüssel
  • 2 x Varta® Akku Typ AA, Ni-MH 1,2 V, 2500 mAh

Die Wunde wurde im Anschluss an die Dekontamination mittels Ocentisept® desin-fiziert und mit einem Curapor®-Wundverband bedeckt.

Aufgrund des Verletzungsmusters wurde der Patient nach telefonischer Voranmeldung durch den BASF-Rettungsdienst in die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik nach Ludwigshafen verbracht und dort stationär aufgenommen.

Diagnose

Verbrennung Grad 2b bis Grad 3 am lateralen linken Oberschenkel.

Therapie und Verlauf

Im Verlauf der primär konservativen Wundtherapie wurde nach etwa 2 Wochen eine Operationsindikation aufgrund von Wundheilungsstörungen gestellt.

Die operative Nekrektomie in Allgemein-anästhesie erfolgte mit anschließender Deckung des Defekts mit Spalthaut vom dista-len Oberschenkel.

Der Patient konnte die Klinik nach einem vierwöchigem, stationärem Aufenthalt verlassen und wurde ambulant zur Wundkontrolle bei einem niedergelassenen Chirurgen weiterbehandelt. Acht Wochen nach dem Er-eignis konnte der Mitarbeiter seine Arbeit ohne Einschränkungen wieder aufnehmen. Es kam zu einer Abheilung des Defekts unter Hinterlassung einer postinflammmatorischen Hyperpigmentation ( Abb. 1b).

Da der genaue Unfallhergang zunächst unklar war und zudem auch eine Produktbenetzung nicht ausgeschlossen werden konnte, wurden drei Urinproben (jeweils im Abstand von 8 Stunden) durch die humantoxikologische Abteilung der BASF mittels Biomonitoring untersucht, hierbei konnte keine Intoxikation nachgewiesen werden.

Im Rahmen der Unfallursachenanalyse der betreffenden Abteilung sowie der Abteilung für Arbeitssicherheit wurden umfangreiche Untersuchungen zum Unfallhergang initiiert.

Neben der Untersuchung der Asservate wurde ein Versuchsaufbau mit einem baugleichen Akku (Varta® Typ AA, Ni-MH 1,2V, 2500 mAh) durchgeführt ( Abb. 1c).

Hierbei konnte durch anhaltenden Kurz-schluss des Akkus mit weiterer Isolation innerhalb von 7 Minuten ein Temperaturanstieg auf bis 132 °C (Ebro TFN 520® Thermometer) nachgewiesen werden ( Abb. 1d). Die Korrosion an der Batterie nach dem Ver-suchsaufbau ist vergleichbar mit der, der Batterie aus der Hosentasche des Patienten ( Abb. 1e).

Als Resultat der Unfallursachenanalyse sind sowohl eine mögliche Vorschädigung des Akkus, aber auch ein Kurzschluss wahrscheinlich.

Im Rahmen eines Critical Incident Re-porting System (CIRS) wurden alle Mitarbeiter auf eine mögliche Gefahr hinsichtlich Batterien sensibilisiert.

Weiterhin wurden für die sichere Aufbewahrung und den Transport kurzschlusssichere Akku-Boxen beschafft und der Um-gang mit Batterien und Akkus in einer Arbeits-anweisung geregelt.

Fazit

Durch den interdisziplinären Austausch mit den Facheinheiten (Abteilung für Arbeits-sicherheit) konnte nach Durchführung ei-ner Unfallursachenanalyse eine Handlungsempfehlung für den sicheren Umgang mit Batterien und Akkus an die Mitarbeiter kom-muniziert werden.

Da es sich bei dem Inhalt der Hosentasche um auch im privaten Umfeld übliche Gegen-stände handelt, ist eine Sensibilisierung für die möglichen Gefahren „handelsüblicher“ Batterien angebracht.

Der beschriebene Fall zeigt auch, wie wichtig standardisierte Handlungsanweisungen (SOP) in der Akutversorgung von verletzten und erkrankten Personen sind (siehe auch „Weitere Infos“: Medizinische Leitlinien BASF). Hierdurch konnten zunächst verschiedene Ursachen für die Ver-letzung ausgeschlossen und außerdem ad-äquate medizinische Maßnahmen eingeleitet werden.

Für medizinisches Fachpersonal bietet die BASF weltweit an allen Standorten ein umfangreiches, interdisziplinäres Teamtraining (MEPER) für chemische, chirurgische und internistische Notfälle an.

Der Patient konnte nach 42 Ausfalltagen seine Arbeit ohne Folgeschäden wieder aufnehmen.

Literatur

Khundkar R, Malic C, Estela C: Burned by a battery-coin short circuit: old concept for a new burn. Burns 2010; 36(1).

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