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Informationsveranstaltungen zur Krebsprävention im Betrieb – “informiert und motiviert“

„Je früher Krebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen“ ist ein Grundsatz, der auf viele Krebserkrankungen zutrifft. Doch leider werden vorhandene und effektive Krebsfrüherkennungsuntersuchungen immer noch von zu wenigen Menschen in Anspruch genommen. Am Beispiel der Früherkennungs-Koloskopie wird die geringe Teilnahmebereitschaft besonders deutlich. Jährlich lassen sich weniger als 3 % der anspruchsberechtigten Versicherten ab 55 Jahre untersuchen (Altenhofen u. Kretschmann 2012). Die Information über vorhandene Früherkennungsuntersuchungen, die Aufklärung über krebsvorbeugendes Verhalten sowie die Förderung der Teilnahme an der Krebsfrüherkennung müssen weiter ausgebaut werden. Um möglichst viele Frauen und Männer mit dem Thema Krebsvorbeugung und -früherkennung zu erreichen, stellt sich die Arbeitswelt als ein besonders geeignetes Setting heraus. Vor allem in Großunternehmen und Behörden sind strukturelle Bedingungen vorhanden, wie z. B. schnelle Kommunikations- und Bewerbungswege über das Intranet, die es möglich machen, ein großes Publikum mit Präventionsangeboten anzusprechen.

Noch zählt die Krebsprävention nicht zu den klassischen Themen der betrieblichen Gesundheitsförderung wie Rückengesundheit, Ernährung oder Bewegung, doch das Interesse von Seiten der Arbeitgeber, das Thema in die betriebliche Gesundheitsförderung zu integrieren, ist vorhanden. Direkte, an die Krebsgesellschaft NRW gerichtete Anfragen von Unternehmen sind in den letzten Jahren vermehrt eingegangen. Eine Entwicklung, auf die die Krebsgesellschaft NRW reagiert, um zum einen eine wachsende Nachfrage zu bedienen und zum anderen eine Bedarfslücke zu schließen. Denn bisher gibt es nur wenige Anbieter, die passgenaue Maßnahmen zur Krebsprävention am Arbeitsplatz anbieten.

Hautkrebsprävention in der Finanzdirektion

Deshalb entwickelt die Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen Angebote zur Krebsfrüherkennung am Arbeitsplatz und unterstützt Arbeitgeber bei der inhaltlichen Ausgestaltung und praktischen Umsetzung von Aktionen. Ein Beispiel hierfür ist die Kampagne „Mal’s dir nicht schön“ zur Hautkrebsprävention, die auf Anfrage der Oberfinanzdirektion (OFD) Rheinland im Jahr 2009 realisiert wurde. Etwa 5000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der OFD Rheinland nahmen an fachärztlich geleiteten Vorträgen teil, die in den Bezirksstellen der OFD Rheinland stattfanden. Neben der Aufklärung über die Entstehung von Hautkrebs und die Möglichkeiten der Vorbeugung, wurde den Teilnehmenden das Hautkrebs-Screening als empfehlenswerte Maßnahme zur Hautkrebsfrüherkennung vorgestellt. Der Präventionseffekt des Veranstaltungsformats wurde mit Hilfe eines Vorher-Nachher-Fragebogens gemessen. Bei 48 Personen, die im Anschluss an die Informationsveranstaltung zum Hautkrebs-Screening gingen, wurde eine bösartige Hautveränderung diagnostiziert. Aus den Ergebnissen dieser Kampagne geht hervor, dass krebspräventive Angebote im beruflichen Umfeld tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Teilnahmebeteiligung an Früherkennungsuntersuchungen ausüben können (Ahlers et al. 2013).

Vier Motivationsmodule für die Betriebliche Gesundheitsförderung

Unabhängig von Kampagnen für einzelne Betriebe hält die Krebsgesellschaft NRW seit Januar 2013 das Angebot „Krebsprävention im Betrieb – informiert und motiviert“ bereit, das von allen gesetzlichen Krankenkassen des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird. Es ist speziell auf das betriebliche Setting zugeschnitten und macht es Arbeitgebern leicht, das Thema Krebsvorbeugung und -früherkennung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufzugreifen und beispielsweise in betriebliche Gesundheitstage zu integrieren.

Das Gesamtangebot umfasst vier Informationsveranstaltungen zur Früherkennung von Brust-, Blasen-, Haut- und Darmkrebs, die in Form von wählbaren, einstündigen Modulen bei der Krebsgesellschaft NRW gebucht werden können ( Tabelle 1).

Inhaltlicher Kern der Veranstaltungen sind Informationsvorträge, die von der Krebsgesellschaft NRW in Zusammenarbeit mit fachärztlichen Experten erstellt wurden. Unter dem Motto „informiert und motiviert“ werden Inhalte wie Krankheitsentstehung, Risikofaktoren sowie die Möglichkeiten der Krebsfrüherkennung vermittelt und beworben. Die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen ist hierbei von zentraler Bedeutung.

Ein besonderes Extra bietet das Modul „Sicher fühlen“ zur Brustkrebsfrüherkennung, das aus einem theoretischen und praktischen Teil besteht. Zusätzlich zum informativen Vortrag bekommen die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, anhand von Brusttastmodellen aus Silikon die richtige Tasttechnik zur Selbstuntersuchung der Brust zu erlernen. Für alle anderen Module besteht ebenfalls die Möglichkeit, diese um praktische Elemente wie z. B. die Durchführung eines Hautkrebs-Screenings vor Ort zu ergänzen. Die Veranstaltungen werden von Fachärztinnen und Fachärzten aus dem stationären sowie ambulanten Versorgungsbereich durchgeführt, die auf Anfrage und im Auftrag der Krebsgesellschaft NRW tätig sind. In einem eigens für das Angebot aufgebauten Referentenpool befinden sich über 400 Fachärztinnen und Fachärzte der Dermatologie, Urologie, Gastroenterologie und Gynäkologie aus dem Gesamtgebiet Nordrhein-Westfalen. Aufgrund der Größe des Referentenpools ist es möglich, Fachärztinnen und Fachärzte regional für die Veranstaltungen einzusetzen.

Veranstaltungsergebnisse 2013

Im Pilotjahr 2013 wurden 102 Veranstaltungen in verschiedenen Betrieben durchgeführt und über 2000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen erreicht. Das Modul zur Brustkrebsfrüherkennung wurde am häufigsten von den Betrieben gebucht, gefolgt von den Modulen zur Haut-, Darm- und Blasenkrebsfrüherkennung ( Abb. 1).

Kommunale Arbeitgeber wie z. B. Stadtverwaltungen, Nahverkehrsbetriebe und Landeseinrichtungen zeigten die größte Nachfrage. 86 Veranstaltungen wurden hier durchgeführt. 16 weitere Veranstaltungen wurden von Großunternehmen in Anspruch genommen, u. a. von KiK Textilien & Non-Food GmbH, Open Grid Europe GmbH oder Busch-Jaeger Elektro GmbH.

„Krebsprävention im Betrieb“ wird seit Januar 2014 von einem Vorher-Nachher-Fragebogen begleitet. Neben der allgemeinen Bewertung der Veranstaltungen und deren Akzeptanz am Arbeitsplatz, stehen folgende zwei Schwerpunkte im Fokus der Evaluation:

  • Wissenszuwachs bei den Teilnehmerin-nen und Teilnehmern
  • Effekte auf die Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsangeboten nach den Veranstaltungen

Eine Auswertung der Evaluationsergebnisse ist für Ende des Jahres 2014 geplant.

Örtliche Betriebe im Rahmen der Städtekampagne „1000 Mutige Männer“

Im Rahmen der Kampagne „1000 Mutige Männer“ wird das Ziel verfolgt, möglichst viele in einer Stadt lebende Männer ab 55 Jahre zur Früherkennungs-Darmspiegelung zu bewegen. Maßgeblich zur Ziel-erreichung ist, neben einem zielgruppenspezifischen Kommunikationskonzept, die flächendeckende Einbeziehung wichtiger kommunaler Unterstützer wie beispielsweise Ärzte, Bürgermeister, Sportvereine und Unternehmen. Über soziale Netzwerke und verschiedene Aktionen dringt das Thema „Darmspiegelung“ in alle Lebensbereiche der Zielgruppe und wird im Rahmen des Projekts zu einem Stadtanliegen und Stadtgespräch. Ein Wir-Gefühl entsteht, gemeinsam sucht eine Stadt nach 1000 mutigen Männern.

Arbeitgeber spielen hierbei eine wichtige Rolle, denn sie bieten gute Möglichkeiten, um die Kampagne beispielsweise über Mitarbeitermagazine, Posteraushänge oder Newsbeiträge im Intranet zu bewerben. Darüber hinaus erreichen sie über die direkte Ansprache ihrer Mitarbeiter einen großen Teil der Projektzielgruppe. Im Rahmen der Kampagne wurde eigens für das betriebliche Setting ein spezielles Werbematerial, der „Briefbeileger“, entworfen, mit dem Unternehmen auf die Stadtaktion aufmerksam machen können und ihre Mitarbeiter zur Teilnahme an der Koloskopie ermutigen sollen. Der Briefbeileger kann zum Beispiel der Gehaltsabrechnung der Mitarbeiter beigefügt werden.

Bereits in der Pilotstadt Mönchengladbach wurde das Kampagnenziel erreicht. Im Projektjahr 2010 nahmen 7,3 % mehr anspruchsberechtigte Männer an der Früherkennungs-Darmspiegelung teil, als im Jahr zuvor. Weitere Projektstädte in Nordrhein-Westfalen wie Lippstadt und Bielefeld folgten. Auch in anderen Bundesländern wie Hamburg, Hessen und Niedersachsen wurde die Stadtkampagne durchgeführt.

Detaillierte Informationen zum Konzept und zu den Ergebnissen der Kampagnen-Evaluation sind in einem Abschlussbericht „1000 Mutige Männer für Mönchengladbach“ zusammengestellt worden (s. „Weitere Infos“). 

Literatur

Ahlers K, Pferdmenges U, Lemm J, Majewski W, Swiatoszczyk A, Schrader M: „Mal´s dir nicht schön“ – Hautkrebsprävention am Arbeitsplatz, in: Präven-tion und Gesundheitsförderung 2013; 8: 221–227.

Altenhofen L, Kretschmann J: Inanspruchnahme von Früherkennungs-Koloskopien in Nordrhein und im Bundesgebiet 2003–2010. Berlin: Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland, 2012. (Link siehe „Weitere Infos)

    Info

    Organisationsübersicht der Krebsgesellschaft NRW

    Arbeitgeber aus Nordrhein-Westfalen, die an Informationsveranstaltungen zur Krebsprävention interessiert sind, können sich direkt an die Krebsgesellschaft NRW wenden, die die Gesamtkoordination der Veranstaltungen leitet.

    Das leistet die Krebsgesellschaft NRW:

    • Vermittlung von Fachreferenten
    • Terminkoordination und Organisation
    • Bereitstellung von Materialien:
      • Vier entitätsbezogene Informations-broschüren
      • Vorträge zu Veranstaltungsmodulen
      • Ankündigungstexte zur Bewerbung der Veranstaltungen
      • Zusätzlich bei „Sicher fühlen“: Brusttastmodelle und Anleitung zur Selbstuntersuchung der Brust in Form einer Duschkachel

    Vom Veranstalter werden folgende Voraussetzungen erwartet, damit eine Veranstal-tung durchgeführt werden kann:

    • Eine terminliche Vorlaufzeit von mindestens zwei Monaten ist erforderlich.
    • Ein geschlossener Raum mit PC und Beamer kann bereitgestellt werden.
    • Eine Ansprechperson am Veranstaltungs-ort ist anwesend.
    • Teilnehmerinnen und Teilnehmer melden sich zu den Veranstaltungen an.
    • Bei „Sicher fühlen“: die Brusttast-modelle werden vom Veranstalter bei der nächstgelegenen Kassenärztlichen Vereinigung abgeholt.

    Weitere Infos

    Altenhofen/Kretschmann: Inanspruchnahme von Früh-erkennungs-Koloskopien in Nordrhein und im Bundes-gebiet 2003–2010

    http://www.duesseldorf-gegen-darmkrebs.de/images/phocadownload/teilnahme_koloskopie_2003-2010_nordrhein.pdf

    Abschlussbericht „1000 Mutige Männer für Mönchengladbach“

    https://www.mutige-maenner.de/

    Autorin

    Agathe Swiatoszczyk

    Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V.

    Volmerswerther Straße 20

    40221 Düsseldorf

    swiatoszczyk@krebsgesellschaft-nrw.de

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