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– Träger von schwerem Atemschutzgerät –

Vergleichende Untersuchung der Ergometrieauswertung bei Durch-führung der G 26.3

Untersuchungsgrund

Der Untersucher stellte fest, dass zwischen echter und geforderter Belastbarkeit eine erhebliche Diskrepanz lag. Die G 26.3 sieht eine Ergometrie vor. Es wurden die Daten von 250 Männern und 37 Frauen unter 40 und 100 Männern ab 40 Jahren von freiwilligen Feuerwehren im Kreis Böblingen (Baden-Württemberg) von 2008 bis 2012 erfasst, mit den Vorgaben der DGUV verglichen und mit Hilfe der Gerätesoftware

  •  1. Gewicht,
  •  2. Herzfrequenz bei Belastungsabbruch,
  •  3. Watt-Leistung bei Abbruch und
  •  4. die individuelle Leistung bei definierter Herzfrequenz

registriert.

Untersuchungen

Das Gewicht der 387 Probanden wurde mit dem Broca-Index (BI) verglichen – der ausgehend von der Körpergröße l (in cm) – ein Normalgewicht m (in kg) nach folgender Formel definiert (DGUV 2010, S. 369):

mnorm = (l – 100 cm) kg/cm

182 (47 %) Probanden haben ein Normalgewicht = BI 100 % oder weniger, 205 (53 %) liegen darüber und 133 davon ein Mehrgewicht bis BI 110 %, 52 bis BI 120 und 20 Probanden größer BI 120 %. Das durchschnittliche Übergewicht (größer BI 110 %) beträgt 9,5 kg.

Die Herzfrequenz (HF) soll die submaximale HF = 200 – Alter nicht überschreiten. Als maximale HF gilt: 220 – Alter ( Tabelle 1).

223 Probanden (57,6 %) liegen bei Ab-bruch über der submaximalen HF, 71 (18,3 %) bis oder über der maximalen HF.

Die Soll-Leistung wird durch das Gewicht vorgegeben: Männer über 39 Jahre 2,1 × Körpergewicht (kg), Frauen bis 40 Jah-re 2,5 × kg und Männer bis 40 Jahre 3,0 × kg in Watt ( Tabelle 2)

Die Tabelle zeigt, dass 223 (57,6 %) die gewichtsabhängige Watt-Leistung erreichen, 164 (42,3 %) erreichen sie auch mit absteigender Leistung nicht.

Die Pulse Work Capacity (PWC) ist die hierbei erbrachte Leistung in Watt bei vorgegebener Herzfrequenz. Die geforderte Leistung (s. oben) sollte bei Männern und Frauen unter 40 Jahren bei HF 170 und bei Männern über 40 Jahren bei HF 150 erreicht werden ( Tabelle 3; DGUV 2010, S. 366).

114 Probanden (29,4 %) erreichen bei der HF-abhängigen PWC die erforderliche Watt-Leistung, aber 273 (70,5 %) erreichen sie nicht. Legt man die drei Bewertungskriterien der GDUV zugrunde: IST-HF bis submaximale HF, erreichte Watt-Leistung = gewichtsabhängige Watt-Leistung und PWC bei 150/170 HF, erhält man ohne Toleranz die in  Tabelle 4 aufgeführten Ergebnisse:

Der größte Teil der Probanden erreichte die drei Soll-Vorgaben nicht. Betrachtet man diese jedoch als Mindestvoraussetzungen für eine Tauglichkeit, dann hätten die Feuerwehren kaum noch aktionsfähige Einsatzkräfte.

Ergebnisse und Folgerungen

Mehr als 50 % der Untersuchten wiegen über BI 100 %. 73 müssen wegen BI über 110 % mindestens eine 25-Watt-Stufe höher belastet werden.

Betrachtet man HF und Soll-Watt isoliert, dann erfüllen bei der HF 23,5 % und bei Soll-Watt 57,6 % die Vorgaben. Senkt man die Soll-Watt-Leistung bis 30 W kommen 128 (33 %) nicht ans Ziel (s. Tabelle 2). Die PWC erreichen 114 (29,4 %); eine bis 30 W reduzierte PWC wird von 162 (41,8 %) nicht erreicht. (s. Tabelle 3)

Die erbrachten Leistungen bleiben meist unter den Vorgaben und die Bewertung der zu niedrigen Soll-Ergebnisse liegt oft im Entscheidungsbereich des Untersuchers. Er sollte diese Möglichkeit verantwortungsbewusst einsetzen, ohne den Probanden, den Qualitätsstandard einer Feuerwehr und die allgemeine Sicherheit zu gefährden. Er kann auch nur beurteilen, ob eine Gesundheitsgefährdung für diese Tätigkeit vorliegt. Eine echte Tauglichkeit dafür ist nur unter Einsatzbedingungen festzustellen.

Die Daten zeigen, dass häufig Übergewicht und ein deutliches Leistungsdefizit bestehen und sie legen nahe, den jetzigen Belastungsgrad durch Gewichtsreduktion und Leistungsverbesserung zu erhöhen. Um eine Motivation für sportliche Aktivi-tät zu erhöhen, könnten die Träger der freiwilligen Feuerwehren den ehrenamtlichen Helfern u. a. Freikarten für öffentliche Bäder, Zuschuss zu Sportvereinsbeiträgen oder Fitnesstraining gewähren. Besser wäre jedoch ein gezieltes einsatzorientiertes Pflicht-training. Bewährt hat sich auch ein mit geeigneten Geräten gut bestückter Übungsraum mit definierten Trainingsprogrammen.

Ein weiteres Problem sieht der Untersucher in den unpräzisen Vorgaben für die Ergebniswertung der Ergometrie. Es wäre für den beurteilenden Arzt außerordentlich hilfreich, nicht nur eine wichtige Orientierung mit Empfehlungscharakter angeboten zu bekommen, sondern verbindliche Vorgaben für die Bewertung der Belastungsuntersuchung. Die jetzt mögliche Beurteilungsbreite lässt ein einheitliches qualitätsgesichertes Vorgehen (DGUV 2010, S. 24), wie es für die persönliche Sicherheit des Einzelnen und zum Schutz des Untersuchers eigentlich wünschenswert wäre, kaum zu. 

Literatur

DGUV Grundsätze für arbeitsmedizinische Vorsorge-untersuchungen, 5. Aufl. Stuttgart: Gentner, 2010.

    Autor

    Dr. med. Wolfgang Mohr

    Facharzt für Innere Medizin

    Med. Qualitätsmanagement

    Wengertsteige 8

    71088 Holzgerlingen

    dr.w.mohr@online.de

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