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Der gesunde Betrieb

„Eine gutes und gesundes Arbeitsklima und eine vertrauenswürdige Führungskultur, das sind die Grundvoraussetzungen für einen gesunden Betrieb. Die hierfür erforderlichen Ressourcen und Instrumentarien können sowohl inhouse, als auch über Netzwerke zur Verfügung gestellt werden. Dazu ist eine Professionalisierung in den Human Resources erforderlich. Work-Life-Balance für alle Generationen gehört mit dazu. In jeder Lebensphase der Beschäftigten muss das Unternehmen Chancen eröffnen, damit der wichtigste Rohstoff, nämlich die Kompetenz, also das Wissen und Können der Mitarbeiter optimal genutzt werden. Die persönlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter müssen mit der Arbeitswelt in Einklang gebracht werden. Das erfordert mehr Souveränität für den Einzelnen, was Arbeitszeit und -ort anbelangt. Ein schönes Beispiel sind in diesem Zusammenhang Auszeitmodelle für die Pflege von Angehörigen, für Bildung und für soziales und politisches Engagement. Ganz wichtig: Das Thema psychische Erkrankungen ist aus der Tabuecke heraus zu holen. Nur so erreichen wir, dass Mitarbeiter Vertrauen schöpfen, sich öffnen und sich neugierig halten. Sie müssen lebenslang lernen, sich ihre mentale Agilität erhalten und ihre Stressresilienz stärken. Der Wissenstransfer von den älteren hin zu den jüngeren Mitarbeitern wird durch Senior-Junior-Tandems unterstützt. Diversity wird eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit werden. Der Frauenanteil muss vor dem Hintergrund der demoskopischen Entwicklung deutlich gesteigert werden. Bewährt haben sich in diesem Zusammenhang firmeneigene Kinderkrippen ...“

„Darf ich mal eine Zwischenfrage stellen?“

„Gerne.“

„Ich bin Handwerker. Ich habe einen Maler- und Lackiererbetrieb mit derzeit zwölf Mitarbeitern. Damit gehört meine Firma zu den 99,7 % kleinen und mittleren Unternehmen mit Beschäftigtenzahlen unter 250, in denen in Deutschland knapp 70 % aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten arbeiten. Wie soll ich denn Ihre schönen Visionen in meinem Bereich umsetzen? Wir haben volle Auftragsbücher und zu wenig Leute. Wir fangen das mit vielen Überstunden auf. Besonders die jüngeren Mitarbeiter ziehen da gut mit. Die brauchen das Geld.“

„Da kann ich Ihnen nur empfehlen, sich dem Netzwerk für Corporate Social Responsibility anzuschließen. Dort werden Sie von Experten zum betrieblichen Gesundheitsmanagement beraten. Es gibt Lehrgänge und umfangreiches Informationsmaterial speziell für KMU.“

„Was bitte ist diese Responsibility?“

„Sie ist Teil der Corporate Governance. Dort werden das Unternehmensleitbild und die Checks and Balances definiert, also die Grundsätze, wie das Unternehmen geführt werden soll.“

„Ach so. Eigentlich habe ich einen ganz guten Draht zu meinen Mitarbeitern. Konflikte gibt es nur mit meinem Schwiegervater, von dem ich den Betrieb übernommen habe. Wenn ich diese Leitlinien einführe, meinen Sie wirklich, dass sich mein Schwiegervater mäßigt und sich dann auch mehr Leute für meine Stellenausschreibungen interessieren?“

„Es wäre den Versuch wert. Und noch ein Tipp: Sie sollten den Betriebsrat mit einbeziehen.“

Es meldet sich eine Dame mittleren Alters.

„Mein Betrieb gehört auch zur großen KMU-Gemeinde. Ich habe ein Restaurant. Im Service beschäftigen wir überwiegend jüngere Frauen. Bis man die richtigen gefunden und eingearbeitet hat, das dauert. Und dann werden sie schwanger, eine nach der anderen. Und Nachwuchs ist nur schwer zu kriegen.“

„Na, das ist doch ein Fall für die Gründung einer überbetrieblichen Kinderkrippe.“

„Der Kinderbetreuerin muss ich aber denselben Stundenlohn wie meiner Bedienung bezahlen. Und dann arbeiten wir auch abends und nachts. Da wird es noch teurer, wenn man überhaupt jemanden findet.“

„Sehen Sie, da ist eben noch viel zu tun. Dazu haben wir die von der Bundesregierung geförderte Initiative Gesunder Betrieb, kurz IGB, gegründet. Ziel ist es, die Best-Practice-Modelle allen Unternehmen, ob groß, mittel oder klein zur Verfügung zu stellen. Unsere Umfragen haben ergeben, dass hier noch enorme Defizite insbesondere im KMU-Bereich existieren. Deswegen haben wir spezielle Toolboxes für die einzelnen Gewerbe entwickelt. Im Übrigen verrate ich kein Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, dass ein vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung beauftragtes Expertengremium aktuell daran arbeitet, eine Verordnung zu formulieren, in der diese Prinzipien verbindlich für alle Unternehmen festgeschrieben werden sollen.“

Die Gastronomin: „Da freue ich mich schon drauf. Bitte integrieren Sie dann aber auch in Ihr Programm eine Schulung für unsere Gäste, damit sie kapieren, dass heute Selbstbedienung ist, weil unsere Servicekräfte eine Gesundheitsschulung machen müssen. Wissen Sie überhaupt, wie Gastronomie heutzutage funktioniert?“

„Selbstverständlich, ich gehe mehrmals im Monat zu meinem Lieblingsitaliener.“  

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