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Arbeiten bis 67?

Karl-Josef Laumann
PRO   Der Beruf sollte als etwas Positives im Rahmen der Lebensplanung und -gestaltung gesehen werden

Das umlagefinanzierte gesetzliche Rentensystem steht zukünftig vor der großen Herausforderung, dass immer weniger Beitragszahler einen zunehmend größeren Kreis an Anspruchsberechtigten finanzieren müssen. Dieser demografischen Entwicklung ist die Entscheidung der Bundesregierung geschuldet, das Renteneintrittsalter schrittweise bis 2029 auf 67 Jahre zu erhöhen.

Dabei sollen langjährig Versicherte auch künftig ohne Abschläge mit 65 Jahren in Rente gehen können. Aktuelle Strukturänderungen stellen unsere Gesellschaft vor gewaltige Herausforderungen. Die Zahl der geborenen Kinder nimmt ab, die Lebensgestaltung und -wünsche haben sich verändert. Familienplanung findet anders statt, als noch in der letzten Generation. Die Bewertung von Arbeit und Freizeit hat sich gewandelt. Die jetzige Generation ist dank der Entwicklungen in unserem Land in der Lage, den Blick mehr auf eigene Bedürfnisse und Wünsche zu lenken. Forschung und gesundheitliche Versorgung tragen dazu bei, dass sich das Lebensalter von Frauen und Männern beständig erhöht. Das alles ist gut so, verlangt aber von Politik und Gesellschaft innovatives und zukunftsorientiertes Denken. Wir müssen bereit sein, gemeinsam die veränderten Lebenssituationen zu bewältigen und alle einen Teil zur Sicherstellung des bestehenden Generationenvertrags beizutragen.

Die Politik muss es jetzt noch schaffen, Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerne bis zum Beginn des Rentenalters ihrer Beschäftigung nachgehen. Der Beruf sollte als etwas Positives im Rahmen der Lebensplanung und -gestaltung gesehen werden. Er ist nicht nur eine Möglichkeit zur finanziellen Absicherung der täglichen Bedürfnisse, sondern nötiger Bestandteil des täglichen Lebens, der gerne erledigt wird.

Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, im Rentenalter auch von ihrer Rente leben können. Ein besonderer Blick muss dabei auf den Niedriglohnbereich geworfen werden. Die Arbeitsbedingungen müssen im gesetzlich erlaubten Rahmen angesiedelt und eine auskömmliche Rente nach einem langen Arbeitsleben garantiert sein. 

Edgar Di Benedetto
CONTRA   Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit bis 67 erhöht nicht die Renten

Gesundheitliche Gründe tragen dazu bei, dass Arbeitnehmer nicht den regulären Zugang zur Rente erreichen. Schon derzeit erfolgen über 40 % der Zugänge zu Altersrenten mit Abschlägen. Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen kosten den Steuerzahler jedes Jahr rund 40 Mrd. Euro.

Rente 67 bewirkt eine Anhebung der Eintrittszeit der Altersrente für schwerbehinderte Menschen, denn für die Jahrgänge 1952 bis 1963 wurde die Altersgrenzen stufenweise angehoben. Das bedeutet, dass nach 1963 geborene Schwerbehinderte mit 65 Jahren abschlagsfrei, ab 62 Jahren mit bis zu 10,8 % Abschlag in Rente gehen.

Nach meiner Überzeugung müssen erwerbsgeminderte Arbeitnehmer eine verlässliche EM-Rente ohne Nachteile in Anspruch nehmen können und schwerbehinderte Beschäftigte dürfen nicht automatisch durch die Anhebung der Rente mit 67 benachteiligt werden!

Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit bis 67, erhöht nicht die Renten. Nach geltendem Recht können Arbeitnehmer, die bis 67 – also zwei Jahre über das bisher geltende Regelrentenalter hinaus – arbeiten zu den zusätzlichen erworbenen Entgeltpunkten noch Rentenzuschläge von 0,5 % pro Monat erhalten. Somit liegt ihre Rente um 12 % höher, als wenn sie mit 65 in Rente gingen. Diese Zuschläge entfallen bei Anhebung der Regelaltersgrenze.

Ergo: Die Optimierung bestehender Arbeitsmarktstrukturen und die Umverteilung von Arbeit ist unumgänglich, Altersarmut gilt es zu vermeiden. Betriebe müssen verstärkt den Wert und die Erfahrung älterer Mitarbeiter nutzen. Es bedarf zusätzlicher Möglichkeiten um flexibel aus dem Arbeitsleben ausscheiden zu können. Alle Arbeitnehmer müssen in die Rentenkasse einzahlen, um sicher zu stellen, dass die Rentenkasse genügend Geld hat. Die letzte Rentenbeitragssenkung war der falsche Schritt. Anstatt Beiträge zu senken, wäre es besser gewesen, das Renteneintrittsalter auszusetzen oder zu senken.  

    Karl-Josef Laumann

    Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion Nordrein-WestfalenPlatz des Landtags 1 – 40221 Düsseldorf

    Edgar Di Benedetto

    Gelernter Bäcker, arbeitet als Pressenfahrer bei Omni-Pac im Schichtsystem und ist dort Mitglied des BetriebsratsAlte Straße 11 – 26931 Elsfleth

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