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Interview

Betriebsärztin in Österreich: Unterschiedlichste Kunden — hoher Anspruch

ASU: Frau Dr. Pejic, Sie sind Allgemeinmedizinerin sowie Fachärztin für Arbeitsmedizin und bei dem Gesundheitsdienstleister ameco in Bregenz beschäftigt. Was sind dort Ihre Tätigkeitsfelder?

Dr. Pejic: Im Rahmen meiner Tätigkeit bei der ameco GmbH bin ich vorwiegend für arbeitsmedizinische Betriebsbetreuungen sowie die Durchführung von gesetzlich verpflichtenden Vorsorgeuntersuchungen zuständig. Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die Beratungstätigkeit im Rahmen des staatlichen Wiedereingliederungsmanagements sowie gutachterliche Tätigkeiten.

ASU: Sie treffen auf Unternehmen in unterschiedlichen Branchen und Strukuren mit jeweils individuellen Kulturen. Wie schwierig ist es, die Entscheider zu erreichen und diese von den Vorteilen eines modernen Betrieblichen Gesundheitsmanagements zu überzeugen?

Dr. Pejic: Dies hängt sehr stark vom jeweiligen Unternehmen und den dort verantwortlichen Personen ab. Es gibt Betriebe, die von Beginn an eine sehr aufgeschlossene Haltung haben und auch dementsprechend gut kooperieren. Andere wiederum brauchen Jahre, um den Nutzen der Arbeitsmedizin zu erkennen. Überzeugungsarbeit gelingt am ehesten, indem man es schafft, genau jene Themen zu erkennen und anzusprechen, die für das jeweilige Unternehmen von großer Bedeutung sein könnten.

ASU: Wie bereiten Sie sich auf die jeweils spezifische arbeitsmedizinische Beratung für Unternehmen und Institutionen vor und wie gewinnen Sie Vertrauen und Akzeptanz der Verantwortlichen und Mitarbeiter?

Dr. Pejic: Die Vorbereitung erfolgt in erster Linie anhand von guter Fachliteratur, internen und externen Fortbildungsveranstaltungen sowie regelmäßigem Austausch in unserem Fachteam. Das Vertrauen und die Akzeptanz sowohl der Verantwortlichen als auch der Mitarbeiter gewinnt man in erster Linie durch ein entsprechendes Maß an Engagement sowie gute und qualitätsvolle Arbeit.

ASU: Die arbeitsmedizinische Beratung erfolgt ja an der Schnittstelle zwischen Arbeit und Gesundheit. Wie gehen Sie vor, um für ein Unternehmen oder eine Institution ein spezifisches Maßnahmenpaket für die Prävention, die Begutachtung und Behandlung berufsbedingter Belastungen und Gefährdungen zu entwickeln?

Dr. Pejic: Wichtige Voraussetzung für ein spezifisches und an den Bedarf des Betriebes angepasstes Maßnahmenpaket ist ist eine gute Kenntnis der Arbeitsplätze. An erster Stelle steht daher immer eine genaue Analyse der (psychischen und physischen) Belastungen. Auf der Basis der daraus resultierenden Ergebnisse werden dann die notwendigen Maßnahmen abgeleitet und – im Idealfall – entsprechend ihrer Priorität auch umgesetzt.

ASU: Mit welchen aktuellen Grundtendenzen arbeitsbedingter Erkrankungen und Störungen müssen Sie sich in Ihrer Beratungstätigkeit befassen? Gibt es Trends?

Dr. Pejic: Arbeitsbedingte Erkrankungen des Bewegungsapparats stehen nach wie vor an erster Stelle, insbesondere bei älteren Beschäftigten, und dann natürlich auch die Erkrankungen der Psyche aufgrund der stark zunehmenden psychischen Fehlbelastungen in der Arbeitswelt.

ASU: Die aktuelle Diskussion befasst sich unter anderem verstärkt mit den Anforderungen des betrieblichen Eingliederungsmanagement, der beruflichen Reintegration chronische Kranker, der Gesundheiterhaltung älterer Mitarbeiter (Stichwort demografischer Faktor), der psychischen Erkrankungen etc. Inwieweit ist Ihre Tätigkeit davon betroffen?

Dr. Pejic: Meine Tätigkeit ist sehr stark von diesen Themen betroffen. Sie machen einen wesentlichen Teil meines beruflichen Alltags aus.

ASU: Kooperieren Sie bzw. Ihr Unternehmen ameco mit niedergelassenen Haus- und Fachärzten für etwaig nachlaufende Behandlungen von Mitarbeitern aus betreuten Firmen?

Dr. Pejic: Ja, es kommen regelmäßig Fälle vor, die eine Kooperation mit niedergelassenen ÄrztInnen erfordern.

ASU: Unter welchen rechtlichen Rahmenbedingungen über Sie Ihre Tätigkeit in Österreich aus?

Dr. Pejic: Die rechtlichen Rahmenbedingungen bildet das österreichische Bundesgesetz über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit, kurz ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG), das 1995 in Kraft trat und die grundlegenden Anforderungen und Pflichten regelt, sowie das Ärztegesetz.

ASU: Sie haben hier ein sehr unterschiedliches Profil Ihrer Tätigkeit aufgezeigt. Wie belastend ist Ihre arbeitsmedinizinische Beratung und wie organisieren Sie sich im Alltag?

Dr. Pejic: Die arbeitsmedizinische Beratung kann – wie in anderen Berufen auch – in manchen Fällen sehr beanspruchend sein. Den notwendigen Ausgleich finde ich beim Sport sowie in der Natur. Weiterhin versuche ich, Freizeitstress, soweit möglich, zu vermeiden.

ASU: Welche Rolle spielt diese Zeitschrift für Ihre praktische Tätigkeit?

Dr. Pejic: Die ASU ist für mich eine sehr gute Ergänzung und Bereicherung für meine praktische Tätigkeit.

ASU: Herzlichen Dank für dieses Interview. 

    Das Gespräch führte:

    Gernot Keuchen

    Gentner Verlag, Stuttgart

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