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Chronische Folgen langjähriger Lösungsmittelexposition

Chronic solvent encephalopathy (CSE) is under-reported worldwide due to difficulties in recognition and differences in national legislation. Although ist occurrence in developed countries has declined, new cases continue to be detected. Our aim was to determine whether CSE can be detected in risk trades, using a stepwise screening procedure. Another aim was to evaluate if this method detects more cases than present occupational health service (OHS) practices do to Finland, a country with decreasing exposures, high OHS coverage and an annual rate of around forty cases of suspected CSE and seven cases of occupational CSE.

The studied fields, based on the national occurrence of CSE, were industrial and construction painting, floor layering, the printing press industry, boat construction, reinforced plastic laminating and the metal industry. We obtained contact information from trade union registers and municipal OHS. A postal survey including the Euroquest (EQ) neurotoxic symptom questionnaire, Beck’s Depression Inventory (BDI) and the Alcohol Use Disorders Identification Test-Consumption (Audit-C), and questions on exposure and medical conditions, was sent to 3,640 workers in the age range of 30–65 years in two Finnish provinces.

The survey resulted in 1,730 responses (48 %). This was followed by a clinical examination, with methods applicable to OHS, of subjects fulfilling the criteria: three or more EQ memory and concentration symptoms and sufficient exposure, a BDI score 18, an AUDIT-C score 8, and no evident medical condition explaining their symptoms. Of 338 respondents with memory and concentrations symptoms, 129 subjects fulfilled all the criteria, of which 83 participated in clinical examinations. We found 38 CSE compatible cases.

The study shows that more CSE compatible cases can be detected when the screening is directed towards the occupational fields at greatest risk. This stepwise method is more effective for finding CSE compatible cases than regular OHS activity. The number of cases was similar to the total annual occurrence, of new CSE-suspected cases, although the sample represented approximately 18 % of the abundantly exposed workforce in Finland. Combining of exposure and medical differential diagnostics to neurotoxic symptom questionnaire, decreases the amount of cases needing clinical examinations. This two-step procedure can be carried out with methods suitable for OHS and other primary health care, both in industrialized and developed countries.

Kommentar: In den 1980/1990er Jahren wurde intensiv und teilweise kontrovers über die chronischen Folgen einer langjährigen Lösungsmittelexposition diskutiert. Stichwort: Dänische Malerkrankheit. Dies hat letztendlich auch dazu geführt, dass im Jahr 1996 die wissenschaftliche Begründung zur neuen Berufskrankheit 1317, d. h. Polyneuropathie oder Enzephalopathie durch organische Lösungsmittel oder deren Gemische, veröffentlicht und die Erkrankung in die BK-Liste aufgenommen wurde.

Die Statistiken der letzten Jahre zeigen, dass zwar jährlich rund 200 Verdachtsfälle in Deutschland gemeldet, jedoch lediglich 10 bis 20 Fälle anerkannt wurden. Ursächlich für diese erhebliche Diskrepanz ist zum einen die unspezifische Symptomatik des Krankheitsbildes und zum zweiten die Beurteilung der tatsächlichen Lösungsmittelgefährdung.

Aus diesem Grund ist die Veröffentlichung von Furu und Koautoren von besonderem Interesse. Die finnische Arbeitsgruppe hat in den vergangenen Jahren umfassende wissenschaftliche Studien zur Epidemiologie und Diagnostik der lösungsmittelverursachten Enzephalopathie publiziert. Im Rahmen dieser Studie hat die interdisziplinäre Arbeitsgruppe bei Beschäftigten mit Risikoberufen die Antworten eines Fragebogens zu neurotoxischen Symptomen ausgewertet und eine Gruppe identifiziert, die möglicherweise an einer Enzephalopathie erkrankt waren. Probanden mit einem auffälligen Befund wurden daran anschließend klinisch-neurologisch untersucht und anhand von Diagnosekriterien beurteilt. Bei insgesamt 36 Beschäftigten konnte die Diagnose einer Enzephalopathie gesichert werden.

In Deutschland ist eine flächendeckende arbeitsmedizinische Betreuung von Beschäftigten mit langjähriger und intensiver Lösungsmittelexposition nicht gewährleistet. Dies mag auch daran liegen, dass es einen entsprechenden „Grundsatz“ zu dieser Fragestellung nicht gibt. Der Grundsatz G 45 (Styrol) könnte zwar für organische Lösungsmittelgemische analog eingesetzt werden. Ob dies in der Praxis tatsächlich durchgeführt wird, muss eher bezweifelt werden. Angesichts der weiten Verbreitung von organischen Lösungsmitteln und deren Gemischen – die Zahl der exponierten Beschäftigten in Deutschland liegt in der Größenordnung von 2 bis 3 Millionen – ist von einem Erkenntnisdefizit und möglicherweise von einer Dunkelziffer von Fällen einer BK 1317 auszugehen. G. Triebig, Heidelberg

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