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Impfentscheidung | Wie können Argumente von Impfgegnern bzw. -kritikern entkräftet werden?

Impfen — Überzeugend argumentieren

Die meisten Entscheidungen, die wir im Leben treffen, sind Entscheidungen unter Risiko. Die Konsequenzen dieser Entscheidungen treten nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit auf. Manche Risiken, beispielsweise an einer schwerwiegenden Krankheit zu erkranken, können durch präventives Verhalten kontrolliert oder verringert werden, zum Beispiel durch eine Impfung. Präventionsmaßnahmen können jedoch auch ihre Risiken mit sich bringen, so können beispielsweise nach einer Impfung Nebenwirkungen auftreten. Zur Einschätzung und Abwägung dieser Risiken beziehen Entscheider vorhandenes Wissen ein, neue Informationen werden gesucht, aber auch eigene Gefühle oder Erfahrungsberichte von anderen Personen können dazu dienen, diese Risiken abzuschätzen.

Immer mehr Patienten suchen gesundheitsrelevante Informationen im Internet. Daher hat Frau Dr. Betsch recherchiert, auf welche Gesundheitsinformationen die Patienten im Internet bezüglich Impfen treffen. Das Problem liegt darin, dass man bei seiner Recherche im Internet sehr schnell auf die Seiten der Impfgegner trifft. Frau Dr. Betsch geht dabei davon aus, dass wir nur zu 1 % Impfgegnern, aber zu etwa einem Drittel impfkritischen Personen gegenüber stehen. Das Wissen der einzelnen Personen beeinflusst das Risikobewusstsein und die Risikowahrnehmung. Sie kommt dabei zu dem Schluss, dass die Angst vor der Nebenwirkung die wichtigste Barriere vor dem Impfen darstellt. Wie kann dann aber das wahrgenommene Risiko dementiert oder relativiert werden? Frau Dr. Betsch brachte in ihrem Vortrag ein Beispiel:

Aussage: „Impfungen verursachen die Erkrankung, gegen die sie schützen sollen.“ Wie kann dazu das Gegenargument aussehen?

  • Starkes Dementi: Bestimmte Impfstoffe können tatsächlich krankheitsähnliche Symptome hervorrufen – eine voll ausgeprägte Erkrankung entwickelt sich aber nie.
  • Schwaches Dementi: Bestimmte Impfstoffe können tatsächlich krankheitsähnliche Symptome hervorrufen – eine voll ausgeprägte Erkrankung entwickelt sich aber nur extrem selten.

Man sollte mit starken Dementis immer vorsichtig sein. Vor allem erhöht ein starkes Dementi bei einer nicht glaubwürdigen Quelle das wahrgenommene Risiko.

Man weiß inzwischen, dass Nachrichten, die die Existenz eines Risikos vermitteln, glaubwürdiger sind, weil wir einen stärkeren Einfluss von negativen als von positiven Informationen auf Vertrauen und Risikowahrnehmung empfinden.

Frau Dr. Betsch empfahl uns den Drei-Punkte-Debunking-Plan von John Cook und Stephan Lewandowski:

  1. Konzentration auf wesentliche Fakten
  • Korrekten Fakt in der Überschrift eines Artikels nennen
  • Inhalt muss leicht verständlich sein – ein einfach zu verarbeitender Inhalt ist glaubwürdiger
  • Zu viele Gegenargumente können zu geringerem Einfluss führen („dilution effect“)
  •  Hinweis geben, bevor Falschinformation benannt wird
    • Text- oder visuelle Information sollte explizite Warnhinweise enthalten
  • Alternativerklärung geben und darlegen, warum die Falschinformation falsch ist und ggf. wie sie zustande und in Umlauf gekommen ist
    • Alternativerklärung muss das „Loch“ im mentalen Modell füllen, das durch die Wegnahme der Falschinformation entsteht.

      Weitere Infos:

      Schutzimpfungen – 20 Einwände und Antworten des Robert-Koch-Instituts:
      www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Bedeutung/Schutzimpfungen_20_Einwaende.html

      Informationsblätter der WHO zum kostenlosen:
      www.euro.who.int/vaccine/resourcecentre

      Cook J, Lewandowsky S (2011) The Debunking Handbook:
      www.skepticalscience.com/Debunking-Handbook-now-freely-available-download.html

      Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA):
      www.impfen-info.de

      Autorin

      Dr. med. Monika Stichert
      Arbeits- und reisemedizinische Praxis, Gelbfieberimpfstelle
      Pestalozzi Str. 3 – 40699 Erkrath
      info@arbeitsmedizin-stichert.de

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