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Der Kniewinkelsensor

„Meine sehr verehrten Damen und Herren, vielen Dank für die Einladung zu diesem Symposion, auf dem das Knie im Mittelpunkt steht. Wir haben heute Vormittag bereits einige spannende Vorträge über die Ursachen der Gonarthrose gehört. Wir haben gelernt, dass Knien zwar schädlich für das Kniegelenk ist, es bislang aber noch nicht gelang, ein belastungskonformes Schadensbild zu formulieren. Trotzdem wurde 2009 die Gonarthrose als offizielle Berufskrankheit eingeführt. Es ist die BK-Nr. 2112. Weil die medizinischen Voraussetzungen unklar sind, hat man sich bei der Festlegung der arbeitstechnischen Kriterien ganz besonders viel Mühe gegeben. Es müssen 13.000 Knie belastende Stunden sein und die Belastung muss mindestens eine Stunde pro Schicht eingewirkt haben. Damit ist es möglich, den berufsbedingten Verursachungsanteil exakt zu bestimmen.“

Frage aus dem Auditorium: „Gilt die eine Stunde für eine Belastung am Stück, oder können das auch viele kurze Einzelbelastungen sein, die addiert eine Stunde ausmachen. Ich frage deswegen, weil die Dauerbelastung sicherlich schädlicher sein dürfte, als die kurzepisodische Belastungsfrequenz.“

„Mhm, interessante Frage. Kann ich Ihnen im Moment nicht beantworten.“

„Und welche Art von Knien ist denn überhaupt gemeint?“

„Na die Kniebelastung.“

„Wie? Auf dem Boden knien, Kniehocke, Fersensitz, Vierfüßlergang?“

„In der wissenschaftlichen Begründung steht nur etwas von Kniebelastung.“

„Aber es gibt doch Millionen von Menschen in Fernost und Afrika, die ihren Tag überwiegend in der Hocke verbringen. Die müssten dann alle Gonarthrosen haben.“

„Sehen Sie, das ist genau unser Ansatzpunkt. Mit unserem Kniewinkelsensor versetzen wir den Anwender in die Lage, die Kniestellung und damit die Art des Kniens zeitgenau permanent zu messen. Man könnte es auch als Kniemonitoring bezeichnen. Es ist ganz einfach, sie kleben diesen Dehnungsstreifen, der mit einem Bimetall ausgestattet ist, in Ihre Kniekehle. Der Sensor meldet den Winkel an den Recorder, den Sie bequem am Gürtel tragen können.“

„Und was wollen Sie damit erreichen?“

„Erstens haben wir damit ein objektives Messverfahren für die Kniebelastung. Sind 13.000 Kniestunden erreicht und besteht eine Gonarthrose, dann muss man diese als Berufskrankheit anerkennen.“

„Hier unterliegen Sie einem Irrtum. Die Kniebinnenbelastung hängt nicht vom Beugewinkel, sondern allenfalls vom Dauerdruck auf den Knorpel ab. Und der ist am größten in der Schiabfahrerhocke. Nur halten Sie die keine Minute aus. Die anderen Kniearten führen eher zu einer Druckentlastung im Knie.“

„Aber wir haben nun mal die Berufskrankheit. Und deshalb sind auch die Berufsgenossenschaften aufgefordert, mit allen geeigneten Mitteln Prävention zu betreiben. Das schreiben die §§ 14 SGB VII und 3 BKVvor. Unser Kniewinkelsensor ist also auch ein Instrument, um berufsbedingte Gonarthrosen zu verhüten.“

„Das ist doch Schwachsinn. Die Kilometerzahl Ihres Autos sagt doch auch nichts über den Zustand der Stoßdämpfer aus. Die können bereits nach wenigen tausend Kilometern kaputt sein, wenn sie Ihren Wagen nur über Ackerpisten gejagt haben.“

„Genau. Und da hilft eben unser Kniewinkelsensor. Ich kann Ihnen bereits heute mitteilen, dass wir von der Bodenleger-Berufsgenossenschaft einen Großauftrag erhalten haben. Die wollen alle ihre Versicherten mit unserem Sensor ausrüsten. Daran gekoppelt ist ein Forschungsvorhaben, in dem die aufgelaufenen Daten ausgewertet werden sollen, die Deutsche Kniestudie.“

„Und wenn da rauskommt, dass Gonarthrosen erst bei, sagen wir mal 25.000 Kniestunden auftreten, was dann? Gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse sollen doch die Grundlage für die Berufskrankheiten sein.“

„Bitte haben Sie Nachsicht mit mir, ich bin weder Jurist noch Arbeitsmediziner, ich bin nur Biomechaniker. Nach meinem Rechtsverständnis gelten dann die 13.000 Stunden nach wie vor.“

„Warum forschen Sie dann überhaupt noch?“

„Weil die Berufsgenossenschaften den gesetzlichen Auftrag haben.“  

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