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Krebsrisiko durch kosmische Strahlen

Pukkala E, Helminen M, Haldorsen T et al.: Cancer incidence among Nordic airline cabin crew. Int. J. Cancer 131 (2012) 2886-2897

Airline cabin crew are occupationally exposed to cosmic radiation and jet lag with potential disruption of circadian rhythms. This study assesses the influence of work-related factors in cancer incidence of cabin crew members. A cohort of 8,507 female and 1,559 male airline cabin attendants from Finland, Iceland, Norway and Sweden was followed for cancer incidence for a mean follow-up time of 23.6 years through the national cancer registries. Standardized incidence ratios (SIRs) were defined as ratios of observed and expected numbers of cases. A case-control study nested in the cohort (excluding Norway) was conducted to assess the relation between the estimated cumulative cosmic radiation dose and cumulative number of flights crossing six time zones (indicator of circadian disruption) and cancer risk. Analysis of breast cancer was adjusted for parity and age at first live birth. Among female cabin crew, a significantly increased incidence was observed for breast cancer [SIR 1.50, 95 % confidence interval (95 % CI) 1.32–1.69], leukemia (1.89, 95 % CI 1.03–3.17) and skin melanoma (1.85, 95 % CI 1.41–2.38). Among men, significant excesses in skin melanoma (3.00, 95 % CI 1.78–4.74), nonmelanoma skin cancer (2.47, 95 % CI 1.18–4.53), Kaposi sarcoma (86.0, 95 % CI 41.2–158) and alcohol-related cancers (combined SIR 3.12, 95 % CI 1.95–4.72) were found. This large study with complete follow-up and comprehensive cancer incidence data shows an increased incidence of several cancers, but according to the case-control analysis, excesses appear not to be related to the cosmic radiation or circadian disruptions from crossing multiple time zones.

Kommentar: Piloten/Pilotinnen und Flugbegleiter/innen sind bekanntlich in Flughöhen von 8000 bis 10 000 Metern einer kosmischen Strahlung in Höhe von 2 – 6 mS/Jahr ausgesetzt. Dies entspricht in etwa der doppelten Dosis der Allgemeinbevölkerung. Frühere epidemiologische Studien zur Frage des Krebsrisikos haben uneinheitliche Ergebnisse gezeigt. Allerdings fand sich der Hinweis auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Stewardessen. In diesem Zusammenhang ist aufgrund der Assoziationen zwischen Nachtschichtarbeit und Brustkrebserkrankung auch ein strahlenunabhängiges Geschehen zu diskutieren.

Die Autoren haben eine Kohorte von 10 066 Flugzeugbesatzungen (8507 Frauen, 1559 Männer) aus Finnland, Island, Norwegen und Schweden gebildet und die aufgetretenen Krebstodesfälle anhand der nationalen Krebsregister in diesen Ländern ausgewertet. Die besondere Stärke dieser epidemiologischen Studie besteht darin, dass eine vollständige Erhebung der Todesfälle möglich und aufgrund der nationalen Register eine sehr präzise Expositionsabschätzung möglich war. Ein wesentliches Ergebnis dieser Studie bestätigt frühere Berichte über ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs und Brustkrebs bei der Frau. Die Autoren folgern, dass wegen der engen Konfidenzintervalle und der Konsistenz innerhalb der vier unabhängigen Kohorten die Risikoerhöhung nicht zufällig ist. Im Hinblick auf das Brustkrebsrisiko der Flugbegleiterinnen konnten die bekannten Risikofaktoren in der Analyse berücksichtigt werden, so dass die höhere Zahl an Erkrankten (beobachtet 283, erwartet 176) nicht durch bekannte Risikofaktoren erklärt werden kann. Für die akute myeloische Leukämie als typische Folge einer erhöhten Strahlenexposition ergab die Auswertung für Männer zwar ein erhöhtes durchschnittliches Risiko von 2,25, das statistisch jedoch nicht signifikant war (Konfidenzintervall 0,25–8,12). Für alle Leukämien – ausschließlich CLL – fanden sich ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko von 1,93 und ein Anstieg des Risikos mit längerer Expositionsdauer höherer Strahlendosis. Die Fallzahlen waren allerdings relativ klein.

Für Brustkrebs berichten die Autoren, dass sich weder für die Expositionsparameter noch für die abgeschätzte zirkadiane Disruptur ein Zusammenhang mit der Risikoerhöhung ergeben hat. Aus diesem Grund werden weiterführende detaillierte Studien unter Berücksichtigung von Jetlag, außergewöhnlicher Nachtschichtarbeit und Schlafentzug empfohlen.    G. Triebig, Heidelberg

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