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Konferenz des Ausschusses für Arbeitsmedizin (AfAMed) Berlin, 14.01.2013

Alle Akteure einig: ArbMed-Nachwuchs muss her

Marlies Michaelis

Nach Begrüßungen zunächst durch Gerd Hoofe, Staatssekretär des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS), und Prof. Dr. Stephan Letzel, Vorsitzender des AfAMed, ging es gleich an die Sachfragen: Wie hoch sind derzeit die betriebsärztlichen und arbeitsmedizinischen Kapazitäten in Deutschland? Reichen diese aus? Und wie wird es in zehn Jahren aussehen? Antworten lieferte die BAuA-Studie F 2326, die Christof Barth von der Firma Systemkonzept auf der Konferenz vorstellte. Je nachdem wie hoch der Bedarf eingeschätzt wird – ob wenigstens die Mindestgrößen der DGUV 2-Vorschrift, der ArbMedVV sowie weitere ärztliche Leistungen samt Wegeleistungen abgedeckt werden oder aber darüber hinaus eine bedarfsorientierte Betreuung angestrebt ist, klafft die Versorgungslücke zwischen 1,7 Mio. und 14,6 Mio. Stunden pro Jahr. Eine Prognose für die nächsten zehn Jahre anhand von Simulationsrechnungen geht von einer noch größerer Versorgungslücke aus: Zwischen 5,4 und 16,7 Mio. Stunden pro Jahr könnten in zehn Jahren fehlen. Vorausgesetzt, es kämen Jahr für Jahr genauso viele Ärzte mit arbeitsmedizinischer Fachkunde hinzu wie in der Gegenwart. Auch wenn Dr. Walter Eichendorf von der DGUV in der Diskussion einwandte, dass ja nicht alle Stunden direkt von Betriebsärzten erbracht werden müssten, dass ja auch delegiert werden könne, waren sich im Grundsatz alle Referenten einig: Deutschland braucht mehr Betriebsärzte und mehr Arbeitsmediziner.

Erste oder zweite Liebe

Beispiele der gelungenen Nachwuchsförderung gab es in den Darstellungen der Referenten genug – so schilderte etwa Dr. Stefan Lang, leitender Werksarzt von BASF in Ludwigshafen, wie es ihm und seiner Abteilung gelang, für fünf Ärzte in Weiterbildung innerhalb des PJs das Wahlfach Arbeitsmedizin anzubieten. Und dies, obwohl die Arbeitsmedizin in der Approbationsordnung nicht als PJ-Fach vorkommt. Der Trick: Lang nutzte seine zusätzliche Qualifikation als Allgemeinmediziner, um die Weiterbildung der jungen Kollegen zu ermöglichen. Die Betriebsärztin in Weiterbildung Dr. Susanne Schütze von ThyssenKrupp Europe Steel in Duisburg empfahl, die Neugierde auf die Tätigkeit als Betriebsarzt sollte innerhalb der Arbeitsmedizin an der Universität geweckt werden. Sie riet, auch die direkte Wirkung der schon berufstätigen Mediziner zu nutzen: „Der gut ausgebildete und zufriedene Arbeitsmediziner ist die beste Werbung.“ Sie selber war nicht direkt durch das Studium sondern erst nach einem Abschluss als Allgemeinmedizinerin und Arbeit in der eigenen Praxis auf die Arbeitsmedizin aufmerksam geworden – über eine Betriebsbegehung im Rahmen des Studienganges Public Health. Ein typischer Fall der zweiten Liebe.

Nachwuchs aktiv ansprechen

Der Nachwuchs sollte aktiv angesprochen werden – diese Meinung vertraten sowohl Dr. Panter (VDBW) für die Betriebsärzte als auch Prof. Dr. Drexler (DGAUM) für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Dr. Panter nannte den Wettbewerb docs@work als gelungenes Beispiel für die Nachwuchswerbung und verwies auch auf die Initiative Famulatur und PJ in der Arbeitsmedizin. Es müsse darum gehen, so Panter, das Thema Famulatur in der Arbeitsmedizin wieder zu ermöglichen. Prof. Drexler erklärte, zukünftig sei im Bereich der Nachwuchsförderung gezieltes „Head-Hunting“ an den Universitäten gefordert. Entsprechend sollten geeignete Köpfe als Nachwuchswissenschaftler gefördert werden. Drexler betonte, dass nur noch 22 von 36 medizinischen Fakultäten einen arbeitsmedizinischen Lehrstuhl haben. Die Wahrnehmung des Faches müsse gefördert und das Interesse der Studierenden geweckt werden.

Resolut mit Resolution

Damit die Anregungen und Beispiele nicht ohne Nachklang verhallen, hatte der Veranstalter, der Ausschuss für Arbeitsmedizin, eine Resolution vorbereitet, die Prof. Dr. Stephan Letzel zum Abschluss der Konferenz den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vorstellte.

    Info

    Der volle Wortlaut der Resolution ist auf Seite 116 abgedruckt.
    Das Statement des Präsidenten der DGAUM finden Sie im hinteren Teil dieser Ausgabe.

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