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Netzwerk Arbeit und Psyche

Das Düsseldorfer Bündnis gegen Depression ist ein Zusammenschluss von Institutionen und Organisationen der psychosozialen Versorgung in Düsseldorf. Das Konzept basiert auf einem Projekt, das im Rahmen des Kompetenznetzes Depression entwickelt wurde und das bundesweit in einer Vielzahl regionaler Bündnisses umgesetzt wird. Dabei fokussieren die einzelnen Bündnisse in ihren Aktivitäten und Angeboten auf unterschiedliche thematische Schwerpunkte. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von psychischen Problemen am Arbeitsplatz war es für das Düsseldorfer Bündnis naheliegend, eine entsprechende Arbeitsgruppe zur gründen. In dieser entstand dann die Idee, ein spezielles Angebot für Betriebsärzte zu entwickeln, um sie im Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitern in der Praxis zu unterstützen.

Unter dem Motto „Aus der Praxis für die Praxis“ machte das Düsseldorfer Bündnis zunächst allen bei der Ärztekammer Nordrhein als Arbeitsmediziner registrierten Ärzten das Angebot, Fälle ihrer Betriebsarztpraxis mit einem Psychiater und einem Psychotherapeuten zu diskutieren. Schon die erste Fallkonferenz im Januar 2010 stieß auf großes Interesse. Betriebsärzte großer Düsseldorfer Unternehmen nahmen das Angebot ebenso an wie Ärzte mit einer Praxis für Arbeitsmedizin, die mehrere mittlere Unternehmen als Betriebsarzt betreuen.

Anhand der präsentierten Fälle wurde rasch deutlich, dass es nicht genügt, bei einzelnen, besonderes problematischen Fällen Hilfestellung durch psychiatrisch bzw. psychotherapeutisch tätige Kollegen zu geben. Vielmehr zeigte sich die Notwendigkeit, für die vielen Gesichter der Depression zu sensibilisieren, also einerseits ein gewisser Fortbildungsbedarf insbesondere bei der Diagnostik und Betreuung komorbid depressiver Menschen. Andererseits wurden vor allem Defizite in der Kenntnis der Versorgungsstrukturen deutlich. Insbesondere erwies sich das Fehlen persönlicher Ansprechpartner als Problem in der Betreuung von Mitarbeitern mit psychischen Störungen.

Mehr als eine Fallkonferenz

In der Diskussion mit den Teilnehmern wurde daher bereits beim zweiten Treffen damit begonnen, Themen zu identifizieren und für das nächste Treffen einen Experten als Vortragenden einzuladen. Entsprechend wurde das ursprünglich als reine Fallkonferenz konzipierte Format modifiziert, d. h. es fand eine Zweiteilung des Programms statt: zunächst Vortrag und Diskussion und dann im zweiten Teil die Besprechung von Fällen aus der Betriebsarztpraxis. Ein Geheimnis des Erfolgs ist sicher der Exklusivität geschuldet: Ein hochkarätiger Vortrag von etwa 30 Minuten für einen relativ kleinen Kreis und die Möglichkeit, intensiv zu diskutieren und Fragen zu stellen, ist sicher nicht ein alltägliches Fortbildungsangebot. Hinzu kommt, dass diese Treffen ein ideales Forum für den kollegialen Austausch bieten.

Das Themenspektrum der Vorträge in den vergangenen Jahren war angesichts der verschiedenen Interessen und Bedürfnisse der Teilnehmer breit gefächert. So stellten Vertreter verschiedener Versorgungseinrichtungen wie der Sozial-Psychiatrische Dienst, eine Klinik für medizinische Rehabilitation, die Gewaltopferambulanz, das Früherkennungszentrum, der Verein Arbeit & Integration, die Spezialambulanz für „Depression und Angsterkrankungen“ sowie das Zentrum für Neurologie und Neuropsychiatrie (ZNN) ihre Einrichtung vor.

Durch das persönliche Kennenlernen der zuständigen Ansprechpartner konnte zudem ein Kontakt für den „kurzen Dienstweg“ hergestellt werden, so dass unmittelbar aus der Betriebsarztpraxis bei Bedarf telefonisch der kollegiale Rat eingeholt oder ein Termin für den Mitarbeiter vereinbart werden kann. Aber auch innovative betriebsmedizinische Konzepte aus größeren Unternehmen wurden in diesem Kreis vorgestellt und diskutiert.

Das Spektrum medizinischer Themen, die in den vergangenen Jahren besprochen wurden, ist natürlich noch viel größer. Neben einem Vortrag zum State of the Art in Diagnostik und Therapie der Depression wurden spezielle Aspekte der Diagnostik und Behandlung depressiver Komorbidität bei Herzerkrankungen, bei Diabetes, bei Multipler Sklerose, bei Krebserkrankungen, bei Schmerz, bei Sucht ebenso beleuchtet wie die Differenzialdiagnose zu einer beginnenden demenziellen Erkrankung und zu Burnout sowie Fragen zu Interaktionen von Psychopharmaka und deren Auswirkung auf die Fahrtüchtigkeit. Weitere Vorträge befassten sich mit der Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz, geschlechtsspezifischen Besonderheiten depressiver Störungen, um nur einige Themen zu nennen, die eindrucksvoll demonstrieren, dass das Konzept der „Fallkonferenzen: Psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz – Aus der Praxis für die Praxis“ nicht zu Unrecht auch nach acht Jahren auf eine so große Resonanz stößt.

Derzeit liegt der Fokus wieder stärker auf Fallbesprechungen, wobei nicht nur die Betriebsärzte, sondern auch Psychiater und Psychotherapeuten Fälle aus ihrer Praxis vorstellen. Hierfür werden im Vorfeld Themenkomplexe benannt, die den Rahmen für die Fallselektion bilden, so z. B. depressive Störungen in der Lebensspanne. Denn der Fall des jungen Berufsanfängers stellt sich anders dar als der des Mitfünfzigers, der nach einem Merger um seinen Job fürchtet, oder der des Arbeitnehmers, der am Ende seines Berufslebens steht und sich ein Leben ohne die Firma nicht vorstellen kann.

Fazit: Netzwerk „Arbeit und Psyche“ – eine Erfolgsgeschichte

Schon nach kurzer Zeit hatten sich die ursprünglichen Fallkonferenzen zu einem Jour Fixe für Betriebsmediziner entwickelt. Inzwischen kommt ein „harter Kern“ von 15 bis 20 Betriebsärzten zu jedem Termin und auch nach mehreren Jahren – inzwischen findet das Treffen zum 28. Mal statt – kommen noch neue Teilnehmer dazu, die über Kollegen von diesem Angebot erfahren haben.

Schon längst ist der Teilnehmerkreis nicht mehr nur auf Düsseldorf beschränkt. Regelmäßig kommen Betriebsärzte aus Mönchengladbach, Köln, Remscheid, Wuppertal, Essen, aus der Gegend von Bonn und sogar aus Aachen und Dortmund. Wenn man die lange Anfahrt im Feierabendverkehr auf sich nimmt, dann kann man zurecht davon ausgehen, dass das Angebot besonders geschätzt wird und tatsächlich bedarfsorientiert ist. Die Adressdatenbank des Netzwerks wächst folglich ständig. Aktuell stehen etwa 8o Arbeitsmediziner auf der Einladungsliste und wenn aus terminlichen Gründen der quartalsmäßige Rhythmus einmal nicht eingehalten werden kann, erreichen die Moderatorin, Frau Dr. med. Ulrike Hein-Rusinek, oder die Geschäftsstelle Nachfragen, ob man einen Termin verpasst habe oder wann denn das nächste Treffen stattfinden wird. Es ist davon auszugehen, dass auch noch in den nächsten Jahren von dem Netzwerk berichtet werden kann.

    Info

    Bündnisse gegen Depression

    Der gemeinnützige Verein „Deutsches Bündnis gegen Depression e.V.“ verfolgt unter dem Dach der Stiftung Deutsche Depressionshilfe das Ziel die

    • gesundheitliche Situation depressiver Menschen zu verbessern,
    • das Wissen über die Krankheit in der Bevölkerung zu erweitern,
    • Suiziden vorzubeugen.

    Über 80 Regionen und Städte engagieren sich deutschlandweit auf lokaler Ebene für die Aufklärung der Öffentlichkeit über Depressionen und eine Verbesserung der Versorgung betroffener Menschen.

    Innerhalb der einzelnen Bündnisse arbeiten unterschiedliche Institutionen und Personen zusammen, die primär oder sekundär in die Versorgung depressiv erkrankter Menschen eingebunden sind. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit gewährleistet eine hohe Akzeptanz und breite Wirksamkeit des Aktionsprogramms auf lokaler Ebene.

    Quelle: www.deutsche-depressionshilfe.de

    Weitere Infos

    Düsseldorfer Bündnis gegen Depression

    www.depression-duesseldorf.de/

    Autorin

    Dr. phil. Viktoria Toeller

    Geschäftsstelle Düsseldorfer Bündnis gegen Depression

    c/o LVR-Klinikum Düsseldorf

    Bergische Landstraße 2

    40629 Düsseldorf

    viktoria.toeller@lvr.de

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