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Wissenschaftliches Fachprogramm

Allein schon die Keynote „Das ‚präventive Selbst’ im Zeitalter von Big Data“ von Prof. Stefan Selke von der Hochschule Furtwangen verspricht faszinierende Betrachtungen des „Lifeloggings“ (digitale Lebensführungsprotokolle) zwischen digitaler Alchemie und digitaler Souveränität. Der Vortrag konzentriert sich auf das sogenannte „Self-Tracking“, indem einerseits Beispiele für Gesundheitsmonitoring im Kontext von Medizin-, Wellness-, Fitness- und Lifestyle-Anwendungen sowie Human Tracking-Anwendungen im Kontext einer digitalisierten Arbeitswelt („Industrie 4.0“) vorgestellt sowie aus gesellschaftswissenschaftlicher Perspektive analysiert werden. Dabei wird der Leitthese gefolgt, dass digitale Technologien zur Vermessung des Seins zugleich episch, utopisch und mystisch sind. Diese drei Perspektiven gliedern den Vortrag.

Katrin Zittlau stellt anschließend im Panel „Arbeit in der digitalen Welt“ das Projekt „Prävention 4.0“ vor. Hier wird zu den Handlungsfeldern Führung, Organisation, Gesundheit und Sicherheit geforscht. Ziel ist es, Hilfen zur Selbsthilfe sowie ein Selbstbewertungsinstrument zur Nutzung durch Akteure in Unternehmen und Berater zu erarbeiten. Im Rahmen des Projekts wurden Berater zur Durchdringung und Bedeutung des Themas Arbeitswelt 4.0 im eigenen Unternehmen und bei den Kunden, befragt. Zudem wurden Gespräche mit Experten und sogenannte Zukunftsworkshops durchgeführt. Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Fachärzte für Arbeitsmedizin und wissenschaftliche Mitarbeiter standen dabei im Fokus des VDSI. Der Beitrag stellt die ersten Ergebnisse des Projekts vor und bietet daher auch einen Einblick in die aktuellen Erkenntnisse der Forschung sowie erforderlichen Maßnahmen für die Praxis.

Um Sicherheit am Beispiel kollaborierender Roboter geht es im Vortrag von Marc-André Weber. Speziell bei kollaborierenden Robotern können Berührungen zwischen Mensch und Roboter nicht ausgeschlossen werden, sie sind sogar teilweise gewünscht, etwa wenn der Mitarbeiter durch leichte Berührung den Roboter stoppen möchte. Deshalb sind hohe Anforderungen an Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten zu stellen. Im Vortrag werden zunächst die Spezifika für kollaborierende Roboter erläutert, deren Verbreitung in der Industrie erwähnt und Beispiele für ihren Einsatz in der industriellen Produktion gegeben. Darauf basierend werden als Schwerpunkt des Vortrags Faktoren für eine erfolgreiche und sichere Nutzung vorgestellt sowie rechtliche Anforderungen dargelegt, die in diesem Rahmen zu erfüllen sind.

Der zeitgemäßen Positionierung von Betriebsärzten widmet sich Dr. Manfred Albrod. Denn der fortschreitende Wandel des Erwerbslebens resultiert in veränderte Expositionen der Beschäftigten. Dass sich damit zwangsläufig die betrieblichen Anforderungen an die Akteure des präventiven Arbeits- und Gesundheitsschutzes ändern, wird am Beispiel der betriebsärztlichen Aufgaben verdeutlicht. Heute können Betriebsärzte dem Bedarf von Unternehmen und Beschäftigten eher in der proaktiven Rolle des Beraters, Unterstützers, Partners und Gestalters gerecht werden. Unter betriebswirtschaftlichen Aspekten wird es von zunehmender Bedeutung sein, fachliche Flexibilität und Vielseitigkeit transparent zu machen und den Nutzen betriebsärztlicher Tätigkeit als win-win-Situation für Unternehmen und Beschäftigte zu demonstrieren.

Patricia Helen Rosen widmet sich aus wissenschaftlicher Sicht den psychischen Belastungen durch neue Technologien. Sie stellt dabei ausgewählte Ergebnisse aus dem Projekt „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Wissenschaftliche Standortbestimmung“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin vor. Weiterer Schwerpunkt ist die Interaktionsevaluation zwischen Menschen und neuen Technologien, insbesondere der Mensch-Roboter-Interaktion.

Einen Methodenvergleich zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung präsentiert Dr. Katja Schuller. In ihrem Vortrag werden Verfahrensweisen und ihre jeweiligen Möglichkeiten und Grenzen vor dem Hintergrund der Ergebnisse aus einem aktuellen Forschungsprojekt der BAuA zur „Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung in der betrieblichen Praxis“ diskutiert.

Ein eigenes Panel ist einem Update zum Stand der Umsetzung der Präventionsgesetzes gewidmet. Aus Sicht der Krankenkassen bleibt es für Dr. Gregor Breucker abzuwarten, ob die neuen Strukturen und Kooperationsformen einen wirksamen Beitrag zur Steigerung der Zahl der Betriebe leisten, die sich aktiv in den verschiedenen Feldern des BGM engagieren. Auch die im Wettbewerb mit­­einander stehenden Krankenkassen sollen auch auf betrieblicher Ebene stärker als bisher zusammenarbeiten, der Beitrag beschäftigt sich mit den dafür wichtigen Rahmenbedingungen.

Prof. Dr. Stephan Letzel stellt die Kooperation der DGAUM und BARMER GEK zur Verbesserung der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention vor. Ziel des Projektes ist die Entwicklung von arbeitsmedizinischen Angeboten und Maßnahmen, die an die spezifischen Rahmenbedingungen kleinerer und mittlerer Unternehmen und deren Beschäftigte in ländlichen und strukturschwächeren Regionen angepasst sind und eine qualitativ hochwertige, umfassende und nachhaltige (arbeitsmedizinische) Versorgung an der Schnittstelle zwischen Arbeitsschutz und kurativer Medizin gewährleisten. Im Vortrag werden das Modellvorhaben und der aktuelle Sachstand vorgestellt.

Der Frage, ob evidenzbasierte Prävention in Betrieben geleistet werden kann, geht Prof. Dr. Hans Drexler nach. Evidenzbasierte Medizin (EBM) bedeutet, die individuelle klinische Erfahrung mit den besten zur Verfügung stehenden externen Nachweisen aus der systematischen Forschung zu verknüpfen. Der Erfolg dieser Methode ist stark abhängig von der zugrunde gelegten Suchstrategie, der Auswahl der Datenbanken. Einschränkungen können zu Verzerrungen führen, so dass das passende Gleichgewicht zwischen zu viel und zu wenig Publikationen gesucht und gefunden werden muss.

Im Panel „Unternehmenskultur und Führung“ befasst sich unter anderem Dr. Walter Eichendorf mit der neuen Präventionskampagne der DGUV und ihren Auswirkungen auf die betrieblichen Akteure. Sicherheit und Gesundheit müssen von Anfang an und in allen Lebensbereichen mitgedacht werden; der Mensch wird dazu in den Mittelpunkt gestellt. Unternehmen und Einrichtungen sollen dabei unterstützt werden, Prävention in alle Entscheidungs- und Handlungsebenen einzubeziehen.

Die Erfahrungen mit dem eLearning-Tool „psyGA“ für Führungskräfte“ stellt Prof. Dr. Jessica Lang vor. Führungskräfte können in ihrer Vorgesetztenfunktion einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der seelischen Gesundheit am Arbeitsplatz leisten – das ist wissenschaftlich erwiesen. Daher ist es zunächst wichtig, die Führungskräfte für die Schlüsselfunktion, welche sie im Rahmen der Gesunderhaltung der Beschäftigten einnehmen, zu sensibilisieren. Das konkrete Wissen über die möglichen Auswirkungen von bestimmtem Führungsverhalten (z.B. Wertschätzung und Unterstützung) auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten ist Voraussetzung dafür, dass Vorgesetzte, den in ihrer Position enthaltenen Handlungsspielraum optimal nutzen können, um negative psychische Beanspruchung zu minimieren. Als eine Maßnahme, den Führungskräften das Wissen um die Möglichkeit ihres Einflusses auf die Förderung der psychischen Gesundheit der Beschäftigten am Arbeitsplatz praktisch zu vermitteln, wurde 2012 die Entwicklung eines E-Learning Tool vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert im Rahmen des Projekts „psyGA“. Bis heute zählt dieses Tool zu den „Bestsellern“ der Materialien, die von psyGA zur Verfügung gestellt werden und wird kontinuierlich von Großunternehmen sowie KMUs über alle Branchen hinweg nachgefragt.

Ein weiterer, ganz aktueller Schwerpunkt des Kongresses ist den Themen „eHealth“ und „Telemedizin“ gewidmet: Den Vorteilen telemedizinischer Verfahren in der Arbeitsmedizin (z.B. Erweiterung der Zugangswege zu arbeitsmedizinischen und sicherheitstechnischen Beratungsleistungen für Arbeitnehmer - insbesondere in KMU, ggf. Reduzierung der Fahrtzeiten ohne Einschränkung der Beratungsleistung) stehen auch Nachteile (z.B. Verlust des nonverbalen persönlichen Kontakts zwischen Arbeitgeber bzw. Arbeitsnehmer und Arbeitsmediziner/Betriebsarzt, Reduzierung der arbeitsmedizinischen Betreuung ausschließlich auf eine telemedizinische Betreuung) gegenüber. Die renommierten Referenten werden sich unter anderem mit der Frage befassen, ob die Telemedizin tatsächlich ein Modell für die Arbeitsmedizin der Zukunft ist, wie dabei mit „Big Data“ umzugehen ist, wie „Watson“ Herausforderungen im Gesundheitswesen bewältigen kann, oder wie Telemedizin sich beispielsweise bei Offshore-Arbeitsplätzen einsetzen lässt.

Auch beim dritten Präventionskongress wird das Auditorium wieder eine ganz wichtige Rolle spielen: konfrontieren Sie unsere Referenten bei allen Themen mit Ihren eigenen praktischen Erfahrungen und individuellen Meinungen!

 

Das Programm in der Übersicht