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Psychische Gefährdungsanalyse als Merkmal des Corporate Health Award

Der Corporate Health Award

Die Globalisierung und der Strukturwandel stellen Unternehmen und ihre Mitarbeiter vor immer neuen Herausforderungen. Neue Technologien, ständiger Zeitdruck, komplexer werdende Aufgaben und kurze Erho-lungsphasen führen immer öfter zu Motiva-tionsverlust, innerer Kündigung, Burnout und arbeitsbedingten Erkrankungen. Dies zu ver-hindern und ein Umdenken anzuregen, ist eine der zentralen Aufgaben Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Es kann Leistungseinbrüche durch psychischen Stress oder Überforderung wirksam abfedern und das Wohlbefinden der Mitarbeiter nachhaltig fördern. Schließlich sind sie die wichtigste Ressource eines Unternehmens.

Seit 2009 zeichnet der Corporate Health Award Unternehmen für vorbildliches Gesundheitsmanagement aus und bietet den Unternehmen die Möglichkeit, sich als Corporate Health Company zu positionieren. Der Corporate Health Award ist die führende Qualitätsinitiative zum nachhaltigen Betrieblichen Gesundheitsmanagement im deutschsprachigen Raum. Durch die öffentlichkeitswirksame Auszeichnung von Unter-nehmen, die sich in besonderer Weise um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter verdient machen, betonen Handelsblatt, TÜV SÜD und EuPD Research die Vorbildfunktion guten Betrieblichen Gesundheitsmanagements und regen andere Unternehmen dazu an, ebenfalls aktiv in die eigenen Mitarbeiter zu investieren. In den letzten Jahren stand der Corporate Health Award unter der Schirmherrschaft unterschiedlicher Bundesministerien.

Das zentrale Element des Corporate Health Award ist ein in mehr als sieben Jahren Forschungsarbeit entwickeltes Qualitätsmodell zum Betrieblichen Gesundheits-management ( Abb. 1). Das Modell verbindet wissenschaftlichen Anspruch mit der für Unternehmen wichtigen Praktikabi-lität und wurde von über 500 Firmen zur Bewertung des eigenen Gesundheitsmanage-mentsystems herangezogen. Das Qualitätsmodell bildet die Grundlage des Corporate Health Award. Es ermöglicht zum einen, verschiedene BGM-Systeme anhand valider Qualitätskriterien miteinander in Verbindung zu setzen, zum anderen kann ein fundierter Benchmark erstellt und somit besondere Stärken und Optimierungspoten-ziale identifiziert werden.

Die Bewerbung zum Corporate Health Award ist unverbindlich. Die Bewertung erfolgt anhand fester, praxisvalidierter Qualitätskriterien, die um Gutachten unseres Expertenbeirats ergänzt werden. Die 22 besten teilnehmenden Unternehmen haben nach Absolvieren des Corporate Health Audits die Chance auf den Gewinn des Corporate Health Award. Die Auditergebnisse der 22 Finalisten werden von unserem Expertenbeirat gesichtet und die 11 jährlichen Gewinner bestimmt. Alle Preisträger werden abschließend auf der jährlich stattfindenden Preisverleihung in Bonn feierlich bekanntgegeben und öffentlichkeitswirksam als Deutschlands Gesündeste Unternehmen ausgezeichnet.

2014 wurden folgende Unternehmen im Rahmen des Corporate Health Award ausgezeichnet: Universität Paderborn, Lan-deshauptstadt München, Fraport AG, Deut-sche Telekom AG, TARGOBANK AG, Sandoz International GmbH, Schön Klinik GmbH, Emschergenossenschaft/Lippeverband, Airbus Operations GmbH, Unilever Deutschland GmbH. So lautete die Expertenbegrün-dung für Airbus beispielsweise: Das Gewinnerunternehmen hat eine vorbildliche Systematik zur Erfassung psychischer Belastungen mit Hilfe von Workshops und Ein-zelinterviews entwickelt. Eine umfassende Abteilung für Gesundheit und Prozessstrukturen und der direkte Kontakt zur Geschäfts-führung sind darüber hinaus ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Gesundheitsmanagements der Airbus Operations GmbH.

Mit dieser Begründung wird gleichzeitig ein wesentliches Themenfeld im Betrieblichen Gesundheitsmanagements angespro-chen: Die Analyse der psychischen Belastung am Arbeitsplatz. Nach dem Arbeitsschutz-gesetz (ArbSchG) und der Unfallverhütungs-vorschrift „Grundsätze der Prävention“ (BGV A1 bzw. GUV-V A1)“ sind alle Arbeitgeber – unabhängig von der Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – dazu verpflichtet, eine psychische Gefährdungsbeurteilung durchzuführen. Jedoch zeigt sich, dass trotz klarer gesetzlicher Verpflichtung die Gefährdungsbeurteilung noch nicht flächen-deckend und in der erforderlichen Systematik durchgeführt wird.

Die psychische Gefährdungs-beurteilung – Ein Instrument von EuPD Research

Auf Basis einer im Jahr 2014 durchgeführten Befragung mit betrieblichen Personal- und Gesundheitsmanagern konnte EuPD Research zeigen, dass die Bedeutung des Themas erkannt und Maßnahmen bei mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen eingeleitet wurden ( Abb. 2). Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass gerade bei mittelständischen Unternehmen noch großer Handlungsbedarf besteht. Je kleiner die Unternehmen, desto eher wird die psychische Gefährdungsanalyse vernachlässigt.

EuPD Research hat insbesondere für diese Unternehmen ein Messinstrument zur Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen psychischen Gefährdungsbeurteilung entwickelt.Der Vorteil dieser strukturierten Vor-gehensweise liegt unter anderem darin, dass besonders relevante Belastungsquellen erkannt und zielgerichtet mit Priorität angegangen werden können. Die im Instrument eingesetzten Module zur Ermittlung psychi-scher Gefährdungen identifizieren potenziell kritische Beanspruchungskombinationen, auf deren Basis entsprechende Gegenmaßnahmen implementiert werden können. Die Basis des Screening-Verfahrens bildet ein Messinstrument, der sowohl Personenmerk-male als auch Merkmale der Arbeitstätigkeit in einer systematischen Erhebung beachtet. Der Mehrwert der durch EuPD Research geführten Analyse besteht aber nicht in der Weitergabe von Ergebnisgrafiken und Zahlenwerten. EuPD Research bleibt im Haus, wenn es darum geht, die gefundenen Erkenntnisse in Handlungen zu überführen. Unser Vorgehen sieht vor, dass nach Beendi-gung der Analyse die Ergebnisse den zustän-digen Ansprechpartnern (in der Regel dem Leitungskreis) zur Verfügung gestellt werden und mit ihm die relevanten Erkenntnisse diskutieren werden. Bei der weiteren Bearbeitung beraten wir die Unternehmen bei der Wahl der richtigen Strategie und der Definition von Kurz- und Fernzielen. Denn es ist klar, jede erfolgreiche Gefährdungsbeurteilung kann am Ende nur so gut sein kann wie die Maßnahmen, die im Anschluss an die Ergebnisinterpretation im Unternehmen umgesetzt werden.

Literatur

Ahlers E: Belastungen am Arbeitsplatz und betrieb-licher Gesundheitsschutz vor dem Hintergrund des demographischen Wandels. Ergebnisse der PARGEMA/WSI Betriebsrätebefragung 2008/09. Düsseldorf: WSI-Diskussionspapier, 2011, S. 175.

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Hrsg.): Gefährdungsbeurteilung psychischer Belas-tungen. Erfahrungen und Empfehlungen. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 2013.

Ducki A, Schröder H, Klose J, Meyer M (Hrsg.): Fehlzeiten-Report 2012. Gesundheit in der flexiblen Arbeitswelt: Chancen nutzen – Risiken minimieren. Berlin: Springer, S. 191–202.

Koch S, Schulz H-J: DGB-Index Gute Arbeit zeigt: Gefährdungsbeurteilungen kommen zu wenig bei Beschäftigten an. Gute Arbeit 2008; 9: 27–28.

Patrick J, Henssler T, Henssler S: Gesundheitsmanagement 2014. In: Jonas P, Henssler T, Henssler S (Hrsg.): Corporate Health Jahrbuch 2014: Betrieb-liches Gesundheitsmanagement in Deutschland. Bonn: Hoehner Research & Consulting Group, 2014.

Schneider G: Sind psychische Erkrankungen für uns überhaupt ein Thema? Der Sicherheitsingenieur 2013: 14–19, 17.

Ulich E: Arbeitspsychologie, 7. Aufl. Stuttgart: Kohl-hammer, 2011, S. 185–314.

    Autor

    Dr. phil. Thomas Olbrecht

    Leiter Markt- und Sozialforschung

    EuPD Research

    Adenauerallee 134

    53113 Bonn

    t.olbrecht@eupd-research.com

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